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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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besten gab. Ich hörte das dumpfe Dröhnen ihrer Musik, als ich zu meinem Stelldichein durchs Lager stapfte. Ich war am Verhungern. Chremes und Phrygia aßen spät. In meinem eigenen Biwak hatten Helena und Musa, die nicht mit eingeladen waren, schon vor meinem Abgang genüßlich gefuttert. Von den Zelten, an denen ich vorbeikam, winkten mir fröhliche Leute, die bereits gegessen hatten, beschwipst mit ihren Bechern zu oder spuckten mir Olivenkerne nach.
    Jedem mußte klar sein, wohin ich ging und warum, denn ich hatte meine Serviette in der Hand und als Gastgeschenk eine Amphore unter dem Arm. Ich trug meine beste Tunika (die mit den wenigsten Mottenlöchern) und hatte mir den Wüstenstaub aus dem Haar gekämmt. Bei diesem Spießrutenlauf durch die Reihen langer schwarzer Zelte, die wir wie immer im rechten Winkel zum Pfad aufgeschlagen hatten, fühlte ich mich seltsam auffällig. Byrrias Zelt lag fast im Dunkeln. Die Zwillinge saßen vor dem ihren und tranken mit Plancina. Afrania war heute abend offenbar nicht dabei. Als ich vorüberging, stand einer der Zwillinge auf und starrte mir schweigend nach.
    Als ich das Zelt des Direktors erreichte, sank mir das Herz. Chremes und Phrygia waren in irgendein häusliches Gerangel vertieft, und das Essen war noch nicht fertig. Sie waren ein so seltsames, wenig zueinander passendes Paar. Im Feuerschein wirkte Phrygias Gesicht ausgemergelter und unglücklicher denn je, während sie herumfuchtelte wie eine übergroße Furie, die ein paar grausame Strafen für Sünder bereithält. Als sie dann halbherzige Anstalten machte, mir endlich was zu essen vorzusetzen, versuchte ich, umgänglich zu bleiben, obwohl mein Empfang nicht gerade freundlich ausgefallen war. Chremes hockte draußen mit finsterem Blick und wirkte ebenfalls älter als sonst. Sein einstmals gutes Aussehen zeigte Anzeichen frühen Verfalls, mit tiefen Ringen unter den Augen und einem über den Gürtel quellenden Weinbauch.
    Wir öffneten verstohlen meine Amphore, während Phrygia drinnen laut klappernd mit den Tellern herumfuhrwerkte.
    »Also, was gibt es, mein junger Marcus?«
    »Ach, nichts Besonderes. Ich wollte nur nochmal mit Ihnen über die Suche nach dem Mörder sprechen.«
    »Da könnte man ebenso gut mit einem Pflock zum Anbinden von Kamelen reden!« kreischte Phrygia von drinnen.
    »Na, dann schieß mal los!« dröhnte der Direktor, als hätte er den Kommentar seiner zänkischen Alten nicht gehört. Vermutlich hörte er nach zwanzig hitzigen Ehejahren tatsächlich nicht mehr alles.
    »Nun, ich habe die Reihe der Verdächtigen eingegrenzt, aber ich brauche immer noch den endgültigen Beweis, um diesen Mistkerl festzunageln. Als die Tamburinspielerin starb, hatte ich auf neue Informationen gehofft, aber Ione hatte so viele männliche Freunde, daß Nachfragen hoffnungslos ist.«
    Unauffällig beobachtete ich Chremes Reaktion. Ihm schien meine subtile Andeutung, daß er zu den »Freunden« des Mädchens gehört haben mochte, entgangen zu sein. Phrygia war pfiffiger und erschien wieder vor dem Zelt, um unsere Unterhaltung zu überwachen. Sie hatte sich mit nur ein paar kleinen Handgriffen in die anmutige Gastgeberin des Abends verwandelt: ein fließender Schal, wahrscheinlich Seide, der dramatisch über die Schulter geworfen war; silberne Ohrringe so groß wie Suppenteller, ein bißchen raffinierte Schminke im Gesicht. Sie benahm sich auch aufmerksamer, als sie uns nun mit lässiger Eleganz das Abendessen servierte.
    Trotz meiner Befürchtungen war das Mahl beeindruckend: große Tabletts mit örtlichen Delikatessen, dekoriert mit Oliven und Datteln; gewärmtes Brot; gequollener Weizen, Hülsenfrüchte und gewürztes Fleisch; kleine Schälchen mit scharfen Soßen zum Eintunken; jede Menge gesalzener und eingelegter Fisch aus dem See von Tiberias. Phrygia servierte so lässig, als sei sie selbst überrascht über ihr Geschick bei der Zusammenstellung des Festmahls. Beide Gastgeber taten so, als wäre Essen für sie eine Nebensächlichkeit, obwohl ich bemerkte, daß sie nur vom Feinsten speisten.
    Ihr Reisegeschirr bestand aus schlichter Keramik, dazu Trinkgefäße aus Metall und elegante Vorlegbestecke aus Bronze. Es war, als würde man mit einer Familie von Bildhauern speisen, Menschen, die ein Gefühl für Form und Qualität hatten und sich Stilvolles leisten konnten.
    Der häusliche Krach ruhte vorerst; vermutlich war er nicht beigelegt, sondern nur verschoben.
    »Das Mädchen wußte, was es tat«, bemerkte

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