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Letzte Nacht

Letzte Nacht

Titel: Letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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Manny.
    «Echt, wenn man so was im Pflegeheim macht, kriegt man’s nicht zurück. Und man kriegt keinen Nachtisch.»
    «Er isst Nachtisch?»
    «Er sitzt da draußen und hat schon den dritten Löffel in Benutzung.»
    Zum zweiten Mal an einem Vierertisch vorbeizuschauen, ist des Guten zu viel, doch nach der verschütteten Sprite kann Manny es rechtfertigen. Während die Moms ihren Kaffee trinken und ihre Einkaufszettel vergleichen, nimmt der Junge ein Fudge Overboard in Angriff, einen riesigen Brownie mit Eis und Sprühschlagsahne, übergossen mit Schokoladensoße. Manny hat schon erlebt, dass Männer, die so groß waren wie er, an dieser Portion gescheitert sind, aber der Kleine hat bereits die Hälfte weggeputzt und schaufelt immer noch in sich hinein.
    «War alles in Ordnung?», fragt Manny die Moms.
    «Ja», sagt die Mutter des Jungen, «aber ich finde, unsere Serviererin hätte etwas höflicher sein können.» Sie blickt die andere Mutter an, und die nickt bestätigend.
    «Anscheinend hatte sie schon vor dem Missgeschick ein Problem mit Martin. Ich finde, ein Lokal, das als Familienrestaurant für sich wirbt, sollte auf Kinder eingestellt sein.»
    «Verstehe», sagt Manny, verzichtet aber darauf, sich zu entschuldigen. An jedem anderen Tag würde er das Dessert des Jungen wohl nicht berechnet haben, aber Nicolettes grundsätzliche Haltung hin oder her – in diesem Fall hat sie recht. Er wird Mom nicht dafür belohnen, dass sie ihrem Kind keine Grenzen setzt. «Würde es Ihnen etwas ausmachen, eine dieser Beurteilungskarten auszufüllen? Danke. Bei Ihrem nächsten Besuch schenken wir Ihnen besondere Aufmerksamkeit, das verspreche ich. Schönen Tag noch.»
    «Was für eine dumme Kuh», sagt er im Pausenraum zu Nicolette.
    «Und du weißt genau, dass die mich leer ausgehen lassen. Und das nach diesem ganzen Scheiß.»
    «Ich hab sie eine Beurteilungskarte ausfüllen lassen.»
    «Das ist doch nicht dein Ernst.»
    «Doch. Du kannst sie um vier Uhr nachts anrufen und sie ihr vorlesen.»
    Nicolette springt von ihrem Stuhl und stößt die Faust in die Luft. «Ahh! Ja, mein Junge! Ich kenne jemanden, der bald mitten in der Nacht eine Lieferung vom Pizzadienst kriegt. Aufmachen, hier ist Domino’s, du Miststück!»
    Manny hält den Finger an die Lippen, und sie ist still.
    Das bleibt ihr Geheimnis, ein Regelbruch, der sie beide in Schwierigkeiten bringen könnte, aber das ist es wert.
    Auch wenn Nicolette ihm oft auf die Nerven geht, ist sie doch eine seiner Serviererinnen.
    Als er in die Bar zurückkehrt, fragt Dom, ob er die Erdnüsse noch haben will.

    «Schmeiß sie weg», sagt Manny und lässt sich von Dom eine Diät‐Cola mit Zitrone geben. Die Mittagszeit neigt sich dem Ende zu, und er braucht einen Koffeinstoß, besonders wo es draußen so dunkel ist. Seine Ärmel sind immer noch nass und verdecken das Gummiband. Er geht mit dem Glas zum Fenster und späht zwischen den Jalousien hindurch. Der Schnee treibt seitwärts vorbei, als würde Manny in einem Zug fahren, und er fragt sich, wie das wohl von dem Fenster hinten in seiner Wohnung aussieht – der Garten, der zum Bach hin abfällt, vollkommen weiß, bis auf die gepunktete Linie einer Katzenfährte. Er stellt sich vor, dass er morgen den ganzen Tag unter seinem alten Patriots‐Schlafsack auf dem Sofa liegt und sich die Spiele anschaut, dass er sich nicht mal anzieht und dass er sein Geschirr rumstehen lässt, als wäre er krank.
    Nein, er muss hier sein, er muss Deena besuchen. Wenn er direkt nach dem Abendessen bei ihr aufbricht, könnte er rechtzeitig zu Hause sein, um das Ende des Spätspiels noch mitzubekommen. Und genauso schnell ist es Montag, und all das gehört der Vergangenheit an.
    Draußen geht ein hagerer Typ in Kapuzenshirt, die Hände in die Tasche gestopft, am hinteren Rand des Parkplatzes entlang, vornübergebeugt gegen den Wind. Ohne das Stoppschild zu beachten, überquert er die Straße und schlurft in Richtung Einkaufszentrum. Wo kommt der bloß her? Nicht aus der Eingangstür – da hätte Manny ihn doch gehen sehen –, und einen Augenblick glaubt er, es ist der Obdachlose, der ihnen im Herbst solche Schwierigkeiten gemacht hat, der nach unverschlossenen Autos suchte und bei den Müllcontainern über den Zaun kletterte. Erst als die Gestalt stehen bleibt, um einen Geländewagen ausparken zu lassen, und die Bremslichter das Gesicht des Burschen erleuchten, erkennt Manny Fredo.
    «Das gibt’ s doch nicht.»
    Er stellt sein Glas hin und

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