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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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»Schade, dass Polizisten so
     wenig verdienen«, sagte er und meinte es ehrlich.
    »Tja, da kann ich Ihnen
     leider auch nicht helfen«, bemerkte die Galeristin lächelnd.
    Im Gehen drehte er sich noch
     einmal um. »Wussten Sie, dass Gabriel Sartorius die Korrespondenz
     mit seinen Patienten aufbewahrt hat?«
    Wieder daneben. Sie war nicht
     aus der Ruhe zu bringen. »Ich habe nichts zu verbergen, Herr
     Kommissar. Natürlich weiß ich nicht, was andere ihm geschrieben
     haben . . .«
    »Falls Ihnen etwas einfällt,
     das uns helfen könnte, rufen Sie mich bitte im Präsidium an.«
     Er legte seine Karte auf ein Tischchen neben der Tür und
     verabschiedete sich.
    Leo goss sich ein Glas Bier
     ein und überlegte. Der Bericht des Leichendoktors überraschte
     ihn lediglich in einem Punkt. Der Schlag war nur die indirekte
     Todesursache gewesen. Dem Opfer war die Zunge in den Hals gerutscht, was
     im Verlauf der tiefen Bewusstlosigkeit, die auf den Schlag folgte, zum Tod
     durch Ersticken geführt hatte. Vermutlich hatte der Täter schräg
     rechts hinter Sartorius gestanden und das Überraschungsmoment
     ausgenutzt. Theoretisch kam auch eine Frau als Täterin in Frage, die
     jedoch über ungewöhnliche Kraft verfügen musste. Der
     Angriff war mit der rechten Hand geführt worden. Nichts, was einen Rückschluss
     auf den Täter zuließ oder den Kreis auch nur eingeschränkt
     hätte. Nichts außer der Tatsache, dass der Täter
     vermutlich Handschuhe getragen hatte.
    Die Zeitungen hatten sich
     sofort auf den Mord gestürzt und sensationelle Geschichten über
     Sartorius’ Heilerfolge gebracht. Eine Filmschauspielerin hatte sich,
     ohne dass ihr Name überhaupt mit ihm in Verbindung gebracht wurde,
     von dem Heiler distanziert. Vielleicht hatte er ihr ebenfalls Rauschgift
     besorgt. Interessant. Wenn nun doch ein Patient durch diese Methoden zu
     Schaden gekommen war?
    Leo stand auf und ging in die
     Küche, wo Ilse mit ihrem Handarbeitskorb saß und Kinderstrümpfe
     stopfte. Bei ihrem Anblick zog sich etwas in seiner Brust zusammen. So
     ähnlich hatte Dorothea früher im Wohnzimmer gesessen, den Korb
     neben sich auf dem Sofa, den Stopfpilz im Strumpf, nur war ihr Gesicht
     sanfter und fröhlicher gewesen.
    »Ich muss noch mal weg,
     Ilse. Es kann spät werden.«
    Sie schaute kaum hoch.
     »Sei leise, wenn du wiederkommst.«
    »Es ist dienstlich«,
     sagte er und ärgerte sich sofort, weil es wie eine Rechtfertigung
     klang.
    Sie nickte wortlos.
    Er zog Hut und Mantel über,
     telefonierte kurz mit Walther und verließ die Wohnung.
    Lokal konnte man es kaum
     nennen. Ein Keller, zu dem einige Stufen hinunterführten, so dunkel,
     dass er vom Gehweg aus kaum zu erkennen war. Das winzige Fenster war mit
     einem Tuch verhängt. Kein Laut drang auf die Straße. Es war ja
     auch kein Tanzlokal. Niemand, der hierher kam, wollte Musik und
     Unterhaltung.
    Träge Blicke wandten
     sich den beiden Polizisten zu, als sie den dämmrigen Raum betraten.
     Eine flackernde Gaslampe enthüllte schemenhafte Gestalten, die am
     Boden lagen, auf Bänken kauerten oder gekrümmt in der Ecke
     hockten.
    Leo und Walther sahen sich
     an. Zum Glück war für diesen Abend keine Razzia geplant, das
     hatten sie vorher überprüft. Leo trat zu dem Mann, der hinter
     einer behelfsmäßigen Theke stand und beim Anblick der »Geheimen«,
     wie die Kripoleute in diesen Kreisen hießen, rasch etwas hinter dem
     Tresen verschwinden ließ. Doch obwohl dieser Mann unzählige
     Kunden mit seinem Gift versorgte, war Leo heute nicht an Kokain und
     Morphium interessiert. Er beugte sich zu dem Wirt hinüber und sagte
     leise: »Paule, für deinen Stoff sind die Kollegen zuständig.
     Ich will nur ein paar Antworten.«
    Der Wirt schaute ihn
     zweifelnd an. »Na, ick weeß nich . . .«
    »Deine Gäste
     bekommen sowieso nichts mit«, meinte Leo mit einem Blick in die
     Runde. Keine der apathischen Gestalten, kaum mehr als dunkle Flecken in
     dem verräucherten Raum, schien sich für die Kriminalbeamten zu
     interessieren.
    »Es geht um Gabriel
     Sartorius«, warf Walther ein. »Den dürftest du doch
     kennen.«
    Paule zog die Schultern hoch.
     »Die meisten Jäste kenn ick nich mit Namen. Die zahlen und
     kriejen wat se wollen, det is allet.«
    »Ach, komm schon. Du
     liest doch Zeitung, auch wenn’s nur Käseblätter sind«,
     meinte Leo strenger. »Der ermordete Wunderheiler. Wurde vor drei
     Tagen in seiner Wohnung erschlagen. Wir wissen, dass er

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