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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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seinetwegen nie ihren Geburtstag feiern, meine kleine Bella … Ich habe vor, ihn zu überraschen«, sagte sie plötzlich.
    Noch so eine Seltsamkeit. Sie wollte ihn überraschen. Sie war die ganze Strecke von London aus gefahren – ich nahm an, dass sie beabsichtigte, sein Alibi zu bestätigen –, aber sie schaffte es noch nicht, ihn zu sehen. Also nahm sie mir das Versprechen ab, dass ich ihm nichts erzählen würde.
    Als ich ging, war ich gründlich verwirrt, und meine Verwirrung betraf so ziemlich alles an ihr: von der Intensität, mit der sie mir in die Augen geschaut hatte, als ob sie meine Seele ergründen wolle, über die Unfähigkeit, ihrem Sohn zu vergeben, bis hin zu der Weigerung, ihn zu treffen. Ich war stinksauer, dass sie nicht direkt in ein Taxi nach Sandhill gestiegen und zu ihm gelaufen war: »Ist ja gut, ist ja gut, ich bin doch da!«

    Zurück im Büro ging ich meinen Bericht über Jeremy noch einmal durch. Ich war fast fertig damit. Vorschriftsmäßig hatte ich mich weder mit der Tat beschäftigt noch eine Beurteilung des ihm angelasteten Verbrechens abgegeben. Aber als ich dort saß und an Jeremy, seine Frau und seine Mutter dachte, überwältigte mich plötzlich die Neugier: Wer war diese Frau, die Jeremy getötet haben sollte? Ich googelte ihren Namen: Bridget McGivern.
    Mehrere Treffer erregten meine Aufmerksamkeit:
    1. Todesanzeige, »Glasgow Herald«:
    Im Alter von 45 Jahren starb die geliebte Mutter von Rachel, 18, Ehefrau von Hamish, schmerzlich vermisst, etc. etc.
    2. Artikel, »Daily Record«:
    HAUTÄRZTIN VON IRREM SCHWIEGERSOHN UMGEBRACHT
    Heute wurde ein Mann wegen Mordes an seiner Schwiegermutter festgenommen. Der bösartige Londoner wurde angeklagt, BRIDGET Mc GIVERN in Crinan, Argyll, brutal ermordet zu haben. Die Getötete, eine Hautärztin aus Stirling, war gerade erst wieder mit ihrer Tochter zusammengekommen, die sie als Siebzehnjährige zur Adoption freigegeben hatte. Nachforschungen haben ergeben, dass der Beschuldigte auch früher schon gewalttätig war.
    3. Artikel, »The Scotsman«:
    FAMILIEN BEFÜRWORTEN KINDESPRÜFUNG
    Als Konsequenz aus der Ermordung von Bridget McGivern ist eine Überprüfung des Verfahrens zur Zusammenführung adoptierter Kinder mit ihren leiblichen Eltern angestrengt worden. Die Fünfundvierzigjährige wurde zwei Wochen nach der Zusammenführung mit ihrer Tochter getötet, die sie als Siebzehnjährige zur Adoption freigegeben hatte. Der Vorfall hat die Frage aufgeworfen, ob unsere Adoptionsbehörden ausreichende Beratung und Unterstützung für derlei folgenschwere und weitreichende Entscheidungen anbieten. Im vorliegenden Fall hätte durch Beratung und Unterstützung eine schreckliche Tragödie verhindert werden können.

    Als ich das las, wurde mir klar, wie schrecklich und falsch es von mir gewesen war, das Opfer zu vergessen und zur Seite zu schieben, als ob es nicht weiter von Bedeutung wäre. Ganz egal, worin meine Arbeit bestand: Das war unverzeihlich. Ich hatte mich so sehr für Jeremy Bagshaw engagiert, dass ich an die arme Bridget McGivern nicht einmal gedacht hatte.
    Bridget McGivern, die verheiratet gewesen war. Die eine achtzehnjährige Tochter zurückgelassen hatte. Die eine erfolgreiche Hautärztin gewesen war …
    … und die nur zwei Wochen, nachdem sie ihre längst verloren geglaubte Tochter zum ersten Mal getroffen hatte, gestorben war.

[Menü]
25
    Amanda Kelly war Bridget McGivern zum ersten Mal in einer großen Wohnküche in Ballon, Stirlingshire begegnet.
    Na ja, das war eigentlich nicht das erste Mal gewesen. Das erste Mal waren sie sich achtundzwanzig Jahre früher in einem kleinen weißen Krankenhauszimmer in London begegnet: auf einem Metallbett mit dünner Matratze, neben einem Labortisch, auf dem verschiedene Apparate zur Geburtshilfe lagen.
    Ehe Bridget eines vorzeitigen Todes starb, hatte sie oft von diesem Zimmer geträumt. Von einer der Wände war die Farbe abgeblättert, und in der Ecke hatte ein über und über mit Blut bespritztes Paar Schuhe gestanden. Neben dem Labortisch hatte ein billiges, kleines Radio gestanden, aus dem so sanfte und ruhige Musik säuselte, dass sie es am liebsten aus dem Fenster geschleudert hätte.
    Außerdem waren drei Menschen bei ihr gewesen: eine dünne Hebamme mit der Haut einer Raucherin und Brüsten, die ein bisschen höher saßen, als es nach menschlichen Maßstäben möglich war; eine vielleicht zwanzigjährige Auszubildende, die sich mehr Sorgen um ihre zipfelbrüstige Chefin zu

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