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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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Sarg?« fragte Jean Valjean.
    »Ich.«
    »Wer breitet das Tuch darüber?«
    »Wiederum ich.«
    »Sind Sie allein?«
    »Außer mir und dem Polizeiarzt darf niemand in die Totenkammer. Es steht sogar an der Wand aufgeschrieben.«
    »Können Sie mich heute nacht, wenn alles im Kloster schläft, in dieser Kammer verbergen?«
    »Nein, aber ich kann Sie in einem kleinen schwarzen Loch verstecken, das zur Totenkammer führt, in dem ich meine Begräbnisgeräte aufbewahre. Nur ich habe den Schlüssel dazu.«
    »Wann soll der Leichenwagen kommen, um den Sarg abzuholen?«
    »Gegen drei Uhr nachmittags. Das Begräbnis findet auf dem Friedhof Vaugirard statt, kurz vor Einbruch der Nacht. Er ist nicht ganz nahe.«
    »Gut, ich bleibe in Ihrem Gerätkasten während der Nacht und über Vormittag. Aber was esse ich? Ich werde Hunger haben.«
    »Etwas zu essen findet sich.«
    »Dann können Sie mich gegen zwei Uhr vernageln.«
    Fauchelevent ließ die Finger knacken.
    »Aber das ist doch ganz unmöglich!«
    »Pah, einen Hammer nehmen und damit ein paar Nägel in ein Brett schlagen?«
    Was Fauchelevent unerhört schien, war für Jean Valjean höchst einfach. Er hatte Schlimmeres erlebt. Wer Gefangener war, beherrscht die Kunst, seine Körperlänge nach dem Loch zu regulieren, durch das man entschlüpfen kann. Sich vernageln und in einer Kiste wie ein Stück Ware transportieren lassen, längere Zeit in einer Holzkiste leben, Luft finden, wo keine ist, stundenlang den Atem sparen, ersticken, ohne zu sterben, alles dies gehörte zu den Talenten Jean Valjeans.
    Übrigens hat der Sarg nicht nur Sträflingen, sondern auch einem Kaiser als Transportmittel gedient. Wenn man dem Mönch Austin Castillejo glauben will, bediente sich Karl V. dieses Mittels, als er nach seinem Thronverzicht noch einmal die Plombes sehen wollte, um sie in das Kloster des heiligen Justus und wieder herauszuschmuggeln.
    Fauchelevent hatte sich ein wenig beruhigt.
    »Wie wollen Sie denn atmen?«
    »Ich werde eben atmen.«
    »In solch einer Kiste! Wenn ich daran denke, möchte ich ersticken.«
    »Sie haben gewiß einen Bohrer. Machen Sie in Mundhöhe ein paar kleine Löcher und nageln Sie den Deckel zu, ohne ihn allzu fest an den Sarg zu pressen.«
    »Gut! Aber wenn Sie husten oder niesen?«
    »Wer flieht, hustet nicht und niest nicht. Meine einzige Sorge ist, wie sich die Sache auf dem Friedhof regeln läßt.«
    »Gerade das beunruhigt mich am wenigsten«, meinte Fauchelevent. »Wenn Sie sicher sind, daß Sie es in dem Sarg aushalten, aus der Grube hole ich Sie schon wieder. Der Totengräber ist ein alter Säufer, ein guter Freund von mir. Vater Mestienne, ein Alter, der gern den alten Wein trinkt. Der Totengräber steckt die Toten in den Graben, ich stecke den Totengräber in den Sack. Wie, das sollen Sie gleich hören. Wir kommen gegen Sonnenuntergang draußen an, etwa drei Viertelstunden, bevor das Gittertor des Friedhofs geschlossen wird. Der Leichenwagen fährt bis zur Grube. Ich hinterher. Das ist meine Pflicht. Ich habe einen Hammer, eine Zange und ein Stemmeisen in der Tasche. Der Wagen hält an, die Träger schlingen ein Seil um den Sarg und lassen ihn in die Grube hinab. Der Priester sagt seine Gebete her, macht das Kreuz, sprengt Weihwasser über den Sarg und geht. Ich bleibe mit Vater Mestienne allein. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist er schon voll, oder er ist es noch nicht. Im letzteren Falle sag ich zu ihm: Komm, wir heben einen, bevor der gemütliche Winkel gesperrt wird. Dann nehme ich ihn mit, schenke ihm wacker ein, trinke ihn unter den Tisch, nehme seine Legitimation aus seiner Tasche und gehe allein wieder auf den Friedhof. Sie haben weiter nichts zu tun dabei. Ist er schon voll, dann sage ich einfach: Fahr ab, ich mach’s allein. Er geht, und ich ziehe Sie aus dem Loch.«
    Jean Valjean reichte ihm die Hand hin, in die Fauchelevent herzlich einschlug.
    »Abgemacht, alles wird gut gehen!«
Nicht einmal Säufer sind unsterblich
    Als am nächsten Tage die Sonne sich anschickte unterzugehen, begrüßten die spärlichen Passanten des Boulevard du Maine ehrfurchtsvoll einen sehr altmodischen, mit Totenköpfen, Knochen und Tränen verzierten Leichenwagen. In diesem befand sich ein Sarg, der, mit einem weißen Tuch bedeckt, von einem schwarzen Kreuz gekrönt war. Eine Equipage folgte, in der ein Priester im Chorhemd und ein Chorknabe mit einem roten Käppchen saßen.Zwei Leichenträger in grauer Uniform mit schwarzen Aufschlägen gingen zur

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