Lensmen 02 - Die ersten Lensmen.rtf
steilen Schacht hinab, der die Förderstelle von der Sohle Zwölf trennte. Zu seiner großen Freude war der Schacht begehbar, so daß er das Signal geben konnte. Anschließend führte er seine Leute durch den dunklen und ruhigen Querstollen zur Station, wobei er sich fragte, warum die Stationsbesatzung angesichts der im Überfluß vorhandenen Notausrüstung nichts unternommen hatte. Die Gruppe stieß auf einige kleine Einstürze, die jedoch ohne Schwierigkeiten zu überwinden waren.
In der Station brannte kein Licht. Jones richtete seine Helmlampe auf die Notschalttafel, schlug die Glasscheibe ein und drückte verschiedene Knöpfe. Augenblicklich ging das Licht an, eine Sirene begann zu heulen, und eine Glocke läutete schrill. Die Luftpumpe begann wieder stärker zu arbeiten. Dagegen schien die Wasserpumpe sehr überlastet zu sein. Sie ächzte und stöhnte, und es hatte den Anschein, als ob sie jeden Augenblick ausfallen würde.
Die Station war unbeschädigt; die dicken Stahlwände vermochten auch einem tausendmal stärkeren Druck standzuhalten. Doch die Stammbesatzung lebte nicht mehr; vier Mann und eine Frau – die Krankenschwester – lagen bewegungslos am Boden – offenbar war die Katastrophe so schnell hereingebrochen, daß sie keine Vorkehrungen mehr treffen konnten. Der Rauch, der vom Hauptschacht hereindrang, wurde von Minute zu Minute dichter. Jones drückte erneut auf einen Knopf, und eine zentimeterdicke Asbestwand glitt lautlos vor die Tunnelöffnung. Costigan dachte an die Unglücklichen, die jetzt noch draußen waren; doch eine Rettungsexpedition war unmöglich. Wenn dort noch jemand am Leben war, konnte er die Schutztür auch von außen öffnen.
Der beißende Rauch wurde abgesaugt, die Notlampen gingen aus und die Sirene verstummte. Der Schichtführer, nun offenbar Leiter der gesamten Fördersohle, legte seine Maske ab und griff nach dem Walkie-Talkie-Gerät. Langsam sprach er hinein, lauschte, sprach erneut und zählte einige Namen auf. Doch offenbar erhielt er kaum Antwort.
»Wright – und Sie und Sie und ...« Und er wählte fünf Bergleute aus, die einen zuverlässigen Eindruck machten. »Sie bewaffnen sich mit diesen Pistolen und machen rücksichtslos davon Gebrauch, wenn es nötig sein sollte. Sie sorgen dafür, daß der Querstollen soweit wie möglich freigeräumt wird. In Förderstollen Sechzig ist ein Schichtführer mit neunzehn Mann eingeschlossen. Die Leute haben Licht und Strom da oben und auch Luft – und graben sich langsam nach unten durch. Wenn wir eine Fräse einsetzen, können wir ihnen von unten wertvolle Hilfestellung geben. Die anderen arbeiten sich langsam im Querstollen vor und kontrollieren sämtliche Förderstollen und Notausstiege – ich bitte mir eine sorgfältige Überprüfung aus! Wenn dort draußen noch jemand am Leben ist, soll er sich sofort bei mir melden ...«
»Und wozu soll das gut sein?« schrie jemand. »Wir sind sowieso alle geliefert in dieser Falle! Ich will Wasser und ...«
»Halt's Maul!« sagte eine brutale Stimme, und ein Geräusch verriet, daß der Ängstliche gewaltsam zum Schweigen gebracht wurde. »Wir haben genug Wasser – ganze Tanks voll!« Ein grauhaariger Bergmann nickte dem selbsternannten Anführer zu und deutete auf die überlastete Wasserpumpe. »Scheint fast, daß wir plötzlich zuviel Wasser haben, wie?«
»Durchaus möglich. Aber darum kümmern wir uns noch. An die Arbeit!«
Als die Männer verschwunden waren, beschäftigte sich Jones erneut mit dem Sprechfunkgerät.
»Ich will jemand von oben sprechen!« sagte er.
»Oh, da unten in Sohle Zwölf scheint doch noch jemand am Leben zu sein!« sagte eine Mädchenstimme. »Mr. Clancy! Mr. Edwards!«
»Zur Hölle mit Clancy und Edwards!« bellte Jones. »Geben Sie mir den Chefingenieur und den Grubenmeister – und zwar schnell!«
»Hier spricht Clancy.« Wenn der Personalchef Costigans Bemerkung gehört hatte, ließ er es sich nicht anmerken. »Stanley und Emerson sind gleich hier. In der Zwischenzeit können Sie mir vielleicht sagen, mit wem ich spreche. Ich erkenne Ihre Stimme nicht ...«
»Hier spricht Jones, Schichtleiter von Stollen Neunundfünfzig. Es war nicht ganz leicht, bis zur Station vorzudringen ...«
»Was? Und so sind Pennoyer und Riley? Und was ist mit ...?«
»Alle tot. Gas oder Wetterschlag. Ohne Vorwarnung.«
»Wo waren Sie, als es passierte?«
»Oben vor Ort.«
»Um Himmels willen!«
»Aber Hölle, was ist eigentlich los? Wo ist es
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