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Leo Berlin

Leo Berlin

Titel: Leo Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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hatte sich entschlossen, es im Büro aufzuhängen, denn er wollte
     keine neue Auseinandersetzung mit Ilse heraufbeschwören. Die Stimmung
     zu Hause hatte sich nur deshalb ein wenig beruhigt, weil Marie so krank
     war. Als er das kleine Gemälde gerade auf den Schreibtisch legte, kam
     Robert herein.    
    »Was hast du denn da?«
    »Ein Bild.«
    »Gute Idee. In Kunst
     anlegen, wenn das Geld an Wert verliert«, meinte Robert mit gutmütigem
     Spott.
    »Du kennst mich, ich würde
     ein Bild nicht als Wertanlage kaufen. Es stammt von einem unbekannten Künstler,
     ich habe es günstig bekommen.«
    Er faltete das Packpapier
     auseinander und hielt das Bild unter die Deckenlampe, da es im Büro
     ziemlich dunkel war. Robert trat näher. »Einsame Frau«,
     meinte er knapp.
    »Ja. Aber etwas daran
     hat mir gefallen. Ich habe überlegt, warum sie so dasitzt, und dann
     ist mir aufgefallen, dass ich selbst manchmal so dasitze. Fast ohne zu
     denken.«   
    »Von wegen. Das nehme
     ich dir nicht ab. Dein Gehirn steht doch nie still.« Robert räusperte
     sich. »Schlechte Nachrichten, Leo. Sie haben Stahnke abgezogen und
     von Malchow in unsere Kommission gesteckt.« Er wunderte sich, dass
     Leo nicht reagierte, doch als er das Gesicht seines Freundes sah, fragte
     er besorgt: »Was ist denn mit dir los? Schlecht geschlafen?«
    Leo nickte. »Ich habe
     Marie letzte Nacht ins Krankenhaus gebracht. Dringender Verdacht auf
     Diphtherie.«
    »Das tut mir leid.
     Willst du nicht hinfahren?«
    Er schüttelte den Kopf
     und stand energisch auf. »Nein, ich kann ohnehin nicht zu ihr
     hinein. Ich darf sie nur durchs Fenster sehen. Ich besuche sie in der
     Mittagspause.« Er goss Wasser aus einer Kanne auf ein Taschentuch
     und wischte sich damit übers Gesicht, um endlich richtig wach zu
     werden. Robert spürte, dass Leo nicht weiter über Marie sprechen
     wollte.
    »Warum haben sie
     Stahnke abgezogen?«
    »Er kennt sich mit Schlössern
     aus. Die Kollegen bearbeiten eine Einbruchserie in Dahlem, da brauchten
     sie einen Fachmann. War nichts zu machen.« Er hob die Schultern.
     »Augen zu und durch.«
    »Ich sehe mir noch
     einmal die Akten im Fall Sartorius an«, sagte Leo und deutete auf
     eine dicke Aktenmappe, die auf dem Tisch lag. »Heute Abend gehen wir
     ins Scheunenviertel, tagsüber kommen wir da nicht weiter.«
    Robert sah ihn überrascht
     an. »Wieso Sartorius? Haben wir neue Erkenntnisse?«
    »Das nicht. Aber die
     Presse vergisst nicht so schnell.« Er schob Robert den
     Zeitungsausschnitt vom Vortag hin.
    »Den kenn ich schon.«
     Robert verstummte unvermittelt.
    Leo blickte hoch. »Woher?
     Das Blatt liest du doch sonst nicht.«
    »Ach, ist nicht so
     wichtig.«
    »Robert?«
    »Von Malchow hat ihn
     heute Morgen herumgezeigt, du kennst ihn ja. Für einen Tritt von
     hinten ist er sich nie zu schade. Lass die Presse doch schreiben, was sie
     will. Die kennen den Täter schon, bevor der Mord passiert ist. Du
     brauchst einfach ein dickeres Fell, Leo.«
    Doch er wusste, dass Leos
     Ehrgeiz solche Seitenhiebe schlecht vertragen konnte, zumal es sich um ein
     prominentes Opfer handelte, das immer für eine Schlagzeile gut war.
     Und von Malchows Verhalten in Verbindung mit Leos ohnehin mäßiger
     Laune war kein gutes Omen für die bevorstehende Zusammenarbeit.
    »Hast du schon die
     Liste von der Knopffabrik bekommen?«, fragte Leo unvermittelt.
     »Außer der Brosche ist sie unsere einzige brauchbare Spur.
     Sind die Aufnahmen von dem Schmuckstück schon an die Außenstellen
     gegangen?«
    Robert nickte. »Ich
     rufe Herrn Lehmann an und fahre hin, wenn sie die Liste fertig haben.«
    »Ich hole sie selbst
     ab. Vielleicht kriege ich draußen endlich einen klaren Kopf. Heute
     Abend um sechs gehen wir los. Du kannst zwischendurch freimachen, es wird
     eine lange Nacht.« Mit diesen Worten vertiefte er sich wieder in
     seine Akten.
    Robert hatte ein ungutes Gefühl
     im Magen, als er Leo am Schreibtisch sitzen ließ. Er wusste, wie
     sehr Dorotheas Tod ihn getroffen hatte, und jetzt Marie – Robert
     verdrängte die Vorstellung, sie könnte ebenfalls sterben. Kinder
     waren voller Leben, aber auch ungeheuer verletzlich. Die Kindermorde, die
     er bei der Kripo bearbeitet hatte, waren seine schlimmsten Fälle
     gewesen.
    Er räusperte sich. Leo
     blickte unwillig auf.
    »Soll ich mal bei Marie
     vorbeischauen?«
    »Danke. Sie wird sich
     freuen.«
    Als Stankowiak anklopfte,
     hatte Leo die Akte Sartorius zum

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