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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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vorsichtig.
    Elisa Reichwein, die solche
     Fragen nicht schrecken konnten, brach in tiefes, wohlklingendes Lachen
     aus. »Ich habe über Sartorius nie etwas Derartiges gehört,
     und Sie können mir glauben, in den Kreisen, in denen er sich bewegte,
     wird viel geklatscht. Darf ich fragen, wie Sie auf diese Idee gekommen
     sind?«
    Leo überlegte kurz.
     »Wir bearbeiten zurzeit einen Prostituiertenmord, und ich habe das
     Gefühl, die Fälle könnten zusammenhängen.« Schon
     als er es aussprach, merkte er, wie weit hergeholt dieser Gedanke klang.
     Im Gespräch mit Robert war er ihm beinahe logisch erschienen, dabei
     wusste er genau, dass Zufälle immer möglich waren. Und die
     Gemeinsamkeiten zwischen den Morden konnten durchaus zufällig sein.
     Wenn es dieselbe Waffe gewesen wäre, wenn Zeugen ähnlich
     aussehende Personen am Tatort beobachtet hätten, aber so?
    »Was für eine Frau
     war sie?«, wollte Elisa Reichwein wissen.
    Leo war wütend auf sich
     selbst und sagte gewollt brutal: »Anfang fünfzig, abgetakelt,
     eine Gelegenheitshure, die kaum noch Freier fand.«
    »Und mit der soll
     Gabriel Sartorius verkehrt haben? Nie im Leben. Er liebte schöne
     junge Frauen, für die er nicht bezahlen musste.«
    Leo wollte plötzlich
     nicht mehr über die Arbeit sprechen und trat noch einmal vor das Bild
     mit der Frau auf der Bettkante.
    »Es gefällt Ihnen,
     nicht wahr?«
    »Ja. Er hat Talent. Ob
     es noch weitere Bilder von ihm gibt?«
    »Das mag durchaus sein.
     Der Maler war gewiss kein Anfänger. Wie die dunklen Töne im
     Hintergrund verschmelzen, eine Art Kulisse bilden für das Mädchen.
     Bestimmt ist sie verlassen worden.«
    »Oder sie wartet auf
     jemanden, hat aber Zweifel«, meinte Leo. »Vielleicht wartet
     sie auch vergeblich. Mir gefällt an dem Bild, dass man sich so viele
     Geschichten dazu ausdenken kann.«
    »Für einen
     Polizisten sind Sie ganz schön romantisch«, stellte die
     Galeristin lächelnd fest.
    »Nicht romantisch, höchstens
     phantasiebegabt«, entgegnete Leo. »Manchmal hilft es, sich
     eine Geschichte auszudenken, eine Situation weiterzuspinnen.« Jetzt
     begriff er auch, dass ihn das verschattete Zimmer auf dem Bild unbewusst
     an die schäbige Kammer erinnert hatte, in der sie die Leiche von Erna
     Klante gefunden hatten. Nicht weil die junge Frau ihr glich, sondern weil
     sie, obwohl lebendig, so abgesondert von ihrer Umgebung schien. »Wie
     viel verlangen Sie dafür, Frau Reichwein?«
    Sie schaute ihn nachdenklich
     an, legte einen rot lackierten Fingernagel an das eckige Kinn. »Zweihundert
     Mark.« Sie sagte es völlig neutral, ihre Stimme verriet nicht,
     ob der Preis angemessen oder entgegenkommend war.
    »Ich nehme es. Bezahlen
     kann ich es heute allerdings nicht.«
    »Schon gut, ich lasse
     es Ihnen einpacken. Sie wissen ja, wo Sie mich finden, Herr Wechsler.«
    Als Leo die Galerie verließ,
     das in Papier eingeschlagene und mit einer goldenen Schnur verknotete
     Paket in der Hand, fühlte er sich auf einmal ganz leicht. Setzte sich
     sogar über den Gedanken hinweg, was Ilse dazu sagen würde. Etwas
     zu tun, ohne lange zu überlegen, einfach weil man Gefallen daran
     fand, konnte ungeheuer befreiend sein.

 
    10
    Als er die Tür
     aufschloss, hörte er Marie husten. Es klang wie Hundegebell. Sie saß
     im Wohnzimmer auf dem Sofa, in eine Decke gehüllt, und sah ihn mit
     großen Augen an. »Papa, mir tut der Hals so weh.« Leo
     nahm sie auf den Schoß und strich ihr übers Haar. »Du fühlst
     dich ein bisschen warm an, Kleines. Wo ist Tante Ilse?«
    In diesem Moment kam seine
     Schwester mit einer Tasse Kräutertee ins Zimmer. Sie wirkte
     erleichtert, als sie ihn mit Marie auf dem Sofa sitzen sah. »Ich
     mache mir Sorgen, Leo. Dieser Husten ist doch nicht normal. Ich glaube,
     das ist keine gewöhnliche Erkältung.«
    »Wie lange geht das
     schon so?«
    »Seit ein paar Stunden.
     Wir waren vormittags mit dem Puppenwagen im Park, da hatte sie nur ein
     bisschen Halsweh. So gegen zwei ging es mit dem Husten los. Und die
     Halsschmerzen sind schlimmer geworden, sie mochte gar nichts essen.«
    »Hohes Fieber scheint
     sie aber nicht zu haben«, sagte Leo. »Pass mal auf, Tante Ilse
     holt eine Lampe, und dann schaue ich in deinen Hals.«
    Marie nickte. »Aber
     nicht anfassen.«
    »Nein, nur gucken.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht
     machte sie den Mund auf, so dass Leo hineinleuchten konnte. Der Hals war
     angeschwollen, auf den Mandeln waren gelblich

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