Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
sein? Ihr Vater? Wahrscheinlich. Onkel Kinnison? Möglich. Jemand anderes? Nicht anzunehmen. Wann sollte die Tat stattfinden? Und wo? Und wie? Sie wußte es nicht. Doch sie mußte es wissen. Die einfache Aufzählung der Namen hatte nicht genügt – vielleicht half ihr eine direkte Gegenüberstellung weiter. Warum kam Paps denn nicht endlich? Oder sollte sie lieber wünschen, daß er überhaupt nicht käme?
In diesem Augenblick betrat Virgil Samms den Ballsaal.
»Und außerdem hat mir auch Paps gesagt«, fuhr sie leise fort und blickte Herkimer zum erstenmal seit langer Zeit direkt in die Augen, »daß ich mit jedem tanzen soll. Also wirst du verstehen ... Oh, da ist er ja ... dort drüben! Ich habe mich schon gefragt, ob er überhaupt noch kommt.« Sie nickte in Richtung auf die Tür und plauderte munter weiter. »Er kommt niemals zu spät, weißt du, und ich ...«
Er hob den Kopf, und als sein Blick auf den Lens-Träger fiel, verriet er Jill drei wichtige Tatsachen. Das Opfer war ihr Vater, und die Tat sollte hier stattfinden, und zwar noch am gleichen Abend. Sie wußte später nicht, wie sie es geschafft hatte, sich nicht zu verraten, doch irgendwie gelang es ihr.
Ihre Gedanken überstürzten sich. Sie war in höchster Erregung. Was konnte sie tun? Sie wußte von dem Plan, doch sie hatte nicht den geringsten Beweis, und wenn sie sich irgendwie zu erkennen gab, waren die Folgen womöglich nicht abzusehen.
Nach dem Tanz war es vielleicht schon zu spät. Sie konnte sich natürlich entschuldigen, aber das hatte eigentlich keinen Sinn. Sie wußte, daß es keiner ihrer Freunde über sich bringen würde, sich durch seine Lens anzusprechen, während sie mit Herkimer zusammen war ... Zum Teufel mit dem Taktgefühl! Sie konnte natürlich versuchen, ihrem Vater ein Zeichen zu geben, da sie ihn immerhin eine Zeitlang nicht gesehen hatte. Nein, bei Mase war es vielleicht ungefährlich. Er starrte ihr ohnehin die ganze Zeit nach. Irgendwie mußte sie ihn dazu bringen, seine Lens zu benutzen ...
Northrop schaute sie an, und über Herkimers Schulter blickend, ließ sie ihr Gesicht die Angst widerspiegeln, die sie empfand.
»Brauchst du mich, Jill?« Sein durch die Lens gesandter Gedanke berührte nur die äußeren Schichten ihres Geistes. Ein volles gedankliches Eindringen ist intimer als ein Kuß, und nur Virgil Samms hatte bisher auf diese Weise mit ihr in Verbindung gestanden.
»Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemanden so dringend gebraucht! Schnell, Mase! Bitte!«
Zögernd konzentrierte er sich mit der vollen Kraft seiner Lens auf das Mädchen, doch als er die Dringlichkeit ihrer Nachricht erfaßte, verlor er sofort jede Scheu.
»Jack! Knirps! Mr. Kinnison! Mr. Samms!« wandte er sich hastig an die anderen anwesenden Lens-Träger. »Hören Sie sich das bitte an!«
»Ruhig, Mase! Ich werde mich darum kümmern«, dachte Roderick Kinnison. »Das erste Problem sind die Waffen. Trägt jemand außer mir eine Waffe? Du, Knirps?«
»Selbstverständlich.«
»Habe ich mir fast gedacht. Aber was ist mit dir und Mase, Jack?«
»Wir haben unsere Lewistons dabei.«
»Unverbesserlich. Mein Junge, ein Blaster eignet sich wirklich nicht für alle Gelegenheiten. In einer solchen Menschenmenge sollte man sich auf den Mann beschränken können, auf den es ankommt. Ihr beiden marschiert also zu meinem Wagen hinaus – aber gefälligst schnell!« Jeder Lens-Träger wußte, daß Roderick Kinnisons Auto ein rollendes Waffenarsenal war. »Leider bist du nicht auch in Uniform, Virge – aber das können wir nicht mehr ändern. Du gehst jetzt weiter und begibst dich langsam in die Nordwestecke des Saales. Knirps folgt dir dichtauf.«
»Aber das Ganze ist doch nur ein Hirngespinst und hat keine ...«, protestierte Samms, doch Kinnison unterbrach ihn.
»Virgil, du müßtest es eigentlich besser wissen. Überlaß uns die Sache, bis du richtig nachgedacht hast. Jill, du kannst dich jetzt beruhigen. Wir haben Virge unter unsere Fittiche genommen. Außerdem habe ich schon Verstärkung angefordert. Du kannst dich also wirklich entspannen, ja? Gut. Ich will euch natürlich nicht verschweigen, daß die nächsten Minuten kritisch werden können. Bist du sicher, daß Herkimer wirklich eine Schlüsselfigur in dem Komplott ist, Jill?«
»Ganz sicher, Onkel Rod.« Sie fühlte sich ungemein erleichtert, daß die Lens-Träger ihr das Problem abgenommen hatten.
»Gut! Dann laß dich dazu überreden, ab sofort jeden Tanz mit ihm zu tanzen. –
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