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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gruß und rief: »Willkommen bei der Truppe!«
    Ich machte einen letzten Versuch, diesem abartigen Vorhaben zu entkommen. »Ich muß aber weiter nach der Vermißten suchen. Sie werden wohl nicht dorthin gehen, wohin ich muß …«
    »Wir gehen dorthin«, verkündete Chremes großartig, »wo die Wüstenbewohner sich ihrer weltläufigen griechischen Herkunft kaum noch bewußt und feste Gebäude fürs Theater längst überfällig sind; dorthin, wo die Gründer ihrer armseligen hellenistischen Städte sie zumindest mit irgendwelchen Auditorien ausgestattet haben, die Vermittler der dramatischen Kunst benutzen dürfen. Wir gehen, mein lieber junger Ermittler …«
    Ich wußte es bereits und unterbrach seinen Wortschwall. »Sie gehen in die Dekapolis.«
    An mein Knie gelehnt und den Blick auf den geheimnisvollen Wüstenhimmel gerichtet, lächelte Helena zufrieden. »Das trifft sich gut, Chremes. Marcus und ich hatten sowieso vorgehabt, in diese Gegend zu reisen.«

XIII
    Zuerst mußten wir jedoch nach Bostra, um den Rest der Theatertruppe einzusammeln. Das heißt, wir zogen vorbei an der Gegend, ich der ich nach Sophrona suchen wollte, weit östlich der Städte der Dekapolis. Aber ich war daran gewöhnt, Reisen in umgekehrter Richtung zu machen. Ein logisches Leben habe ich nie erwartet.
    Der Treck nach Bostra vermittelte mir eine klarere Vorstellung von dem, was ich Vespasian über diese Region berichten würde, falls ich je sicher nach Hause kam und die Chance dazu bekam. Wir befanden uns immer noch in Nabatäa – und daher außerhalb des Reiches, falls Helena und ich uns Sorgen wegen der Abgelegenheit unseres Aufenthaltsortes machen wollten. Selbst auf den gut instandgehaltenen nabatäischen Straßen, die einst zum großen Perserreich gehört hatten, zog sich die Reise unendlich hin und dauerte gut zehn Tage. Das nördliche Nabatäa erstreckte sich wie ein langer Finger neben der Dekapolis; geographische Adrettheit war also ein weiterer Grund für Rom, eine Übernahme dieses Territoriums in Erwägung zu ziehen. Eine von Syrien gerade herunterführende Grenze würde auf der Karte viel ordentlicher aussehen.
    Wir kamen in eine außerordentlich fruchtbare Gegend; eine potentielle Kornkammer für Rom. Bei Roms lebhaftem Interesse an der Kontrolle des Handels mit Weihrauch und Myrrhe, wäre es sinnvoll, die Handelswege nach Osten zu dieser nördlichen Metropole zu verlegen und den Nachdruck, mit dem die Nabatäer forderten, alle Karawanen hätten nach Petra abzuschwenken und dort Halt zu machen, einfach zu ignorieren. Bostra wäre ein wesentlich angenehmerer Regierungssitz, hätte besseres Klima und größere Nähe zur Zivilisation. Den Bewohnern Bostras wäre diese Veränderung sicher recht, weil sie so ihren derzeitigen Status der Rückständigkeit los würden. Und die hochnäsigen Peträer wären an ihren Platz verwiesen.
    Diese hübsche kleine Theorie hatte nichts damit zu tun, daß ich aus Petra rausgeflogen war. Ich bin der Meinung, daß man, wenn man ein Unternehmen übernimmt, als erstes das alte Personal entlassen sollte, um die Geschäfte auf seine Weise und mit loyalen Angestellten zu führen.
    Die Theorie würde sich vielleicht zu meinen Lebzeiten nicht umsetzen lassen, aber sie zu entwickeln, gab mir etwas zu tun, wenn ich das Lesen von Komödien satt hatte.
     
    Nachdem wir die wilden Berge, die Petra umschlossen, hinter uns gelassen hatten, waren wir erst durch dünnbesiedeltes, hügeliges Land gekommen, bevor wir die Ebene erreichten. Die Wüste reichte nach allen Seiten bis an den Horizont. Jedermann behauptete, es sei keine richtige Wüste, verglichen mit der in Arabia Felix – der Name war schon ein Witz! – oder der entsetzlichen Einöde jenseits des Euphrats, aber mir kam sie karg und einsam genug vor. Wir hatten das Gefühl, ein sehr, sehr altes Land zu durchqueren. Ein Land, über das seit Jahrhunderten verschiedene Völker wie Flutwellen hinweggerollt waren und das bis ans Ende der Zeit tun würden, sei es in kriegerischen Auseinandersetzungen oder friedlicher Besiedelung. Ein Land, für das unsere Reise bedeutungslos war. Ob die kleinen, schiefen Steinhaufen, die die Nomadengräber am Weg markierten, letzte Woche oder vor Jahrtausenden aufgehäuft worden waren, wer wußte das schon?
    Allmählich verschwanden die Felsformationen; Steine ersetzten die Felsblöcke; dann wurden die Steine, die wie grobgehackte Nüsse auf einem Kochbrett die Landschaft überzogen hatten, weniger und gingen schließlich

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