Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
keine Ausnahme machen.«
»Natürlich nicht.«
»Bitte legen Sie diesen Laufzettel Mr. Calkins im Zimmer 6217 vor; er wird sich Ihrer annehmen. Auf Wiedersehen.«
Nachdem man Mr. George Washington Jones einer eingehenden medizinischen Untersuchung unterzogen hatte, wurde er in einem etwas zweifelhaften Hotel untergebracht. Hier öffnete er seinen unansehnlichen Koffer. In einem besonders geschützten Geheimfach befand sich seine Lens.
»Clio?« fragte er, und vor seinem inneren Auge erschien das Bild seiner Frau. »Liebling, ich hab's geschafft, ohne das geringste Mißtrauen zu erregen. Ich werde mich jetzt eine Zeitlang nicht mehr melden können; das wäre zu gefährlich. Ich hoffe, es wird nicht zu lange dauern. Also auf Wiedersehen, und gib dem Kleinen einen Kuß von mir!«
»Sieh dich vor, Knirps! Ich wünschte, ich könnte mitkommen!«
»Das wäre wunderbar. Aber es geht leider nicht. Außerdem weißt du selbst, wie schwierig es ist, einen Babysitter zu bekommen. Die Jungens werden mit dir in Verbindung bleiben und dich auf dem laufenden halten.«
Es ist im Grunde erstaunlich, wie wenig sich im modernen Bergbau an den alten Methoden geändert hat. Trotz des technischen Fortschritts, trotz der zahlreichen Maschinen, die ihren Weg vor Ort finden und dem Kumpel dort die Arbeit erleichtern, kriecht der Mensch noch immer wie ein Schlangenwesen durch die Stollen. Er ist noch immer dort, wo sich auch das Erz befindet, das er fördern soll. Er sorgt nach wie vor dafür, daß das kostbare Fördergut dorthin gebracht wird, wo es unsere zivilisierte Welt bearbeiten kann. Und nach wie vor stirbt er bei diesem Versuch – und oft genug ist die Todesursache unbekannt.
George Washington Jones wurde als gewöhnlicher Hauer nach Eridan geschickt. Er fuhr in den Schacht ein: Eintausendsechshundert Meter schwebte er neben der in ständiger Bewegung befindlichen Förderanlage nach unten, und wurde dort auf einem Erzwagen über eine waagerechte Entfernung von etwa zwölf Kilometern in die hellerleuchtete Höhle gebracht, die als Hauptstation der zwölften und untersten Fördersohle ausgebaut war. Hier wurde ihm eine Schlafkoje zugewiesen, in der er die nächsten fünfzehn Nächte verbringen mußte. Nach jeweils fünfzehn Tagen im Schacht standen ihm drei freie Tage auf der Planetenoberfläche zu.
Zu Fuß legte er weitere vierhundert Meter zurück und arbeitete sich in einem steilen Förderstollen empor, der stellenweise kaum breiter war als seine Schultern, bis er die Förderstelle erreichte, die etwa hundert Meter über Station Zwölf lag. Er meldete sich bei dem Schichtleiter, der in der nächsten Zeit sein Vorgesetzter war, und machte sich mit seinem Schürfgerät an die Arbeit. Dieser Apparat hatte zwar nur noch wenig mit einer gewöhnlichen Schaufel gemein, verlangte aber trotzdem harte Arbeit von den Bergleuten. Die Erztypen kannte er bereits – das glänzende, fast metallische Schwarz der Pechblende, das Gelb des Autunits und Karnotits, die verwirrenden Grundtöne des Torbernits. Seine scharfen Augen übersahen nichts, und er trennte mit größter Gewissenhaftigkeit das wertvolle von dem Abfallgestein, das in den gut abgestützten Auffüllhöhlen der Förderstollen verschwand.
Er gewöhnte sich bald an die Arbeit und an die trockene komprimierte Luft. Und als nach einigen Tagen sein laut gebrülltes »Achtung da oben!« von einem nicht weniger lauten »Und da unten auch!« beantwortet wurde und ihm eine Handvoll kleiner Steine entgegenpolterte, wußte er, daß er in die Gemeinschaft der Männer unter Tage aufgenommen worden war. Er hatte seinen Platz gefunden.
Er wußte auch, daß er hier seine jahrelang geübte Zurückhaltung aufgeben mußte, wenn er etwas erreichen wollte, und nachdem er einige Tage über das Problem nachgedacht hatte, hatte er einen Plan. An seinem ersten ›freien‹ Tag in Danapolis schloß er sich einer Gruppe seiner neuen Freunde an, und gemeinsam machten sie die Stadt unsicher, wobei sie natürlich bald von einer Gruppe stark geschminkter und parfümierter Mädchen umringt waren. Doch bei dieser Gelegenheit legte der junge Jones ein seltsames Verhalten an den Tag.
»Einen Drink, Mister? Und einen kleinen Tanz?«
»Mach, daß du wegkommst, Puppe!« erwiderte er und schob das Mädchen zur Seite. »Ich muß mich unter Tage genug anstrengen – da kann ich auf dich verzichten.«
Ohne zu merken, daß das Mädchen zwei bulligen Kerlen zuzwinkerte, denen das Wort ›Rausschmeißer‹
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