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Lesereise Kulinarium - Italien

Lesereise Kulinarium - Italien

Titel: Lesereise Kulinarium - Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothea Loecker , Alexander Potyka
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Opfer gefordert für das, was eigentlich immer mein Traum war. Aber ich sehe diesen Traum nun scheitern, weil der Olivenanbau von den regionalen Behörden in keiner Weise unterstützt wird. Ich bin jetzt dreiundsechzig Jahre alt und habe in den letzten dreißig Jahren nur Fehlentscheidungen für den Anbau von Oliven erlebt.«
    Für die wenigsten Anbauer ist der Olivenanbau noch Haupteinnahmequelle. Doch ohne die coltivatori della domenica , wie sie Franco Pullìa nennt, was man vielleicht am besten mit »Sonntagsbauern« übersetzen könnte, läge noch viel mehr Land brach. Meist sind es alte Leute, die die Oliven pflegen, und häufig werden Arbeitskräfte aus Algerien, Marokko und Albanien eingesetzt.
    »Diesen coltivatori della domenica müsste man größte Hochachtung entgegenbringen«, sagt Franco Pullìa. »Sie sind eine wirkliche Ressource, die man ermutigen und aufwerten müsste. Der regionale Olivenanbau wie hier in Ligurien braucht genau diese Leute, die einen Teil ihrer Freizeit damit verbringen, diese appassionati , die eigentlich die Olivenhaine retten. Und das müsste man überall erkennen und die regionalen Behörden müssten ihre Hilfe annehmen. Für die Rettung der aufgegebenen Anbauflächen müssten ganz viele Kräfte zusammenarbeiten.« Zum Glück wurde ihm und vielen anderen die Leidenschaft für den Olivenanbau in die Wiege gelegt.
    Dorette Deutsch

Die »Goldsucher« mit der kalten Schnauze
Trüffelhunde auf Spurensuche
    Berlusconis Herrchen Franco ist stolz wie Oskar. Sein Hund wurde auf der Trüffelmesse in Gubbio zum besten Trüffelhund des Jahres gewählt. Eigentlich kein Wunder, bei der Familie: Die Promenadenmischung Berlusconi – er muss einen Irish Setter in seinem Stammbaum haben, ein Schäferhund könnte ebenfalls mitgemischt haben – stammt aus einer Familie von Trüffelhunden. Seine Vorfahren haben sogar die Universität besucht – die berühmte Uni für Trüffelsuchhunde in Roddi, die auf dem Weg von Alba nach Verduno lag. Bis 1960 war die Stadt im Piemont Universitätsstadt! Die Uni wurde 1880 von einem Trüffelsucher gegründet, Dutzende von Mischlingshunden wurden hier zu »Goldsuchern« ausgebildet. Ungünstigerweise lag die Unileitung in Familienbesitz, als die Dozentenfamilie 1960 ausstarb, wurde das Lehrinstitut geschlossen.
    Franco taufte den munteren Mischling nach dem italienischen Ministerpräsidenten, weil der auch nicht eher lockerließ, bis er am Ziel war. Jetzt trägt Berlusconi eine rot-goldene Schleife, Herrchen die Urkunde. Sein Schatzsucher ist nun Gold wert. Er hat seinen vierbeinigen Freund, dem der Unibesuch wegen Schulschließung verwehrt blieb, selbst auf Trüffeln abgerichtet, bis zu fünftausend Euro hatte man ihm schon vor der Preisverleihung für Berlusconi geboten.
    Trüffelhund? War nicht immer das Schwein im Unterholz in Sachen Trüffel unterwegs, mag der informierte Leser überlegen. Schwein ist out. Die rosa Tierchen wittern die Knollen im Erdreich zwar besser, denn der ausströmende Duft ähnelt ihren Sexuallockstoffen, doch sie zerwühlen das Erdreich zu sehr, zerstören dabei die Pilzkulturen und wurden bisweilen auch beim Naschen erwischt. Außerdem ermüden die Tiere mit den kurzen Beinen ziemlich schnell, und dann war es auf Dauer doch etwas zu umständlich, sie in die Wälder zu transportieren. Daher werden in Umbrien keine Schweine mehr eingesetzt. Die meisten Trüffelhunde sind mit anderen Jagdhunden gekreuzte Setter, die ab einem Alter von sechs Monaten ausgebildet werden. Nicht alle Trüffelhunde haben es so gut wie Berlusconi. Immer wieder machen Geschichten von Tieren die Runde, die zur Trüffelzeit hungern müssen, um durch die Aussicht auf einen Happen Essbares als Belohnung ambitionierter zu schnuppern.
    Es ist zwei Tage vor Vollmond. Die beste Trüffelsuchzeit. Ein tartufaio arbeitet mit dem Mondkalender. Heute begleite ich tartufaio Franco und Berlusconi bei der Trüffelsuche. In aller Herrgottsfrühe stiefeln wir irgendwo bei Spoleto durch dichte Eichenwälder. Ich bin müde, es ist zapfig kühl und Trüffeln können mir im Moment gestohlen bleiben. Ein anständiger cappuccino mit Erbeermarmeladecroissant wären mir weitaus lieber als ein wie auch immer geartetes Knollengericht. Franco dagegen ist schon taufrisch und voller Tatendrang, Berlusconi schwänzelt mir zwischen die Beine, freut sich wohl über die ungewohnte Gesellschaft. Während ich verschlafen durch das Unterholz tapse, zieht Franco eine Trüffel aus seinem Rucksack.

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