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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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wie ein Idiot vor.«
    »Schon gut, Jeremy. Aber jetzt heißt es Abschied nehmen. Ich bin Sozialarbeiterin. Ich habe eine Grenze überschritten und mich zu sehr in diesen Fall verwickeln lassen. Infolgedessen ist mein Privatleben durcheinandergeraten. Aber jetzt werde ich alles wieder in Ordnung bringen. Ich werde mir Chas zurückholen. Er ist der Einzige, der für mich infrage kommt, er war es immer. Ich habe ein Gutachten über Sie geschrieben, das ist alles.« Ich schüttelte ihm die Hand. »Auf Wiedersehen, Jeremy. Ich muss gehen.«
    »Natürlich. Mein Gott, was für ein Idiot ich bin. Auf Wiedersehen, Krissie. Es tut mir leid.«
    Ich lief hinaus, um Amanda einzuholen, aber sie war schon weg. Als ich aus der Drehtür kam, fuhr ihr Taxi mit quietschendenReifen über die Auffahrt. Die Tür hinter mir verlangsamte ihre Drehung, schleuste Menschen in das große Gebäude hinein und aus ihm hinaus, und ich holte tief Luft. Plötzlich schossen Lichtstrahlen über den Himmel, wie um zu sagen: »Es ist vorbei, Krissie. Du bist wieder aufgetaucht. Du kannst tief Luft holen. Los, mach schon!«

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50
    Amanda hatte es irgendwie nach Hause geschafft. In der Diele sackte sie zusammen, und ihre Adoptivmutter fing sie auf. »Ach, mein Liebling«, sagte sie und hielt sie auf dem Sofa umarmt, als ihr Vater aus dem Garten hereingerannt kam. »Es ist gut, Liebes. Es ist gut. Wir sind ja da. Wir sind da.«
    Er war fort. Genau wie Bridget. Und was blieb übrig?
    Ihre Mutter, ihre schöne Mutter, die sie festhielt und ihr sagte, dass alles gut sein würde.
    Ihr Vater, ihr gutherziger Vater, der dasselbe tat.
    Sie würde lange Zeit in diesem Haus bleiben, auf diesem Sofa. Man würde ihr Essen bringen, sie im Arm halten und auf sie aufpassen. Nach einiger Zeit würde das Gefühl der Übelkeit in ihrem Bauch abklingen, und sie würde anfangen, sich gut zu fühlen, eines Tages vielleicht sogar sehr gut. Und vielleicht würde sie zum ersten Mal seit jenem Abendessen, als sie sechs Jahre alt gewesen war und ihre Eltern beschlossen hatten, dass sie alt genug sei, um zu erfahren, woher sie kam, merken, dass sie immer schon gewusst hatte, woher sie kam, dass es sonst nichts gab, worüber man sich Gedanken machen musste, dass es nichts zu finden gab und keinen anderen Ort, an dem sie suchen musste.
    Aber einmal im Jahr, am Jahrestag von Bridgets Tod, würde sie einkaufen gehen. Sie würde sich Zeit lassen und die schönste Karte aussuchen, die sie finden konnte. Sie würde zittern, wenn sie in dem Restaurant in Bridge of Allan saß, wo sie mit Bridget drei Flaschen Wein getrunken hatte.
    »Von Deinem kleinen Rotschopf« würde sie auf die Karte schreiben, ehe sie sie weinend in den Umschlag stecken und sie, ohne Adresse, schnell in den Briefkasten werfen würde.

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51
    Als ich von Sandhill nach Hause fuhr, reifte in mir der Entschluss, dass ich mir mein Leben mit Chas nicht von einem Drahtballmädel zerstören lassen würde. Vielleicht waren sie zusammen shoppen gewesen, vielleicht hatten sie sich auch geküsst, aber Chas und ich waren füreinander bestimmt. Mit Shoppen und Küssen war gegen uns nicht anzukommen.
    Er hatte sich auf das größte Ereignis seiner Laufbahn vorbereitet: seine Vernissage. Jahrelang hatte er gemalt, und endlich hatte er diese Chance bekommen, und ich hatte mich nicht nur wie ein Lump benommen, sondern auch vollkommen vergessen, dass die Vernissage heute Abend stattfand.
    Auf allem lag heute Sonnenschein: auf Robbies Lächeln, als ich ihn abholen fuhr, auf dem Garten meiner Eltern, auf dem Clyde, als ich mit meiner Mission, Chas zurückzuerobern, nach Hause fuhr, auf der Wohnung mit den wunderschönen Massivholzböden und auf meinem Kleiderschrank voller schmeichelhafter Kombinationen.
    Ich badete Robbie, zog ihm seinen Schottenrock an und wählte eine Kombination für mich aus. Mir fiel ein, dass ich noch etwas aus meinem Leben beseitigen musste, ehe ich in die Galerie gehen und mir mein altes Leben zurückholen konnte. Keine Heimlichkeiten mehr, kein Ignorieren von Problemen in der Hoffnung, dass Zeit und Schweigen sie aus der Welt schaffen würden.
    Ich würde dieser Madeleine sagen, dass sie sich gefälligst von meinem Mann fernhalten solle. Ich war ganz aufgeregt. Ich würde betteln, mich entschuldigen, Versprechungen machen, nicht zu viel reden, ihn küssen, ihn umarmen, ihn berühren,nicht trinken, mir seine Bilder anschauen, die ich mir nie hatte anschauen dürfen.
    Aber zuerst …
    Ich stolperte über

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