Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
entschieden uns aber gegen die anderen beiden; durch demokratische Abstimmung wurde daraus Der Strick , mit dem überall beliebten Tauziehen, und ein Stück, das Davos liebte, weil er sich darin als prahlerischer Soldat profilieren konnte. Philocrates, so in sich selbst und in öffentliche Lobhudeleien verliebt, hätte sicher dagegen gestimmt, weil seine Rolle in diesem Stück nur minimal war. Aber er hatte sich in seinem Zelt versteckt, nachdem er eine Frau, die bei unserem Aufenthalt in Pella seiner Verführungskunst erlegen war, in der Gesellschaft eines ziemlich großen, finster aussehenden männlichen Verwandten entdeckt hatte.
    Das war das Problem mit Damaskus. Alle Wege führten dorthin.
    »Und führen wieder weg«, erinnerte mich Helena. »In drei Tagen. Was machen wir bloß, Marcus?«
    »Ich weiß es nicht. Stimmt, wir sind nicht in den Osten gekommen, um den Rest unseres Lebens mit einer drittklassigen Theatertruppe zu verbringen. Wir verdienen genug zum Leben aber nicht genug, um irgendwo anzuhalten und Ferien zu machen, und mit Sicherheit nicht genug, um unsere Rückfahrt zu bezahlen, wenn Anacrites nicht dafür aufkommen will.«
    »Die könnte ich bezahlen, Marcus.«
    »Erst, wenn ich jegliche Selbstachtung verloren habe.«
    »Übertreib doch nicht so.«
    »Na gut, du kannst bezahlen, aber laß mich wenigstens einen der beiden Aufträge vorher zu Ende bringen.«
    Ich führte sie in die Straßen hinaus. Ohne sich zu beschweren, nahm sie meinen Arm. Die meisten Frauen ihres Standes wären vor Entsetzen vergangen bei dem Gedanken, sich ohne den Schutz einer Sänfte oder eines Leibwächters in den Tumult einer lauten, lüsternen ausländischen Metropole begeben zu müssen. Viele Bürger von Damaskus musterten sie mit offensichtlichem Mißtrauen, weil sie es tat. Für eine Senatorentochter hatte Helena stets ein eigenartiges Gefühl für Sitte und Anstand gehabt. Wenn ich bei ihr war, fand sie das vollkommen ausreichend. Sie war weder verlegen noch hatte sie Angst.
    Die Größe und Lebendigkeit von Damaskus erinnerte mich plötzlich an die Regeln, die wir in Rom zurückgelassen hatten, Regeln, die Helena ebenfalls brach, aber zumindest in heimatlicher Umgebung. In Rom war skandalöses Verhalten von Senatorenfrauen und -töchtern nur eine Facette modischen Lebensstils. Männlichen Verwandten Ärger zu machen, war zur Entschuldigung für alles geworden. Mütter betrachteten es als ihre Pflicht, Töchter zur Rebellion zu erziehen. Töchter genossen das in vollen Zügen, warfen sich Gladiatoren an den Hals, traten fragwürdigen Sekten bei oder wurden berühmte Intellektuelle. Im Vergleich dazu schienen die Laster der Jungs geradezu zahm.
    Trotz alledem war das Durchbrennen und Zusammenleben mit einem Privatermittler eine schockierendere Tat als die meisten. Helena Justina hatte einen guten Geschmack, was Männer betraf, aber sie war ein ungewöhnliches Mädchen. Manchmal vergaß ich, wie ungewöhnlich.
    Ich blieb an einer Straßenecke stehen, wollte sicher sein, daß es ihr gut ging. Einen Arm hatte ich zum Schutz vor dem Gedränge eng um sie geschlungen. Sie legte den Kopf schräg und blickte mich fragend an; ihre Stola fiel zurück und verfing sich in ihrem Ohrring. Sie hörte mir zu und versuchte gleichzeitig, den feinen Golddraht loszumachen. »Wir führen ein seltsames Leben«, sagte ich. »Manchmal denke ich, wenn ich wirklich anständig für dich sorgen würde, dann würde ich dich an einem angemesseneren Ort unterbringen.«
    Helena zuckte die Schultern. Sie hatte immer sehr viel Geduld mit meinen rastlosen Bemühungen, sie konventioneller zu machen. Wichtigtuerei machte ihr nichts aus, solange sie mit einem unverschämten Grinsen gepaart war. »Mir gefällt mein Leben. Ich bin mit einem interessanten Mann zusammen.«
    »Danke.« Ich mußte lachen. Ich hätte mir denken können, daß sie mich entwaffnen würde, aber sie überrumpelte mich immer noch. »Na ja, es wird nicht ewig so bleiben.«
    »Nein«, stimmte sie feierlich zu. »Eines Tages wirst du ein pedantischer Bürokrat mittleren Ranges sein, der jeden Tag eine frische Toga anzieht. Du wirst beim Frühstück über Wirtschaftsfragen reden und zu Mittag nur Salat essen. Und ich muß mit einer dicken Mehlpackung im Gesicht zu Hause sitzen und bis in alle Ewigkeit Wäschereirechnungen prüfen.«
    Ich unterdrückte ein Lächeln. »Was für eine Erleichterung. Ich dachte, du würdest Schwierigkeiten machen, wenn du meine Pläne erfährst.«
    »Ich mache

Weitere Kostenlose Bücher