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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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sie auf den Kellerboden. Er war sich jetzt wieder sicher: Er wollte schweigen.
    „Also, da ich nicht glaube, dass Sie als Jude Freunde bei der Totenkopfstandarte haben, denke ich, Sie werden hier Leute schmieren, damit Sie mehr und besser zu essen bekommen als andere“, sagte Schmelz und ließ seine Zigarette fallen, die Meiners beflissen für ihn austrat: „Das ist heute aber nicht mein Thema. Ich habe mir über Sie den Kopf zerbrochen, Sie waren einmal ein wichtiger Mann. Sie können mit Menschen umgehen, und Sie können Profit machen, Profit, Profit, Profit! Daher hat sich Koch Sie für seine Schiebergeschäfte ja auch ausgesucht, aber eines wissen Sie auch: Er hat sich auch Freudmann und May ausgesucht. – Die kennen Sie doch? Die waren in Ihrem Block.“
    „Die kenne ich!“, sagte Meiners vorsichtig: „Aber was Sie getan haben entzieht sich meiner Kenntnis!“
    „Sie haben genau das Gleiche getan wie Sie! Sie haben auf dem Schwarzmarkt in Weimar unterschlagene Waren verhökert. Es waren Kollegen von Ihnen, und nun fragen Sie sich sicherlich, Meiners, weil Sie ja kein dummer Mann sind, warum hat dieser verdammte Richter gesagt: waren? Waren? – Meiners, Sie gehen sicherlich davon aus, dass Sie diese gutgehenden Geschäfte hier irgendwann wieder aufnehmen können, wenn ich weg bin und nichts gefunden habe. Genau wie neunzehn vierzig, als Kriminalsekretär Emil Holtschmidt auch aufgeben musste, weil er gegen Koch und Ihresgleichen keine Beweise finden konnte, aber ich bin ja nicht wie dieser kleine Beamte der Kripo Weimar, ich bin ja Himmlers verlängerter Arm, der den Sumpf trockenlegen soll und dies auch tun wird! Folgendes: Freudmann und May sind in ihren Zellen vergiftet worden. Sie befinden sich zurzeit auf der Quarantänestation! Haben Sie sich einmal überlegt, dass es Ihnen genauso ergehen könnte? Oder ist Ihnen nicht klar, dass Koch immer alle umbringen ließ, die zu viel wussten von seinen Geschäften? Nach einer gewissen Zeit, in der sie für ihn gearbeitet hatten, ließ er sie dann immer durch neue Leute ersetzen und nahm ihr Vermögen wieder an sich. Kochs Strategie ist, keine Mitwisser zu haben. Er selbst wird hier nicht mehr rauskommen, aber er wird alle mit in den Tod nehmen, die ihm geholfen haben! Auch Sie wird er hier vergiften, hier, in dieser Zelle, glauben Sie mir, damit Sie nicht gegen ihn aussagen können! So weit klar?“
    „Wer hat sie vergiftet, wenn sie vergiftet worden sind? Und warum leben sie noch, wenn sie vergiftet worden sind?“
    „Die Täter kennen wir noch nicht im Einzelnen. Frage zwei beantworten wir uns gerade, ich setze Sie dann gern in Kenntnis. Die Männer sind ja erst gestern verlegt worden. Ist Ihnen aber das Ausmaß klar, Meiners? Die Tat selbst steht außer Frage!“
    Meiners nickte, eine Drohung, die er nun schon seit Monaten kannte. Neu sei nur, dass Freudmann und May angeblich vergiftet worden seien. Dieser Hauptsturmführer müsse doch sehr in die Enge getrieben worden sein, wenn er solche Mittel gebrauche, meinte Meiners.
    „Da Sie mir nicht glauben, schlage ich Ihnen ein Geschäft vor.“
    „Ein Geschäft?“
    „Ja, ich werde jetzt und sofort mit Ihnen zum Krankenbau gehen. Sie werden die Halbtoten selbst sehen können!“
    Meiners wurde blass. War das alles doch kein Bluff?
    „Das Angebot, das ich Ihnen jetzt mache, mache ich nur einmal! Wenn Sie alles zu Protokoll geben, was Sie wissen, und wenn Sie bei einem Prozess gegen Koch aussagen, dann bringe ich Sie jetzt und sofort in ein ziviles Gefängnis. Sie werden dort in Untersuchungshaft wegen, sagen wir, Diebstahls gesteckt und warten dort ruhig und gelassen auf den Prozess. Ich bringe Sie unter falschem Namen in ein Gefängnis, wo Sie niemand kennt, und nur ich allein werde wissen, wo Sie sind! Dort sind Sie sicher vor der SS, weil nur ich weiß, wer Sie in Wirklichkeit sind. – Meiners, es ist die Chance Ihres Lebens. Die Bedenkzeit beträgt drei Minuten und beginnt jetzt. Sobald ich aufgeraucht habe, geben Sie mir eine Antwort. Ein Ja garantiert Ihnen, am Leben zu bleiben, mit einem Nein unterschreiben Sie Ihr Todesurteil, Meiners! – Bedenken Sie, Sie werden hier mit Zusatzrationen von Männern der Wachmannschaft versorgt, die Koch schon vor langer Zeit bestochen und gekauft hat! Die Männer hier schätzen Koch noch immer! Sie hier zu vergiften ist so leicht.“
    „Ich will Freudmann und May sehen. Dann entscheide ich mich. Ich will sie sehen.“
    „Wenn Sie sich entschieden haben! Warum

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