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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Gertrud Marhenke. Das muss sie sein. Ich weiß nicht, warum sie einen
     falschen Namen angegeben hat.«   
    »Vielleicht war es ihr
     unangenehm«, warf Leo ein. »Was hat sie denn beliehen?«
    Statt zu antworten, trat der
     Mann an eine Vitrine und nahm eine mit Granat besetzte Brosche in Form
     eines Marienkäfers heraus, die auf einem Samtkissen lag. »Brosche,
     555er Gold, besetzt mit Granat und Onyx, keine Namenspunze.« Er
     blickte auf. »Der Wert besteht vor allem in der Goldschmiedearbeit,
     die Einlegearbeiten sind sehr aufwendig. Sie hat übrigens hundertfünfzig
     Mark dafür erhalten und das Pfand nicht ausgelöst. Seither biete
     ich es zum Verkauf an.«
    Leo nahm den Käfer in
     die Hand und drehte ihn um. »Hier ist eine Gravur.« Er trat
     mit der Brosche ans Fenster. »Für mein Käferchen, Mai
     1910, Kurt.«
    Stankowiak war neben ihn
     getreten. »Das ist lange her.«
    »Ja, aber wir müssen
     jedem Hinweis nachgehen. Die Brosche ist beschlagnahmt. Geben Sie mir
     bitte ein Blatt Papier, Herr Krapohl.«
    Der Pfandleiher reichte Leo
     achselzuckend einen Bogen Briefpapier, auf dem dieser eine formlose
     Quittung ausstellte und dem Mann aushändigte.
    »Wissen Sie, von wem
     das Schmuckstück stammen könnte?«
    Der Mann schüttelte den
     Kopf. »Leider nicht. Es gibt viele Goldschmiede in Berlin, außerdem
     kann die Brosche ebenso gut aus einer anderen Gegend stammen. Zwölf
     Jahre sind eine lange Zeit, da kann sich die Frau ganz schön in der
     Weltgeschichte herumgetrieben haben.«
    »Trotzdem vielen Dank.«
     Leo schob die Brosche, die der Pfandleiher in ein samtbezogenes Kästchen
     gelegt hatte, in seine Jackentasche, lüftete kurz den Hut und verließ
     mit seinem Kollegen das Pfandhaus.
    »Ihr muss viel an der
     Brosche gelegen haben, wenn sie so lange mit dem Versetzen gewartet hat«,
     meinte Stankowiak.
    »Ja, das Geld hätte
     sie wohl schon früher gebrauchen können.«
    Die Straße war
     mittlerweile sehr belebt. Je näher der Abend rückte, desto mehr
     Menschen drängten aus den schmalen Häusern auf die Gehwege.
     Fliegende Händler, schäbige Prostituierte und ärmlich
     gekleidete Arbeiter schienen den warmen Abend nicht in den feuchten Mauern
     der engen Gebäude verbringen zu wollen. Zwischen ihnen bewegten sich
     orthodoxe Juden in schwarzen Hüten und langen Kaftanen. Ein junges Mädchen
     mit maskenhaft geschminktem Gesicht zupfte Leo am Ärmel. Er machte
     sich unwillig los. Kurz vor sechs, es war Zeit für den Feierabend.
    Stahnke und Berns warteten
     bereits am Wagen. Berns biss gerade in eine Bulette und deutete kauend auf
     seinen Kollegen, der sofort den Notizblock zückte. »Wir haben
     etwas.«
    »Wir auch. Dann war der
     Tag ja nicht umsonst«, meinte Leo und schloss die Wagentür auf.
     »Wir besprechen das noch kurz im Büro.«
    »Ich dachte, du bist
     schon weg«, sagte Robert, der zur Tür hereinkam, als Leo gerade
     gehen wollte.
    »Bin ich auch fast. Wie
     war es bei dir?«
    »Soll ich es dir bei
     einer Molle erzählen?«, fragte Walther, dem augenscheinlich
     auch nach Feierabend war. Er hatte sich nach dem Gespräch in der
     Knopffabrik noch in verschiedenen Kurzwarengeschäften und Warenhäusern
     umgehört.
    Sie suchten eine Kneipe in
     der Nähe des Präsidiums auf und setzten sich mit ihren Biergläsern
     in eine abgelegene Ecke.
    »Ich habe mit dem
     Verkaufsdirektor Herrn Lehmann gesprochen. Sehr verbindlich, ein
     passionierter Leser von Kriminalromanen. Er wird uns eine Liste aller
     Kunden zusammenstellen, die diese Knöpfe gekauft haben. Die Großhändler
     haben sie allerdings an kleine Geschäfte weiterverkauft, diese Ware
     werden wir wohl nicht mehr verfolgen können.«
    »Trotzdem gute Arbeit.«
    »Ich habe auch kurz den
     Besitzer der Firma kennen gelernt, Herrn Max Edel. Er scheint der
     gestalterische Kopf des Unternehmens zu sein. Nachdem er im Büro
     gewesen war, wurde Herr Lehmann richtig gesprächig.«
    »Hat er geklatscht?«,
     fragte Leo interessiert.
    »Nichts von Bedeutung.
     Nur dass Herr Edel früher sehr zurückgezogen gelebt habe. Er hat
     die Firma vor fünf Jahren übernommen, nachdem sein Vater
     gestorben war.«
    Leo stützte den Kopf in
     die Hand und zeichnete mit dem Bierglas Kreise auf den rohen Tisch.
     »Verdammt, man könnte glauben, die Frau hätte völlig
     isoliert gelebt. Ein paar flüchtige Bekannte, kaum Freier, nichts
     Greifbares. Aber irgendjemand muss einen Anlass gehabt haben, sie zu töten.
     Ein

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