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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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»Nein, sie hat mich mit
     dieser Krankheit angesteckt. Das meinen Sie doch, oder?«
    »Ja, ich meine
     Syphilis.« Leo sah, wie Edel zusammenzuckte.
    »Mit dem weiteren
     Verlauf haben Sie auch Recht. Ich merkte, dass etwas mit mir nicht
     stimmte, habe aber nicht gewagt, einen Arzt aufzusuchen. Ich mochte nicht
     über meinen Körper sprechen oder ihn anderen zeigen«,
     brachte er mühsam heraus und nahm einen tiefen Schluck aus seinem
     Glas. Robert, der an einem Regal lehnte, trat unbehaglich von einem Fuß
     auf den anderen. Es war nicht angenehm zu sehen, wie sich ein Verhafteter
     wand, doch er wusste, dass Mitleid fehl am Platz war. Für solche Verhöre
     war Leo mit seiner ruhigen, präzisen Art genau der Richtige.
    »Weiter, Herr Edel.«
    »Danach fühlte ich
     mich lange Zeit gesund. Etwa fünf Jahre müssen es gewesen sein.
     In dieser Zeit starb mein Vater, und ich übernahm die Leitung der
     Firma. Alles lief gut. Dann wurde ich wieder krank. Ich hatte
     Herzprobleme, die für einen Mann meines Alters ungewöhnlich
     waren. Vermutlich hingen sie auch mit dieser Krankheit zusammen, doch ich
     habe meinem Arzt nichts davon gesagt. Er führte die Beschwerden auf
     die starke berufliche Anspannung zurück. Ich war ja gerade erst
     Direktor geworden. Dann bekam ich Geschwüre an den Händen.«
     Er strich mit der linken über die rechte Hand, als tastete er nach
     seinen Handschuhen. »Sie heilten ab, aber es blieben Flecken zurück.
     Also trug ich von da an Handschuhe.«
    »Deren Überreste
     Ihre Haushälterin zerschnitten im Keller gefunden hat«, warf
     Leo ein.
    »Wie hat sie . . . ja,
     ich habe sie vernichtet.«
    »Warum?«
    Edel fuhr sich über die
     Stirn. Sein Blick wirkte noch starrer als zuvor, und er rieb sich wieder
     den rechten Arm.
    »Weil – dazu
     komme ich noch. Als ich Viola kennen lernte, wurde alles anders.«
    »Wann haben Sie Fräulein
     Cramer kennen gelernt?«
    »Vorletztes Jahr, bei
     einem Silvesterball, den ihre Eltern gaben.«
    »Und es kam zu einer
     Annäherung zwischen Ihnen?«
    »Ich habe mich in sie
     verliebt und sie sich in mich. Für mich war es das erste Mal, dass
     ich eine Frau traf, die ich heiraten wollte«, fügte er etwas
     verlegen hinzu. Es klang so überzeugend, dass man es ihm glatt hätte
     abnehmen können. Kein Wunder, er glaubte ja selbst daran. »Und
     seit einigen Monaten ist sie meine Verlobte.«
    »Fräulein Cramer
     hat ausgesagt, dass sie nichts von dieser Beziehung weiß. Dass Sie
     sich das alles nur einbilden.« Er überlegte, ob er die Frauen
     hereinrufen sollte, verschob es aber, da er erst auf die Morde kommen
     wollte.
    »Das ist nicht wahr.
     Ich habe das alles für sie getan.«
    »Was genau haben Sie für
     Viola Cramer getan?«
    »Sartorius hat mir
     geschrieben«, entgegnete Edel sprunghaft. »Ich hatte ihm alles
     erzählt, und er wollte Geld von mir.«
    »Er hat Sie also
     erpresst?«
    Edel sah ihn hilflos an.
     »So nennt man es wohl. Er hat getan, als wollte er mir helfen, und
     dann war er so . . . herablassend. Und dass auch andere davon wissen könnten,
     dabei habe ich doch niemandem . . .« Seine Worte wurden immer
     zusammenhangloser.
    »Darum haben Sie ihn
     ermordet? Wegen der Erpressung?«
    »Ja, das auch.«
     Edel sah sich gehetzt um. »Er musste weg. Er wusste alles, und ich
     wollte doch mit Viola ganz neu anfangen. Alles Vergangene musste weg, ich
     wollte völlig frei sein für sie.«
    »Und Erna Klante?«
    »Sie wusste es auch.
     Sie hatte mich doch angesteckt«, stieß Edel ungeduldig hervor.
     »Sie hätten es womöglich Viola sagen können, dann hätte
     sie mich verabscheut, sich vor mir geekelt . . .« Er schaute auf
     seine Hände und brach in Tränen aus. »Dann kamen die Träume.
     Und mein toter Arm. Ich weiß nicht mehr weiter. Mein Vater hatte
     immer diese Frauen da oben, und ich wollte nur diese eine und selbst sie .
     . .« Er wurde von Schluchzen geschüttelt.
    »Ich glaube, wir können
     auf die Gegenüberstellung mit den Damen Cramer verzichten, er ist
     jetzt ohnehin nicht mehr vernehmungsfähig«, sagte Leo zu
     Robert. Dann wandte er sich an den völlig aufgelösten Mann.
     »Wir bringen Sie gleich in eine Zelle. Der Gefängnisarzt wird
     Ihnen etwas zur Beruhigung geben, und morgen können Sie ein volles
     Geständnis ablegen, Herr Edel.«
    Robert half dem Verhafteten
     aufzustehen und führte ihn zur Tür. Als er mit ihm in den
     Korridor trat, ging die Tür des Nachbarbüros auf, und von
    

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