Letzte Ehre
Kurzzeitparkplatz anhielt. Die Sperre ging nach oben wie ein automatischer Salut. Unterdessen hielt das Taxi sich rechts und blieb am Standplatz stehen, wo zwei Fahrgäste mit ihrem Gepäck ausstiegen. Ich wartete, bis der Taurus auf die Parkfläche einbog, bevor ich weiterfuhr. Der Ticketautomat summte, und ein Parkschein schob sich aus dem Schlitz wie eine Zunge. Ich packte ihn und rollte weiter auf die Parkfläche.
Der Taurus war in die erste Gasse links eingebogen und parkte nun in der vordersten Reihe, nahe bei der Straße. Ich erhaschte noch einen Blick auf das Paar, als sie zur Abfertigungshalle hinübergingen. Er trug sowohl den Koffer als auch den Matchsack. Sie trug einen Regenmantel, den sie, um sich zu wärmen, eng um sich gewickelt hatte. Ich taxierte die freien Plätze und fuhr in den erstbesten. Ich stellte mein Auto ab, schloß zu und trottete hinter ihnen her. Die beiden waren ins Gespräch vertieft, und keinem von ihnen schien meine Gegenwart aufzufallen.
Mittlerweile war es vollkommen dunkel geworden, und das Flughafengebäude leuchtete wie eine dieser Miniaturhütten, die man sich unter den Weihnachtsbaum stellt. Am Randstein standen zwei Gepäckträger und klebten Etiketten auf die Koffer der beiden Reisenden, die das Taxi ausgespuckt hatte. Das Paar betrat das Flughafengebäude. Ich bemerkte, daß sie an den Büros der Autovermietungen vorbeigingen. Wollten sie abhauen? Ich verdoppelte mein Tempo, und die Schultertasche schlug mir gegen die Hüfte, als ich den kurzen Weg zum Eingang im Laufschritt zurücklegte. Am Terminal des Santa Teresa Airports sind lediglich sechs Flugsteige in Betrieb.
Die im linken Flügel gelegenen Flugsteige i, z und 3 bedienten den Pendlerluftverkehr: die Klapperkisten, die die Kurzstrecken von und nach Los Angeles, San Francisco, San José, Fresno, Sacramento und anderen Orten im Umkreis von vierhundert Meilen flogen. In der Haupthalle teilte sich United Airlines einen Schalter mit American. Ich verschaffte mir rasch einen Überblick und betrachtete die Passagiere, die in verschiedenen Gruppierungen auf miteinander verbundenen Polsterstühlen saßen. Mit dem Stetson hätte der Typ eigentlich leicht auszumachen gewesen sein sollen, aber das Pärchen war nirgends zu sehen.
Die meisten abfliegenden Passagiere wurden an Flugsteig 5 abgefertigt, der auf der anderen Seite der kleinen Halle deutlich sichtbar war. Zu dieser späten Stunde herrschte nicht mehr viel Flugverkehr, und ein Blick auf den Monitor, der die Abflüge anzeigte, sagte mir, daß nur zwei Flüge anstanden. Einer davon ging mit einem Propellerflugzeug von United nach Los Angeles und der andere mit American Airlines nach Palm Beach, mit einem Zwischenstop in Dallas/Fort Worth. Direkt vor mir lag Flugsteig 4, der die hier landenden Flüge von United bediente. Bogenfenster gingen auf eine kleine Rasenfläche hinaus, die von Außenlampen markiert und von einer gekalkten Mauer umgrenzt wurde, auf der ein ein Meter hoher Schutzrand aus Fensterglas angebracht war. Ich konnte das hohe Röhren eines Kleinflugzeugs hören, das auf der Rollbahn näherkam. Ich ging auf die Doppeltür zu und musterte den Hof. Dort standen etwa sechs oder acht Leute herum: eine Frau mit einem Kleinkind, drei Studenten, ein älteres Paar mit einem Hund an der Leine. Keine Spur von dem Pärchen, das ich suchte.
Als ich durch die Haupthalle auf den Pendlerflügel zuging, sah ich auf einmal den Stetson, schwarzer Filz mit einem breiten Rand und einem hohen, weichen Kopf. Der Typ stand im Geschenkeladen und bezahlte gerade mehrere Illustrierte. Ich sah ihn nur im Profil, doch die Beleuchtung war hervorragend. Als wollte er mir einen Gefallen tun, nahm er den Hut ab und zerzauste sich das Haar, bevor er sich den Hut im richtigen Winkel wieder aufsetzte. Ich musterte ihn aufmerksam, damit ich ihn später identifizieren konnte, falls es jemals soweit kam. Er sah aus wie Ende fünfzig und hatte kleine dunkle Augen in einem hageren Raubvogelgesicht und einen buschigen graumelierten Schnurrbart. Was unter der Straßenlampe wie ein dunkler Wuschelkopf ausgesehen hatte, war — wie ich nun sehen konnte — von zahlreichen silberfarbenen Strähnen durchzogen. Er trug Cowboystiefel und eine schwere, schwarze Wolljacke. Ich schätzte ihn auf einen Meter achtzig, obwohl ihn die Stiefel um einige Zentimeter größer gemacht haben könnten, und etwa fünfundsiebzig bis achtzig Kilo. Er schob die Zeitschriften unter den Arm und stopfte das Wechselgeld
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