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Lennox 01 - Lennox

Titel: Lennox 01 - Lennox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Beziehungen zur Polizei in Ruhe gelassen wurde.«
    Ferguson runzelte die Stirn, doch seine Miene verriet, dass er es nicht für unmöglich hielt: In Glasgow gab es ein Gesellschaftsspiel, das zumeist in den Umkleideräumen der Western Baths ausgetragen wurde und Umschlag-wechsel-dich hieß. Die Western Baths waren sehr beliebt bei hohen Polizeibeamten, Geschäftsleuten und Glasgower Unternehmensberatern.
    »Tja, mehr hab ich nicht«, sagte ich, als hätte ich alles dargelegt, was ich darzulegen hatte. Damit konnte ich nicht einmal mich selbst überzeugen. Doch wie immer war Fergusons Miene nur schwer zu deuten.
    »Sie hätten zu mir kommen sollen, als Andrews ermordet wurde«, sagte er. Unsere Stimmen hallten im Saal wider.
    »Ich wusste ja nicht mit Sicherheit, dass es ein Mord war. Außerdem haben Sie nichts, mit dem Sie weitermachen könnten.« Ich machte eine Kopfbewegung zu Andrews’ Leiche. »Sie können nicht einmal beweisen, dass es kein Unfall war.«
    »Aber von Ihnen habe ich genug erfahren, um eine Morduntersuchung einzuleiten. Unmittelbar vor seinem Tod ein Hilferuf und die Erklärung, sein Leben sei bedroht. Und wir wissen, dass Tam und Frankie McGahern ermordet wurden. Jetzt gibt es eine Verbindung zu Andrews’ Tod.«
    Ich nickte nachdenklich. Ich wusste, dass ich ihm nicht genug gesagt hatte, um es dem Staatsanwalt vorzulegen. Die gefälschten Frachtbriefe, von denen Andrews mir am Telefon erzählt hatte, hatte ich Ferguson verschwiegen. Und die vierte Leiche in dem Fall hatte ich auch nicht erwähnt: Entenschwanz-Bobby, der jetzt wahrscheinlich eine bessere Pastetenfüllung hergab als zu Lebzeiten einen Schmalspurgangster. Ich hatte außerdem verschwiegen, was ich aufgeschnappt hatte, wie auch mein unbestimmtes Gefühl, dass Fred MacMurrays Double und seine Freunde nichts mit der Bande von Amateuren zu tun hatten, die versucht hatte, mich auf der Argyle Street aufzulesen. Ich wollte Zeit gewinnen, um selbst tiefer zu graben. Ferguson war ein guter Polizist, aber seine Untergebenen rangierten alle irgendwo zwischen unfähig und korrupt. Entweder zertraten sie sämtliche Beweisstücke unter den Schuhsohlen, oder – wenn ich recht hatte und jemand bei der Polizei auf Lillians Gehaltsliste stand – sie ließen sie verschwinden. Außerdem arbeitete ich nicht für die Belange der Rechtspflege: Ich wurde von Willie Sneddon bezahlt.
    »Sie werden Lillian Andrews vernehmen?«, fragte ich.
    »Muss ich. Ich muss der Sache auf den Grund gehen, Lennox.«
    »Hören Sie, Jock. Ich habe Ihnen meins gezeigt, jetzt zeigen Sie mir Ihres. Was haben Sie gemeint, als Sie sagten, dass ich nicht weiß, worauf ich mich einlasse?«
    Ferguson zog John Andrews das Laken übers Gesicht, schob die Schublade zurück und schloss die Tür. Ich dachte an Andrews’ Bentley, sein großes Haus mit den modernen Möbeln und die Sechzig-Guinees-Anzüge. Jetzt gehörte ihm nur noch ein Wickellaken und eine gekühlte Stahlschublade, und selbst die waren nur geliehen. Es erinnerte mich daran, wie es war, wenn im Krieg jemand fiel, den man gekannt hatte: Alles, was er einem über sein Leben erzählt hatte, sämtliche Gespräche mit ihm wurden unwirklich, wenn er in Hackfleisch verwandelt vor einem lag.
    »Sie wissen nicht, worauf Sie sich einlassen, glauben Sie mir. Und ich weiß es leider auch nicht. Ich weiß nur, dass es irgendwas Politisches ist. McNab hat Hummeln im Hintern, und die hat ihm jemand da reingesteckt, und ich glaube, sie sind den ganzen Weg von Whitehall bis hierher gesummt.«
    »Was?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir reden hier über die McGaherns, nicht über Burgess und Maclean. Zwei Räuber und eine Hure. Was soll daran politisch sein?« In Wirklichkeit hatte Fergusons Bemerkung bei mir sämtliche Alarmglocken ausgelöst. Ich hatte Vermutungen, woher Fred MacMurrays kleiner Bruder und seine Spielkameraden hergekommen waren, aber mir wollte auf den Tod nicht einfallen, was sie mit dem schäbigen kleinen Reich der McGaherns zu tun haben sollten.
    »Ich kenne die Geschichte nicht«, sagte Ferguson. »Ich weiß nur, dass auf dem Revier St. Andrew’s Street ein paar Kerle von der Special Branch herumgeistern. Und der eine oder andere Militärheini auch.«
    »Gestern Abend bin ich McNab über den Weg gelaufen. Oder, genauer, er mir. Zufällig absichtlich. Er hatte zwei Militärpolizisten bei sich. Irgendein Mist wegen gestohlener Uniformen.«
    »Das ist kein Mist«, erwiderte Ferguson. »Aber so weit ich es

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