Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
brüllten widersprüchliche Befehle.
»Alle Männer, die nicht zu den Freiwachen gehören, niederstrahlen!« dröhnte Helmuths überschnappende Stimme durch die Kuppel. »Sie da, an Kontrolle 479! Strahlen Sie den Mann auf Steg 28 nieder – bei Kontrolle 495!«
Helmuths genaue Anweisungen führten dazu, daß in den nächsten Minuten mehrere unfreiwillige Helfer Kinnisons zerstrahlt wurden – doch schon waren andere zur Stelle, und bald gerieten die Fronten wieder ins Fließen, so daß schließlich jeder jeden beschoß. Und dann kam die Sekunde Null. Die Flotte der Galaktischen Patrouille war kampfbereit; ihre Schiffe warteten auf den Feuerbefehl. Die Energiespeicher waren bis zum letzten Watt gefüllt, Generatoren und Waffen waren auf höchste Leistung geschaltet. Die Feuerleitoffiziere saßen an ihren Kontrollen, die Hände in der Nähe der Feuerknöpfe – ihre Augen waren auf die Sekundenzeiger der Präzisionsuhren gerichtet. Aus dem Lautsprecher drang die Stimme Admirals Haynes'.
Der »Alte« wollte es sich nicht nehmen lassen, persönlich den Feuerbefehl zu geben, und er saß am Feuerleitstand für die gesamte Flotte. Neben ihm hatte von Hohendorff Platz genommen, der alte Kommandant des Kadettenkorps. Beide Veteranen hatten es nicht für möglich gehalten, daß sie jemals wieder in einem Raumkrieg mitwirken wurden – und nur ein Befehl des Galaktischen Rates hätte sie von der Teilnahme abgehalten. Jetzt waren sie entschlossen, die Sache bis zum Ende durchzustehen – wobei noch nicht feststand, um wessen Ende es sich handeln würde.
»Denkt daran, Jungs«, sagte Haynes leise. »Sie lassen die Hände von den Feuerknöpfen, bis ich es Ihnen sage! Ich werde Ihnen rechtzeitig vorher Bescheid geben ... ich werde die letzten fünf Sekunden auszählen. Ich weiß, daß Sie alle gern den ersten Schuß abgeben möchten, aber Sie sollten daran denken, daß ich jeden persönlich umbringen werde, der meinem Befehl auch nur um eine Tausendstelsekunde zuvorkommt, verstanden? Er dauert nicht mehr lange – der Sekundenzeiger hat eben seine letzte Runde begonnen. Hände weg von den Kontrollen, habe ich gesagt – nicht mehr lange ... noch fünfzehn Sekunden ... haltet euch zurück, Jungs ... gleich zähle ich ...« Seine Stimme wurde leiser. »Fünf ... vier ... drei ... zwei ... eins ... FEUER!« brüllte er.
Wenn einige Waffenmaate wirklich etwas schnell am Drücker waren, so fiel das nicht ins Gewicht. Von der Wirkung her war es ein einziger gewaltiger Vernichtungsschlag, der aus hunderttausend gleichzeitig aktivierten Projektoren über Helmuths Basis dahinbrandete. Die Offiziere der Patrouille nahmen keine Rücksicht für ihre Projektoren. Sie brauchten ihren Angriff nur fünfzehn Minuten durchzuhalten – wenn sie dann nicht gewonnen hatten, war ohnehin nichts zu retten.
Das ungeheure Schauspiel diese Angriffes entzieht sich jeder Beschreibung. Wie will man einem Blinden das Blau des Himmels oder das Flackern eines Feuers verdeutlichen? Beschränken wir uns auf die Feststellung, daß die Angriffsstrahlen der Patrouille ihr Ziel fanden und daß Helmuths automatische Schirme bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht wurden.
Wären Helmuths reaktionsschnelle Offiziere auf dem Posten gewesen, und hätten sie die Schirme der Station aus den ihnen zur Verfügung stehenden unerschöpflichen Energiequellen gestärkt, wäre der titanische Angriff vielleicht gescheitert. Aber niemand schien sich darum zu kümmern. Die Schirme der sechsundzwanzig Projektoren brachen zusammen, und die sechsundzwanzig Flottenteile rückten langsam vor.
*
In Helmuths Kuppel läuteten schrill die Alarmglocken, als die Patrouille ihren Artgriff begann; doch sie verhallten ungehört. Keine Hand berührte die Hebel, mit denen Boskones gewaltige Projektoren aktiviert wurden, kein Auge richtete sich auf die Zielgeräte, die die Projektoren auf die angreifenden Schiffe richteten. Nur Helmuth war noch am Leben, und Helmuth war die koordinierende Intelligenz dieser Station – kein einfacher Offizier. Da er keine Resonanz mehr fand für seine Befehle, war er völlig hilflos. Er sah die gewaltige Patrouillenflotte und wußte, welch unvorstellbare Bedrohung sie darstellte, doch er vermochte weder seine Verteidigungsschirme zu stärken noch einen einzigen Angriffsstrahl zu aktivieren. Er konnte nur in seinem abgeschirmten Raum sitzen und in hilfloser Wut die Zerstörung seiner Festung beobachten, die bei normalem Einsatz die
Weitere Kostenlose Bücher