Letzte Beichte
machen schien als darüber, für die Plazenta verantwortlich zu sein. Und dann war da noch Margaret gewesen, Bridgets Mutter, die es ganz und gar nicht freute, dass ihre hochbegabte Tochter da lag, ihre hübschen Beine spreizte und keinen Ton von sich gab. Ihre gerade mal siebzehnjährige Tochter, die zwei Klassen übersprungen hatte und die so gescheit war, dass sie schon mit dem Medizinstudium begonnen hatte.
Margaret Garden war damals vierzig Jahre alt und hatte große Pläne für ihre Tochter. Keiner dieser Pläne sah die frühe Produktion eines Kindes vor. Sie hatte eine wunderschöne Abschlussfeier für Bridget geplant, hatte sich darauf gefreut, in ihrer früheren Nachbarschaft mit ihr anzugeben, wo keines der Kinder ihrer Freundinnen es weiter als bis in die Krankenpflegeschule gebracht hatte (oder, in einem Fall, zu drei Vierteln irgendeines geisteswissenschaftlichen Wischiwaschi-Abschlusses). Margaret hatte keinesfalls die Absicht, all diese Pläne aufzugeben, nur weil Bridget mit einem gewissen Hamish aus Stirling geschlafen hatte, der noch nicht einmal mit der Schule fertig war.
Wenn sie Bridget doch nur bei sich zu Hause behalten hätte, schalt sie sich, anstatt sie in ein Studentenwohnheim in London ziehen zu lassen – dann hätte sie das nahende Unheil rechtzeitig bemerkt. Sie durfte gar nicht daran denken, wie diebisch ihre Freundinnen sich freuen würden, wenn sie von diesem Baby erführen – vor allem jene, die ganz bestürzt gewesen waren, dass sie Bridget erlaubt hatte, auf einem Campus so weit weg zu wohnen. »Bridget ist ein sehr vernünftiges Mädchen«, hatte sie ihnen damals gesagt. Und es stimmte ja auch, dass Bridget ihr nie Scherereien gemacht hatte: Sie war nicht wie die anderen Mädchen, die an der Bushaltestelle Marlboro Lights rauchten und ihre Zeit damit verplemperten, mit Jungs zu reden, oder die Jungs manchmal in der Gasse hinter der Croftwood High School auf den Mund küssten.
Wenn Bridget doch nur ihrem Rat in Sachen Sex gefolgt wäre: Benutz keine Kondome, nimm nicht die Pille, vergiss das alles, hab einfach keinen. Er ist ungesund, er wird überschätzt, und er hält dich bloß auf.
Wenn sie früher davon erfahren hätte, wäre all das niemals passiert. Aber Bridget war zu Weihnachten nicht nach Hause gekommen, zu Ostern hatte sie sich entschuldigt, und als Margaret nach London gereist war, um ihre geliebte Tochter mit zwei Tageskarten für das Schwimmbad in Haymill zu überraschen, da hatte sie schon fast in den Wehen gelegen.
»Herrje!« hatte Margaret ihre Tochter angeschrien, als sie in das schäbige WG – Wohnzimmer geplatzt war. »Herrje, herrje, herrje!«
Danach hatte sie sich auf die Kante eines Stuhls gesetzt, sich Luft zugefächelt und noch viele weitere Male »Herrje!« gesagt.
Am nächsten Tag hatte sie die Initiative ergriffen, und ehe Bridget wusste, wie ihr geschah, hatte sie ihr Baby zur Adoption freigegeben.
Bridget erinnerte sich an das Gesicht ihrer Mutter in jenem weißen Raum: wie sie den ganzen Ablauf von Anfang bis Ende überwacht und dafür gesorgt hatte, dass die Umarmung nach der Geburt nicht lange genug dauerte, um Zweifel aufkommen zu lassen.
Sie erinnerte sich an das Gefühl der Erleichterung, als das Baby in die Arme der Hebamme geplumpst war, und an das Gefühl für die Bedürftigkeit des schreienden Neugeborenen, als die Krankenschwester es beruhigte – ein kleines Mädchen, das so laut heulte, dass Bridget es mit der Angst zu tun bekam.
Bridget hatte die Kleine im Arm gehalten, und aus dem Heulen war eine Art Wimmern geworden. Ein fast schon sexuelles Geräusch. Ekstase. Erleichterung. Entspannung.
Der Mund des Babys hatte sich seitwärts verzerrt und nach etwas gesucht. Plötzlich hatte Bridget verstanden, dass sie ihr T-Shirt hochheben und dem Baby die Brust hinhalten müsse. Das Mündchen suchte ihre Brustwarze, und die verzerrten Lippen spitzten sich. Obwohl die Kleine die Augen geschlossen hatte, wusste sie doch aus irgendeinem Grund genau, wo sie hinwollte. Bridget war von Freude überwältigt, sie schmolz förmlich dahin. Sie musste diese kleine Person berühren, sie halten, ihre Arme und Beine und ihr Bäuchlein streicheln, ihre Stirn, ihre Ohren und ihre makellosen Händchen küssen und ihr unendlich lange in die Augen schauen, diese wunderschönen Augen.
»Das reicht!« hatte ihre Mutter gesagt, und man hatte ihr das Baby weggenommen. Seine spitzen Schreie hatten durch den Gang gehallt.
Und Bridget war auf dem weißen
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