Leonardo und die Verschwörer von Florenz Teil 2 von 3 (Da Vincis Fälle)
Piero und Großvater mussten sich mitunter sehr beherrschen, um nicht einzugreifen. Großvater verdrehte dabei die Augen, achtete allerdings darauf, dass Luca das nicht mitbekam. Leonardo wechselte zwischendurch einen Blick mit Großvater und dieser Blick schien zu sagen: ‚Eigentlich hast du es mit mir doch gar nicht so schwer, oder?’
Mit einiger Verspätung verließen sie dann das Dorf. Ser Piero hatte sich einen abgelegenen Umweg nach Florenz überlegt – zur Sicherheit.
„Haltet die Augen offen“, sagte er an die Jungen gewandt. „Jede Kleinigkeit, die euch irgendwie verdächtig vorkommt, müsst ihr sofort melden!“
„Wir halten die Augen offen“, versprach Leonardo. Er saß zusammen mit Carlo auf dem Rücken von Marcella.
Der Weg, den Ser Piero sich vorgenommen hatte, führte abseits der großen Straßen und Wege und man musste damit rechnen, dass sie deswegen auch etwas länger für den Weg in die große Stadt brauchten.
Luca erzählte ihnen von all den erstaunlichen Dingen, die es dort gab. Leonardo und Carlo, die ja beide schon in Florenz gewesen waren, konnte das wenig beeindrucken. Sie hörten Luca jedoch trotzdem zu und dachten sich ihren Teil.
Es war bereits früher Abend, als sie endlich Florenz erreichten. Schon aus weiter Ferne waren die gewaltigen Stadtmauern mit den Festungsanlagen zu sehen. Auf den Wachttürmen gingen Soldaten der Stadtwache auf und ab.
Ser Piero führte die Gruppe zur Porta di Miniato, einem der elf Stadttore von Florenz. Gleich daneben befand sich die Fortezza di Miniato, eine vorgeschobene Festung. Die Stadtmauer hatte an dieser Stelle eine starke Ausbuchtung.
Die Wächter am Tor ließen die vier passieren.
„Von nun an kann ich euch führen!“, meinte Luca. „Den Weg nach Hause kann ich schließlich im Schlaf.“
„Nur zu“, stimmte Ser Piero zu.
Sie ritten durch die geschäftigen Straßen dieser Stadt, in der sich Bank-und Handelshäuser mit den palastartigen Häusern reicher, alteingesessener Bürger abwechselten, die man als Patrizier bezeichnete… Gaukler führten auf offener Straße ihre Kunststücke und Späße vor. An manchen Stellen gab es sogar kleine Theateraufführungen, entweder mit Handpuppen oder mit richtigen Schauspielern. Die Menschen drängten sich so sehr darum, dass es an diesen Stellen schwierig war, durchzukommen.
Leonardo erhaschte einige Blicke auf diese Aufführungen und war sofort fasziniert.
So etwas musste er sich ein anderes Mal unbedingt genauer ansehen. Aber im Moment gab es einfach Wichtigeres. Schweren Herzens musste er das einsehen.
Luca führte die Gruppe schließlich zum Haus der Familie di Gioia. So prächtig wie der Medici Palast war es zwar nicht – aber es hatte immer noch gewaltige Ausmaße.
Auch hier standen Wächter an dem gusseisernen Tor, das den Weg zum Innenhof versperrte.
Ser Piero ging zu einem dieser Wächter und brachte sein Anliegen vor.
Der Wächter runzelte die Stirn. Mit der rechten Hand spielte er nervös am Knauf seines Schwertes. Ihm schien die Sache nicht ganz geheuer zu sein.
„Erkennst du mich nicht, Ricardo?“, fragte Luca. „Vielleicht erkennst du mich nicht, weil ich ein paar Sachen trage, die mir mein Freund Leonardo geliehen hat – aber ich bin es wirklich!“
Jetzt erkannte auch der Wächter den Jungen wieder.
„Ihr müsst schon entschuldigen, junger Herr – aber in diesen Lumpen!“
„Ist ja schon gut“, erwiderte Luca. „Es macht dir niemand einen Vorwurf, dass du mich nicht gleich erkannt hast, aber jetzt wäre es fein, wenn mein Vater verständigt werden könnte!“
„Aber gewiss doch!“, versicherte der Wächter sofort. Ser Piero und die Jungen wurden nun von Ricardo in den Innenhof geleitet. Von dort aus ging es zum Hauptportal hinein. Emanuele di Gioia, der Herr des Hauses empfing sie in einem weiten, mit kostbaren Möbeln ausgestatteten Raum. Er war überglücklich seinen Sohn Luca wieder in die Arme schließen zu können.
„Wo ist Mutter?“, fragte der Junge.
„Hier!“, meldete sich eine weibliche Stimme von der anderen Seite des Raumes. Eine Frau in einem reichhaltig verzierten Kleid war soeben durch einen Seitengang getreten. „Ich habe es gerade erst von der Dienerschaft gehört! Luca! Du bist wieder frei! Wie wunderbar!“
Sie schloss ihren Sohn in die Arme.
Ser Piero fasste in knappen Worten zusammen, was sich ereignet hatte. Emanuele di Gioia wandte sich daraufhin an Carlo und Leonardo. „Wie es scheint bin ich euch beiden sehr zu Dank
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