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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Baseballhandschuhs angeschwollen. Zwei seiner Finger stehen seitlich ab und Gott weiß was noch alles. Irgend jemand ist noch einmal eingebrochen und hat den Hohlraum unter dem Küchenschränkchen aufgerissen...«
    Über die Lautsprecheranlage ertönte eine Durchsage über einen Flug der American Airlines. »Einen Moment bitte«, sagte ich. Ich legte die Hand über die Sprechmuschel. Ich hatte keine Einzelheiten mitbekommen, aber es mußte der Aufruf für die Passagiere des Fluges nach Palm Beach sein. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Typ den Matchsack nahm und zusammen mit der schwangeren Frau die Schalterhalle verließ und nach links auf den Flugsteig von American Airlines zuging. Ich merkte, wie mir das Herz klopfte. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Chester zu. »Ist Rawson außer Lebensgefahr?«
    »He, hier wimmelt es von Streifenwagen, und die Sanitäter sind schon unterwegs. Er sieht nicht besonders gut aus. Was ist denn da für ein Lärm? Ich kann Sie kaum verstehen.«
    »Deshalb rufe ich ja an. Ich bin am Flughafen«, sagte ich. »Ich habe einen Kerl mit einem Matchsack aus der Wohnung kommen sehen. Es sieht ganz danach aus, als wollten er und irgendeine Frau gleich in ein Flugzeug steigen. Ich habe ihn bis hierher verfolgt, aber wenn wir erst einmal diesen Sack aus den Augen verlieren, steht mein Wort gegen seines.«
    »Warten Sie dort. Ich schnappe mir Bucky und komme raus. Bleiben Sie ihm auf den Fersen, bis wir da sind.«
    »Chester, der Flug ist bereits aufgerufen. Wissen Sie, was er mitgenommen hat?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich kann nicht einmal hinein, bis sie dort fertig sind. Wie steht’s mit den Wachleuten am Flughafen? Können die Ihnen nicht helfen?«
    »Was für Wachleute? Es ist kein einziger in Sicht. Ich bin hier ganz allein.«
    »Mann, verflucht noch mal, tun Sie etwas.«
    Ich ließ hastig die Möglichkeiten Revue passieren. »Garantieren Sie mir, daß Sie das Ticket bezahlen, dann folge ich ihm«, sagte ich.
    »Wohin?«
    »Der Flug geht nach Palm Beach mit einem Zwischenstop in Dallas. Entscheiden Sie sich, in zwei Minuten ist er nämlich von hier verschwunden.«
    »Machen Sie’s. Wir einigen uns später. Rufen Sie mich an, sobald es geht.«
    Ich knallte den Hörer auf und überflog im Vorbeigehen den Monitor. Neben der angezeigten Abflugzeit für den American-Airlines-Flug 508 blinkte fröhlich das Wort abflugbereit. Die wartenden Passagiere hatten die Schalterhalle verlassen und sammelten sich nun vor dem Flugsteig. Ich trottete durch die Halle zum Ticketschalter von American Airlines. Eine der beiden Angestellten war mit einem Kunden beschäftigt, doch die andere bemerkte mich. »Sie können gern zu mir kommen.«
    Ich ging an ihren Schalter. »Gibt es in der Maschine nach Palm Beach noch freie Plätze?« Ich hatte keine Ahnung, ob das Pärchen nach Dallas oder nach Palm Beach unterwegs war, mußte aber letzteres annehmen, wenn ich vorhatte, ihnen auf den Fersen zu bleiben.
    »Lassen Sie mich nachsehen, was wir haben. Ich weiß, daß der Flug nicht ausgebucht ist.« Sie begann rasch etwas in die Computertastatur vor ihr einzugeben und hielt inne, um die auf dem Bildschirm erscheinenden Daten abzulesen. »Wir haben siebzehn freie Plätze... zwölf in der Touristenklasse und fünf in der ersten Klasse.«
    »Was kostet ein Ticket in der Touristenklasse?«
    »Vierhundertsiebenundachtzig Dollar.«
    Das war nicht schlecht. »Und das ist hin und zurück?«
    »Einfach.«
    »Vierhundertsiebenundachtzig Dollar einfach?« Meine Stimme quiekte, als wäre ich soeben erst in die Pubertät gekommen.
    »Ja, Ma’am.«
    »Ich nehme es«, sagte ich. »Lassen Sie den Rückflugtermin offen. Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleiben werde.« In Wirklichkeit wußte ich nicht einmal, wohin das Pärchen wollte. Ihr eigentliches Ziel könnte Mexiko, Südamerika oder weiß Gott was sein. Ich hatte zwar keine Pässe über die Theke wandern sehen, aber ich konnte die Möglichkeit nicht ausschließen. Da dies nicht dieselbe Angestellte war, die die Schwangere abgefertigt hatte, war es zwecklos, sie zu befragen. Ich holte meine Brieftasche hervor und entnahm ihr eine Kreditkarte, die ich auf die Theke legte. Sie schien die Klugheit meines impulsiven Entschlusses nicht in Frage zu stellen. O Mann. Chester mußte einfach dafür aufkommen, sonst war ich ruiniert.
    »Möchten Sie am Gang oder am Fenster sitzen?«
    »Am Gang. Möglichst weit vorne.« Das Pärchen könnte ja als erstes aussteigen, und dann

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