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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Gayton
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sein Bruder ein. »Und nicht auf hoher See.«
    Dann stürzten sie beide gleichzeitig nach vorn.
    Lettie machte die Augen zu und schrie auf … und völlig unerwartet fielen die Creechy-Zwillinge in ihr Geschrei mit ein.
    Das ist aber seltsam , dachte sie und öffnete die Augen wieder.
    Einer der Zwillinge war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Sein Bruder zeigte zitternd auf den Mast-Arm.
    »Mann über Bord!«, brüllte er.
    Alle Augen waren auf den überdimensionalen Arm gerichtet. Auf einmal griff dieser wieder nach unten und pflückte auch den zweiten Creechy-Zwilling von Deck, als wäre er ein ekelhafter Rotzpopel. Schon flog der Mann durch die Luft und klatschte unter ohrenbetäubendem Gekreische ins Wasser.
    »Bei meinem Bart!«, brummte Rotz-Hotte Charlie und schrie dann zur Blutkübel hoch: »Der Kran! Wir brauchen den Kran!«
    Der Mast-Arm ballte die Faust und versuchte ihn auf dem Deck zu zerschmettern. Aber Rotz-Hotte Charlie sprang rechtzeitig beiseite und stach mit seinem Dolch nach dem Angreifer.
    Die Glotzerin stampfte mit dem Fuß auf und feuerte ihre Pistole ab, aber die winzige Kugel konnte dem Mast-Arm nichts anhaben. Er versuchte die Glotzerin unter dem Daumen zu zerquetschen, aber sie wich, flink wie ein Floh, jedes Mal aus. »Schieß!«, brüllte sie. »Schieß endlich!«
    Das Walross zielte mit der Bazooka – und feuerte. Eine Mini-Dynamitstange flog auf den Mast-Arm zu, aber er fing sie einfach auf und schleuderte sie zurück. Keinen Meter entfernt blieb sie vor der Glotzerin liegen – die kleine Lunte bereits auf ein Nichts runtergebrannt.
    »Du Volltrottel!«, schrie die Glotzerin das Walross an. »Du …«
    BUUUUMMM!
    Die Explosion riss einen riesigen Krater ins Deck und katapultierte die Glotzerin an die Reling. Sie kullerte darunter durch und landete mit einem Platscher im Wasser.
    »Oma über Bord!«, schrie Rotz-Hotte Charlie.
    Das Walross versuchte, die ertrinkende Schmuckherstellerin herauszufischen.
    Tranmann Johnson ließ den Kran herunter, schwang ihn herum und begann mit dem Mast-Arm zu ringen.
    »Holt mir den Alchemisten!«, dröhnte die Glotzerin, nachdem das Walross sie aus dem Meer gehievt hatte. »Ich will seine Finger in Äther tauchen und sie dann zerquetschen!«
    Holz splitterte, Metall kreischte auf Metall, als der Kran den Mast-Arm in zwei Hälften zerschnitt. Brennend stürzte der Arm aufs Deck und trennte Lettie, Noah und Blüstav von den zwei alten Schachteln. Jetzt konnte es sich nur noch um Sekunden handeln, bis die Leuthas Holz sinken würde.
    Das Walross gab dem Kran ein Zeichen, und Tranmann Johnson hob sie und die Glotzerin vom sinkenden Schiff und auf die sichere Blutkübel hinüber.
    »Wir müssen hier runter!«, rief Lettie. »Sofort!«
    Aber Noah stand nur da wie betäubt. In seinen Augen tanzten die Flammen.
    »Noah«, sagte Lettie sanft. »Es wird Zeit, das Schiff zu verlassen.«
    Er nickte, wischte sich die Tränen weg und putzte sich mit einem Blatt von seinem Stängel die Nase.
    Lettie holte den Äther heraus. Mit den letzten drei Tropfen fror sie das Wasser um das Boot zu einer Eisscholle ein. Sie war groß genug, dass sie zu zweit darauf stehen konnten. Dann zogen sie auch Blüstav und seinen Koffer auf ihr eisiges Rettungsfloß und schoben sich aufs Meer hinaus.
    »Halt!«, schrie Lettie plötzlich entsetzt. »Papa! Ich habe Papa vergessen!«
    Sie sprang wieder an Bord der Leuthas Holz und stürmte in die Kabine, die schon voller Rauch und eiskaltem Wasser war. Ohne zu zögern watete Lettie hinein. Sie würde sich nie verzeihen, wenn ihr Vater durch ihre Schuld auf den Meeresboden sinken würde. Nie, nie, niemals.
    Da! Die Flasche stand immer noch auf dem Regal über dem Ofen.
    Lettie riss sie an sich. Ihre Füße waren taub vor Kälte, ihre Augen brannten vom Rauch. Mit letzter Kraft stürzte sie nach draußen und sprang auf die Eisscholle.
    Während das kleine hölzerne Schiff für alle Zeiten unterging, hielt Noah nur mit Mühe sein Schluchzen zurück. Es war, als sei ein Teil von seinem Herzen mit untergegangen. Sein Stängel trieb eine winzige Trauerweide aus. Lange saß Noah nur da und schaute in die Dunkelheit. Ein paar brennende Wrackteile erhellten die Nacht, und auch die flackerten nur noch eine Weile auf den Wellen auf und ab.
    Und was jetzt? , dachte Lettie verzweifelt. Was machen wir bloß?

9. Kapitel
    Jetzt ist Fantasie gefragt

    Ein Stück altes Seil und ein durchlöcherter Koffer: Das war alles, was ihnen auf ihrer

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