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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Gicht.«
    »Und du glaubst, er hat die Lawine ausgelöst? Und ist dann im Dunkeln in den Abgrund gefahren?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Tony hat mir erzählt, dass er sich da oben auskennt wie in seiner Westentasche. Er hat diese Gegend als seine Landschaft bezeichnet. Bei dem Unglück war das Wetter klar, und außerdem war der Scooter sehr langsam, er lag nur etwa drei Meter von der Absturzkante entfernt. Ich habe seinen verbrannten Arm gesehen, und das kann eigentlich nichts mit dem Dynamit zu tun haben. Der Scooter hat auch nicht gebrannt.«
    »Was …«
    »Ich glaube, Tony Leike wurde gefoltert, getötet und dann mitsamt dem Scooter in den Abgrund gestürzt, damit wir ihn nicht finden.« Kaja schnitt eine Grimasse.
    Harry rieb sich den kleinen Finger. Ob er sich eine Erfrierung geholt hatte? »Was hältst du von diesem Krongli?«
    »Krongli?« Kaja zögerte. »Wenn er wirklich versucht hat, Charlotte Lolles zu vergewaltigen, müsste er eigentlich vom Dienst suspendiert werden.«
    »Er hat auch seine Frau verprügelt.«
    »Das wundert mich nicht.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    Er sah sie an. »Verschweigst du mir irgendetwas?«
    Kaja zuckte mit den Schultern. »Er ist ein Kollege, und ich habe es darauf geschoben, dass er betrunken war. Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen. Aber ja, ich habe diese Seite von ihm durchschimmern sehen. Er ist bei mir aufgetaucht und hat mir auf eine etwas rüde Art und Weise zu verstehen gegeben, dass wir es uns gemütlich machen sollten.«
    »Aber?«
    »Mikael war da.«
    Harry spürte irgendwo in seinem Inneren einen Stich.
    Kaja schob sich im Bett hoch. »Du meinst aber nicht im Ernst, dass es Krongli gewesen sein könnte …«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass derjenige, der die Lawine ausgelöst hat, sich da oben gut auskennen muss. Krongli hatte mit den Leuten in der Hävasshütte zu tun. Außerdem hat Elias Skog vor seinem Tod erzählt, dass er da so etwas wie eine Vergewaltigung beobachtet hat. Und Aslak Krongli scheint ein potentieller Vergewaltiger zu sein.
    Und dann diese Lawine. Wenn du eine Frau umbringen wolltest, die sich gemeinsam mit einem unbewaffneten Polizisten in einer einsamen Berghütte aufhält, wie würdest du das anstellen? Eine Lawine auszulösen führt nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zum Ziel. Warum nicht auf Nummer sicher gehen und mit der Lieblingsmordwaffe direkt zur Hütte laufen? Nein, er muss
gewusst
haben, dass Iska Peller und der Polizist nicht allein waren, dass wir auf ihn warteten. Deshalb hat er sich angeschlichen und uns auf die einzige Art und Weise angegriffen, die ihm Zeit zum Rückzug gab. Wir reden von einem Insider. Von jemandem, der unsere Theorie über die Hävasshütte kennt und der Lunte gerochen hat, als wir auf der Pressekonferenz den Namen einer Zeugin nannten. Die Polizeidienststelle in Ustaoset …«
    »Geilo«, korrigierte ihn Kaja.
    »Krongli hat in dieser Nacht jedenfalls das Eilgesuch des Kriminalamtes auf eine Landegenehmigung des Polizeihubschraubers im Nationalpark empfangen. Er muss den Zusammenhang erkannt haben.«
    »Dann hätte er aber auch kapieren müssen, dass Iska Peller nicht vor Ort war, weil wir eine Zeugin niemals so einem Risiko aussetzen würden«, sagte Kaja. »Und dann ist es eher merkwürdig, dass er sich nicht ferngehalten hat.«
    Harry nickte. »Gut, Kaja. Da bin ich deiner Meinung. Ich glaube auch nicht, dass Krongli zu irgendeinem Zeitpunkt angenommen hat, dass Peller sich in der Hütte befindet. Ich denke, die Lawine war bloß eine Fortsetzung dessen, was er schon eine ganze Weile treibt.«
    »Und das wäre?«
    »Mit uns spielen.«
    »Spielen?«
    »Ich habe einen Anruf von Tony Leikes Handy bekommen, während wir in der Hävasshütte waren. Tony hat meine Nummer in seiner Adressliste gespeichert. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht er mich angerufen hat. Die Sache ist die: Wer immer mich angerufen hat, hat nicht schnell genug aufgelegt, als sich die Mailbox eingeschaltet hat, sodass einen Augenblick lang Geräusche zu hören sind, bevor die Verbindung unterbrochen wird. Ich bin mir nicht sicher, aber für mich hört sich das wie Lachen an.«
    »Lachen?«
    »Ja, wie wenn sich jemand amüsiert. Weil er gerade von meiner Mailbox erfahren hat, dass ich mich für ein paar Tage in einem Gebiet ohne Netz aufhalte. Stell dir mal vor, Aslak Krongli sieht seine Vermutung bestätigt, dass ich mich in der Hävasshütte befinde und auf den Täter warte.«
    Harry hielt inne und

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