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Lesereise Kanarische Inseln

Lesereise Kanarische Inseln

Titel: Lesereise Kanarische Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Diemar
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Francisco.
    Zeit für eine Pause beim Pflastertreten? Am schönsten sitzt man direkt am Park im Café Gran Terraza Lolita, benannt nach der 1987 verstorbenen Lolita Pluma. Dolores Rivero Hernández hieß das stadtbekannte Original mit bürgerlichem Namen. In exzentrischer Aufmachung mit »einem Kilo Karmin auf den Lippen«, wie es in einem Lied der Gruppe »Los Gofiones« über die einstige Königin der Grünanlage heißt, war sie früher täglich hier anwesend, verkaufte Kaugummi an die Flaneure und fütterte mit dem Erlös eine Schar von Katzen, ihre treue Entourage. Nun steht Lolita als Bronzefigur mitten im Park. Lebensgroß, aber ohne Sockel, direkt auf dem Pflaster, volksnah wie einst. Zwei ihrer Lieblingskatzen sind mit dabei, die metallenen Rücken von Kinderhänden zu blankem Glanz gestreichelt. Fast glaubt man, die »Seele des Parks« noch immer sprechen zu hören, wenn man dem Gezwitscher der Vögel in den Bäumen lauscht.
    Ganz und gar museal gibt sich die Vegueta, die Altstadt von Las Palmas, von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit geadelt. Hier gründeten die spanischen Eroberer 1478 ihre erste Siedlung. Der mächtige Palmenhain, der sich am Barranco de Guiniguada erhob, gab dem Ort seinen Namen: Ciudad Real de las Palmas – Königliche Stadt der Palmen. Selbst an Werktagen liegt eine Stille über den Gassen, die man nirgendwo sonst im lebhaften Las Palmas findet. Sanft steigt die Plaza
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de Santa Ana vor der mächtigen gleichnamigen Kathedrale an. Direkt gegenüber der Hauptkirche liegt das alte Rathaus Casa Consistorial, weltliche und religiöse Macht in trauter Nachbarschaft. Nur ein paar Schritte sind es von hier zur noch idyllischeren Plaza del Espíritu Santo mit einem Plätscherbrunnen aus schwarzem Basalt und einer Kapelle.
    Südlich der Kathedrale ist der Autoverkehr längst aus den Gassen verbannt, und der Spaziergänger kann in Ruhe die Schönheiten der Altstadt entdecken, etwa die mit prachtvollen Holzbalkonen prunkende Calle de los Balcones. Ungekrönte Königin aller malerischen Vegueta-Ecken aber ist die Plaza del Pilar Nuevo samt reich verziertem Renaissance-Portal der Casa de Colón mit Museum und Bibliothek. Geht man um die Ecke, steht man unversehens vor der Ermita de San Antonio Abad, dem ersten von den spanischen Eroberern erbauten Gotteshaus, wo Kolumbus vor der Amerikafahrt gebetet haben soll. Ein paar Schritte weiter, im Colegio de Abogados lässt man uns freundlich ein, um den herrlichen Patio zu betrachten, einen doppelten Innenhof sogar, dessen einen Teil man jedoch überdacht und so in einen Sitzungssaal umgewandelt hat. Wahrlich stilvoll residieren noch heute die Herren Advokaten in diesem hochherrschaftlichen Anwesen.
    Ein Katzensprung auf der Autobahn ist es von der steinernen Idylle der Vegueta hinaus in die schönste Oase der Hauptstadt. Der Jardín Canario erstreckt sich unweit der Universität bei Tafira Alta über ein riesiges Terrain. Wer den oberen Eingang wählt, sieht von einem Aussichtsbalkon das gesamte
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Gelände mit seinen mehr als vierhundertfünfzig endemischen Pflanzenarten ein. Ein Wanderweg führt an der Bergflanke hinunter zu Wasserfällen und Kakteengärten, in den Palmenhain und den Lorbeerwald, wo Spinnweben wie feinstes Spitzengewebe in den Zweigen hängen.
    Ein paar Touristen verlieren sich fast in dem weitläufigen Garten. Wo sind die Einwohner von Las Palmas? Sie sind inzwischen offenbar alle an der Playa de Las Canteras versammelt. Kaum ein Quadratmeter Sand am langen Strand, der nicht mit Handtüchern belegt ist. Der Nachmittag verklingt bunt und laut am Saum der See.

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Das Feuer brennt noch immer unter der Erde
Lanzarotes sperrige Schönheit zieht Künstler und Literaten an
    »Am ersten Tag des Monats September zwischen neun und zehn Uhr abends brach plötzlich die Erde auf. Nahe Timanfaya erhob sich ein Berg aus dem Schoß der Erde, von dessen Spitze Flammen aufschossen, die während der folgenden neunzehn Tage unaufhörlich weiterbrannten. Wenige Tage später öffnete sich ein neuer Schlund. Die Lava breitete sich nun auch nach Norden aus, anfangs sprudelnd und schnell wie laufendes Wasser, dann schwer und zäh wie Honig.« Im Jahr 1730 protokolliert der Gemeindepfarrer von Yaiza, Don Andrés Lorenzo Curbelo, jenes Weltuntergangsszenario, das sich im Süden der Insel Lanzarote abspielt. Zu einer Zeit, da die Landbevölkerung kaum des Lesens und Schreibens kundig ist, werden seine Aufzeichnungen zum wichtigsten Dokument

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