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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Cissy hat gesagt, Männer beherrschen die Welt, und du wirst anderen Frauen zeigen, dass auch sie selbstständig sein können.«
    Matilda lächelte. In den letzten Wochen hatten sie und Cissy viele Stunden mit Rechenübungen, aber auch mit Lesen und Schreiben verbracht. Cissy konnte jetzt ganze Einkaufslisten schreiben und Zahlenreihen addieren. Oft hatte Matilda ihre Freundin dabei beobachtet, wie sie in die Lesebücher geschaut hatte, die sie im vergangenen Jahr für Peter gekauft hatte. Sie war ernsthaft entschlossen, es zu meistern.
    »Was auch immer ich in Kalifornien unternehmen werde, ich werde stets an dich und Amelia denken und euch beide vermissen«, flüsterte sie. Ihre Stimme brach, denn sie wusste, sie würde heute das letzte Mal die Kinder ins Bett bringen und ihnen einen Gutenachtkuss geben. »Ich werde euch jede Woche schreiben, und du musst mir antworten und mir alles berichten. Ich komme so oft wie möglich nach Hause, aber es wird anfangs schwierig sein, da so viel zu tun ist.«
    Tabitha nickte. »Ich weiß, Tante Cissy hat mir erklärt, dass es lange dauern wird, ein so großes Restaurant ans Laufen zu bringen.«
    »Es ist kein Restaurant«, wollte Matilda gerade einwenden, als sie einen Moment innehielt. Sie hatte Tabitha oder auch Sidney nie wirklich genau erklärt, was sie in San Francisco eröffnen wollte.
    Sie gab Tabitha einen Kuss und ging die Treppe hinunter. Cissy saß am Küchentisch und schrieb eine Liste mit Worten ab, die Matilda ihr zum Üben gegeben hatte. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, setzte sie sich neben ihre Freundin. »Warum hast du Tabitha erzählt, dass ich ein Restaurant eröffne?«, fragte sie ruhig.
    »Hast du ihr etwas anderes erklärt?«, gab Cissy zurück und blickte sie ernst an.
    Matilda schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«, entgegnete Cissy.
    »Weil ich es nicht wollte.«
    Cissy zuckte die Schultern. »Das ist genau der Grund, warum ich behauptet habe, es wäre ein Restaurant. Es wäre sicher keine gute Idee, wenn Tabby den Leuten in der Stadt von einem zwielichtigen Tanzlokal erzählte.«
    Matilda dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete. Die Tanzlokale, an die Cissy dachte, waren nur wenige Stufen von Bordellen entfernt. Die angestellten Frauen dort tanzten für ein paar Cent mit den Männern. Aber viele verkauften auch ihren Körper.
    »Aber du weißt doch, dass es nicht so sein wird«, erwiderte sie schließlich.
    Cissy grinste spitzbübisch. »Natürlich weiß ich das, aber die gottesfürchtigen Leute hier in der Gegend brauchen nur eine Andeutung von Alkohol zu riechen oder über Tänzerinnen reden zu hören, und schon haben sie ihre Vorurteile. Ich vermute, es ist das Beste, wenn Tabby glaubt, es sei ein Restaurant. Wir wollen doch nicht, dass jemand gemein zu ihr ist. Die Menschen hier sind einfach anders als wir.«
    Eine plötzliche Angst ergriff Matilda. Cissy lächelte über ihren besorgten Gesichtsausdruck und strich ihr besänftigend über die Hand. »Wir kommen schließlich beide aus einem Umfeld, in dem ein wenig Alkohol und Tanz nicht verpönt waren, und selbst wenn ich hundert Jahre alt werden sollte, werde ich mich noch freuen, wenn die Menschen Spaß haben. Aber als ich vor Weihnachten in einem Geschäft war, habe ich ein paar Frauen über die Französin tuscheln hören, die den Saloon führt. Irgendwie weiß ich, dass sie über dich auch reden würden.«
    »Vielleicht sollte ich es nicht tun«, murmelte Matilda und hatte das erste Mal wirkliche Zweifel. »Giles fände die Idee nicht gut.«
    »Giles ist tot, Gott hab ihn selig«, sagte Cissy einfach. »Ich weiß, er war ein guter Mann, aber er hat dir und seinen Kindern nichts hinterlassen. Wenn du nicht so clever wärst, hättest du mächtig in Schwierigkeiten geraten können, Tabby wäre vielleicht sogar im Waisenhaus gelandet.«
    »Das weiß ich, aber …«
    Cissy fiel ihr ins Wort. »Es war übrigens auch dein Verstand, der mich in eine so bequeme Lage gebracht hat. San Francisco ist sehr weit von hier entfernt. Wen sollte es schon stören, wenn wir deinen Palast als etwas anständiger darstellen, als er in Wirklichkeit ist?«
    Matilda musste lachen. Es war, wie John immer schon gesagt hat: Cissy hatte wirklich ein Talent, die Dinge geradezubiegen.
    Matilda blickte mit freudiger Erregung die vier Anteilseigner an, die am Tisch versammelt saßen. Sie bildeten ein großartiges Team, fand sie. Charles Dubrette mit der charmanten Südstaaten-Eleganz und seinem

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