Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
Erwartungen noch bei weitem. Zwar handelte es sich um eine Bewegung, die bereits intergalaktische Ausmaße angenommen hatte, aber die Ideale, auf denen Boskone fußte, standen denen der Zivilisation und ihres Schutzwächters, der Galaktischen Patrouille, diametral entgegen.
Boskone verfocht das Prinzip der Tyrannei, der absoluten Beherrschung aller Untergebenen, wie sie von den Diktatoren der irdischen Geschichte zu keiner Zeit erreicht worden war. Boskone Kannte nur einen Wahlspruch – daß der Zweck die Mittel heiligte: und so war alles – im wahrsten Sinne des Wortes alles – erlaubt, wenn es nur zum Ziel führte. Es gab nur eine Art von Verbrechen – zu versagen. Den Erfolgreichen standen alle Türen offen, während die Versager mit Strafen belegt wurden, die in genauem Verhältnis zu ihrem Fehler standen.
Aus diesem Grunde gab es keine Schwächlinge in der gigantischen Festung, und die härtesten und skrupellosesten Männer ihrer Mannschaft wurden nur von Helmuth, dem »Sprecher für Boskone«, übertroffen, der im geometrischen Zentrum der Kuppel an einem großen Kommandopult saß. Er stammte von einem Planeten, der der Erde an Masse, Atmosphäre und Klima sehr ähnlich war, und so hatte Helmuth einen fast menschlichen Körperbau. Auf den ersten Blick zeugte nur seine blaue Hautfarbe von der Tatsache, daß er nicht auf der Erde geboren war.
Auch alles andere an ihm war blau – seine Augen, sein Haar, seine Kleidung, sogar von seiner Persönlichkeit schien eine blaue Ausstrahlung auszugehen – nicht das sanfte Blau eines irdischen Himmels oder eines irdischen Ozeans, sondern das harte Blau eines Deltastrahls und das kalte Blau eines Eisbergs und das abschreckende Blau bearbeiteten Wolframstahls.
Stirnrunzelnd saß er vor seiner Batterie von Bildschirmen und lauschte auf den Bericht eines Assistenten.
»... das fünfte ist im tiefsten Ozean von Corvina II untergetaucht, so daß wir den Ortungskontakt verloren haben. Die Verfolger haben uns bisher noch keinen Bericht erstattet, werden dies aber sofort nachholen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Von dem sechsten Schiff fehlt bisher jede Spur, und es wird aus diesem Grunde angenommen, daß es vernichtet wurde ...«
»Wer nimmt das an?« fragte Helmuth kalt. »Eine solche Vermutung entbehrt jeglicher Grundlage! Fahren Sie fort.«
»Der Lens-Träger, sofern es ihn gibt und er am Leben ist, muß sich aus diesem Grunde in dem fünften Schiff befinden, das wir in Kürze aufbringen werden.«
»Ihr Bericht ist weder logisch noch vollständig«, sagte Helmuth, »und ich muß Ihre unverschämte Andeutung, daß es sich bei dem Lens-Träger um ein Gebilde meiner Phantasie handeln könnte, entschieden zurückweisen. Die nach den Gesetzen der Logik einzig mögliche Schlußfolgerung ist, daß ein Lens-Träger seine Finger im Spiel hat – niemand sonst aus den Reihen der Patrouille hätte die Raffinesse aufgebracht, mit der wir uns jetzt herumschlagen müssen. Wenn wir von seiner Existenz ausgehen, möchte ich es als eine Wahrscheinlichkeit, und nicht mehr nur als eine Möglichkeit ansehen, daß er uns wieder entkommen ist – und zwar wieder in einem unserer Schiffe, von dem Sie bequemerweise annehmen, daß es vernichtet wurde. Ist die bisherige Fluchtroute genau abgesucht worden?«
»Jawohl, Sir. Sämtliche Flugobjekte und sämtliche in der Nähe der Flugkoordinaten liegenden Planeten sind sorgfältig überprüft worden – ausgenommen natürlich Trenco und Velantia.«
»Velantia ist im Augenblick für unsere Suche ohne Belang, denn die gesuchten Schiffe sind von Velantia aus gestartet und dorthin nicht zurückgekehrt. Aber was ist mit Trenco ...?« Helmuth drückte auf eine Reihe von Knöpfen. »Ah, ich verstehe ... Um zu wiederholen: Der Verbleib eines Schiffes – des Schiffes, in dem sich aller Wahrscheinlichkeit nach der gesuchte Lens-Träger befindet – ist noch unbekannt. Wo ist das Schiff? Wir wissen, daß es weder in der Nähe Sols gesehen wurde noch auf einem der Planeten dort gelandet ist, und wir werden im übrigen dafür sorgen, daß so etwas nicht geschieht, daß es keinem Planeten der sogenannten ›Zivilisation‹ zu nahe kommen kann. Das bringt uns zu dem Schluß, daß wir uns Trenco einmal ansehen müssen. Und zwar sorgfältig.«
»Aber Sir, wie sollten wir ...«, sagte der Mann auf dem Bildschirm nervös.
»Seit wann ist es erforderlich, Ihnen alles genau aufzuzeichnen?« fragte Helmuth grob. »Wir haben Schiffe in der Flotte, die von
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