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Letzte Instanz

Letzte Instanz

Titel: Letzte Instanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Wiederaufnahme des Kontaktes zur leiblichen Mutter. Nahezu fünfundzwanzig
Jahre lang hat sie sie in Frontera besucht — wohin Mrs. Benedict in den
sechziger Jahren verlegt wurde — , wann immer sie konnte, und Mrs. Benedict hat
sie mit Lügen vollgestopft. Dann dieser Unsinn, die Frau in ihr Haus
aufzunehmen. Das reicht jetzt. Ich kann... ich will dieses Ausgraben der
Vergangenheit, an die besser nicht gerührt würde, nicht zulassen.«
    »Richter Stameroff«, sagte ich, »Judy
ist sechsundvierzig Jahre alt.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich weiß, wie
alt meine Tochter ist.«
    »Dann werden Sie auch wissen, daß sie
eine erwachsene Frau ist und fähig, eigene Entscheidungen zu treffen.«
    »Ich fürchte, Sie verstehen die
Situation nicht. Judy ist eine erwachsene Frau, das stimmt, aber in vielerlei
Hinsicht ist sie wie ein Kind. Ein eigenwilliges Kind, das seine Wünsche
erfüllt sehen will, ohne Rücksicht auf die Folgen.«
    »Die Folgen für wen?«
    »Für sich selbst natürlich.«
    »Ich bin nicht sicher, ob Ihre
Hauptsorge wirklich Ihrer Tochter gilt.«
    »Wem sollte sie sonst gelten?«
    »Ihnen selbst.«
    Seine Augen wurden eng. »Erklären Sie
mir das.«
    »Richter Stameroff, ich bin keineswegs
davon überzeugt, daß Lis Benedict Cordy McKittridge ermordet hat. Würde es mir
gelingen, das zu beweisen, würde es Ihren Sieg in dieser Sache zunichte machen —
einen Sieg, der Ihnen den Weg zum Obersten Gericht geebnet hat.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, daß das
meine Stellung dort beeinträchtigen würde.«
    »Es sei denn, es stellt sich heraus,
daß damals während des Prozesses Dinge vertuscht oder verdunkelt wurden.«
    Er ließ einen tiefen Seufzer hören. »Nicht
schon wieder die alte Verschwörungstheorie! Miss McCone, ich habe Sie für
klüger gehalten.«
    »Auch Leonard Eyestone hat über die
Verschwörungstheorie gelacht. Aber etwas hat mich auf den Gedanken gebracht,
daß doch etwas daran sein könnte: 1956 waren Sie in Ihrem Stab nur
stellvertretender Bezirksstaatsanwalt und ein ziemlich junger Mann. Warum hat
man Sie als Ankläger von Lis Benedict ausgewählt? Es war ein hochbrisanter
Fall. Warum wurde er nicht vom Bezirksstaatsanwalt selbst übernommen?«
    Stameroff brauchte etwas Zeit, bis er
sich die Antwort zurechtgelegt hatte. »Der Bezirksstaatsanwalt war
gesundheitlich nicht auf der Höhe. Er hatte bereits angekündigt, daß er nicht
für eine weitere Amtszeit kandidieren wolle. Die Anklagebehörde suchte also
nach jemandem, der die Fähigkeit wie die Prozeßerfahrung besaß, mit einem
Verbrechen wie dem von Lis Benedict umzugehen. Da lag meine Wahl nahe.«
    »Vielleicht lag sie nur nahe, weil Sie
jung waren und zu Kompromissen bereit, wenn es darum ging, Ihre Karriere voranzutreiben.«
    Stameroff reagierte sanft, gemessen an
dem, was ich ihm unterstellte. »Wenn Sie diesen Unsinn glauben, sind Sie eine
Närrin.«
    Ich gab keine Antwort, sondern sah ihm
bloß in die Augen und wartete.
    »Eine Närrin«, wiederholte er. »Ist
Ihnen klar, was Sie riskieren, wenn Sie sich dieses lächerlichen Falls annehmen?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Ich habe es Ihnen schon gesagt.
Das Glück meiner Tochter, vielleicht auch ihre emotionale Stabilität, stehen
auf dem Spiel.«
    »Und außerdem?«
    »Ganz bestimmt wird dieser Fall Ihrer
Karriere nicht zuträglich sein. Oder der Ihrer Arbeitgeber.«
    »Aha, das ist es also. Ich wußte, es
würde darauf hinauslaufen.«
    »Worauf, Miss McCone?«
    Ich stand auf und wanderte hin und her.
»Was wäre denn der erste Schritt, Richter Stameroff? Kostspielige, aber im
Grunde harmlose Zerstörungsaktionen, etwas wie die Schmierereien an Judys
Hauswand? Oder der Versuch, mich psychisch mürbe zu machen, etwa mit anonymen
Anrufen wie bei Lis? Und was, wenn das alles nichts bringt? Körperverletzung?«
    Einen Moment lang schien es Stameroff
die Sprache verschlagen zu haben. »Würde ich meiner eigenen Tochter so etwas
antun? Nur ein Ungeheuer könnte zu solchen Mitteln greifen, wie sehr er sich
auch wünschte, daß diese Frau ihr Haus verläßt!«
    »Dann hoffe ich für Sie, daß Sie es
tatsächlich nicht waren. Aber ich habe den Verdacht, wenn ich an der Reihe
wäre, würden Sie sich bei der Anwendung solcher heimlichen Praktiken nicht
zurückhalten. Sie haben selbst eine sehr hohe gesellschaftliche Position und Freunde
in noch höheren Positionen. Ein Anruf bei der richtigen Person... Natürlich
würden Sie nicht All Souls unter Druck setzen. Sie haben es bei Jack

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