Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
Richtung und sah einen Mann, der unauffällig die Hand in die Hosentasche gleiten ließ, wie um nach seinem Taschentuch zu greifen.
Im nächsten Augenblick hätte Jill lauthals aufgeschrien und mit dem Finger auf den Mann gedeutet – doch dazu blieb ihr keine Zeit. Die Lens-Träger, die in enger Verbindung mit ihr standen, handelten sofort. Noch ehe sich das Mädchen rühren konnte, peitschten fünf Schüsse auf.
Jill begann erst zu schreien, als alles vorbei war – doch da ging ihr Schrei bereits in dem allgemeinen Durcheinander unter und fiel nicht weiter auf.
Der waffengeübte Conway schoß als erster, und seiner Schnelligkeit war es zu verdanken, daß Virgil Samms am Leben blieb. Der Attentäter hatte bereits Conways Kugel im Kopf, als er den Abzug seiner Waffe betätigte. Seine Hand zuckte nach oben und lenkte das Geschoß, das auf das Herz des Lens-Trägers gezielt war, durch die Muskeln seiner linken Schulter.
Die Kugel der anderen drei Lens-Träger fanden Sekundenbruchteile später ihr Ziel. Der Mann sank zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Samms schwankte, hielt sich jedoch auf den Beinen, bis ihn der ältere Kinnison gewaltsam zu Boden zog.
»Zurück! Zurück!« begannen einige Männer zu rufen, ohne Anstalten zu machen, ihrem eigenen Ratschlag zu folgen.
Kinnisons Kasernenhofstimme machte sich schließlich erfolgreich bemerkbar. »Alle Männer zwanzig Schritte zurück!« brüllte er. »Besorgen Sie uns eine Bahre! Die Frauen kommen näher heran. Ist ein Arzt anwesend?«
Ein Doktor meldete sich, und nachdem man ihn auf Waffen untersucht hatte, machte er sich sofort an die Arbeit.
»Joy, Betty, Jill, Clio«, wandte sich Kinnison an seine Frau, seine Tochter Virgilia Samms und Mrs. Costigan. »Ihr vier stellt euch bitte hier auf. Dann Sie – und Sie, und Sie ...« Und er winkte einige Frauen heran. »Sie stellen sich bitte um ihn und decken ihn, damit niemand mehr auf ihn schießen kann. Die anderen Damen ziehen sich bitte etwas zurück und bilden eine Reihe hier herum ... jawohl. Jack, du stellst dich dorthin. Mase dorthin; Knirps, du dort am Ende. Ich bleibe hier. Und nun zuhören! Ich kann selbst sehen, daß keine der anwesenden Damen oberhalb der Gürtellinie eine Waffe versteckt hält – ich darf Sie also bitten, die Hände oben zu behalten. Wenn jemand eine falsche Bewegung macht, ist sofort zu schießen. Verstanden?«
»Ich protestiere! Ihr Verhalten ist empörend!« rief eine weibliche Stimme.
»Madam, ich stimme Ihnen voll und ganz zu«, lächelte Kinnison gezwungen. »Aber Sie müssen verstehen, daß diese Vorsichtsmaßnahmen leider nicht zu umgehen sind. Ich werde mich bei den Damen entschuldigen – wenn nötig sogar schriftlich – sobald wir Virgil Samms sicher an Bord der Chicago genommen haben. Aber vorher würde ich nicht einmal meiner eigenen Großmutter trauen.«
Der Arzt wandte sich um. »An Bord der Chicago? Die Wunde ist zwar nicht weiter schlimm, aber ich muß den Mann trotzdem sofort in ein Krankenhaus einweisen. Ah, da ist ja die Tragbahre. Bitte, heben Sie ihn an ... langsam ... gut so. Und rufen Sie eine Ambulanz.«
»Schon längst geschehen, Doktor. Aber wir müssen ohne Krankenhaus auskommen. Ein Hospital ist mir zu riskant. Zu viele Fenster. Die Patienten sind praktisch ungeschützt.«
»Aber wenn es um dein eigenes Leben geht, ist dir kein Risiko zu groß!« sagte Jill vorwurfsvoll. Sie kniete neben ihrem Vater und hielt ihm den Kopf. Nachdem sie sich überzeugt hatte, daß keine Lebensgefahr für den Lens-Träger bestand, begann sie sich wieder für die Dinge zu interessieren, die um sie herum vorgingen. »Dabei bist du nicht weniger wichtig und stellst dich ungeschützt in die Gegend. Laß eine zweite Bahre kommen und leg dich drauf – dann können wir dich auch beschützen. Und sei bitte so einsichtig, deine eigenen Ratschläge auch auf dich anzuwenden!«
»Ich halte so etwas für überflüssig. Wenn der Anschlag gelungen wäre, hätte ich vielleicht Grund zur Sorge, denn möglicherweise wäre ich Nachfolger deines Vaters geworden. Aber da er praktisch nur einen zweiten Kratzer abbekommen hat, besteht überhaupt kein Grund, den zweiten Mann unserer Organisation zu beseitigen, auch wenn ich ein besonders guter zweiter Mann sein sollte.«
»Kratzer!« erregte sich Jill. »Du nennst diese entsetzliche Wunde einen Kratzer?«
»Natürlich ... mehr ist es doch nicht«, erwiderte er ehrlich überrascht. »Und das hat dein Vater dir zu verdanken. Kein Knochen
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