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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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log er, um sich ein Alibi zu verschaffen, aber wir hatten niemandem erzählt, daß Musa den Mörder des Stückeschreibers an der Opferstätte in Petra hatte pfeifen hören.
    »Wie war es denn mit dem Eulenschrei?« fragte Helena höflich.
    »Den konnte ich ganz toll. Es klingt nicht schwer, aber man muß den richtigen Zeitpunkt abpassen und es mit Gefühl machen.« Congrio klang sehr von sich eingenommen. Es mußte die Wahrheit sein. Als Mörder von Heliodorus kam er jetzt nicht mehr in Frage.
    »Hat dir die Rolle Spaß gemacht?«
    »Das will ich wohl meinen!«
    Mit diesem kurzen Satz hatte Congrio sein Herz bloßgelegt. »Würdest du eines Tages gern Schauspieler werden?« fragte ihn Helena mit freundlicher Anteilnahme.
    Er platzte heraus: »Ich könnte es ganz bestimmt!«
    »Da bin ich mir sicher«, verkündete Helena. »Wenn man etwas wirklich will, dann erreicht man es meist auch.«
    Congrio setzte sich hoffnungsvoll gerader auf. Es war die Art von Bemerkung, die an uns alle gerichtet schien.
    Wieder sah ich, wie Helena den Kamm über dem rechten Ohr hochschob. Das weiche Haar an ihrer Schläfe hatte die Angewohnheit, runterzugleiten. Aber diesmal war es Musa, der den Kontrapunkt setzte, ein paar Stöckchen hin und her schob und im Feuer herumstocherte. Ein aufmüpfiger Funke stob auf, und er trat ihn mit seinem knochigen, in einer abgenutzten Sandale steckenden Fuß aus.
    Obwohl er nichts sagte, hatte Musa eine Art zu schweigen, die ihn in die Unterhaltung mit einbezog. Er tat so, als würde sein Fremdsein ihn am aktiven Teilnehmen hindern, aber ich sah, wie intensiv er zuhörte. In solchen Momenten kamen meine alten Zweifel über seine Arbeit für den Bruder wieder hoch. Musa konnte nach wie vor mehr im Schilde führen, als wir dachten.
    »Diese ganzen Ereignisse sind doch sehr traurig für die Truppe«, sinnierte Helena. »Erst Heliodorus, und jetzt Ione …« Ich hörte Congrio zustimmend seufzen. Unschuldig fuhr Helena fort: »Heliodorus scheint sein Schicksal selbst herausgefordert zu haben. Wir hören von allen Seiten, was für ein unerfreulicher Mensch er war. Wie kamst du denn mit ihm aus, Congrio?«
    Die Antwort war prompt. »Ich konnte ihn nicht leiden. Er schubste mich dauernd rum. Und als er mitkriegte, daß ich gern Schauspieler sein würde, zog er mich damit auf. Aber umgebracht hab ich ihn nicht!« beteuerte Congrio schnell.
    »Natürlich nicht«, sagte Helena nüchtern. »Wir wissen etwas über den Menschen, der ihn umgebracht hat, das dich ausschließt, Congrio.«
    »Was denn?« kam die scharfe Frage, doch Helena erzählte ihm nichts von dem pfeifenden Flüchtling. Diese Angewohnheit war nach wie vor das Einzige, was wir von dem Mörder wußten.
    »Wie hat Heliodorus dich mit der Schauspielerei aufgezogen, Congrio?«
    »Ach, er trompetete dauernd rum, daß ich nicht lesen kann. Als wenn’s darauf ankäme; die anderen erfinden auch oft Teile von ihren Rollen.«
    »Hast du je versucht, lesen zu lernen?« Ich sah Congrio den Kopf schütteln – ein großer Fehler. Wie ich meine Helena kannte, machte sie bereits Pläne, es ihm beizubringen – ob er wollte oder nicht. »Jemand könnte dir vielleicht Unterricht geben …«
    Zu meinem Erstaunen beugte sich Musa plötzlich vor. »Erinnerst du dich an den Abend in Bostra, als ich in das Reservoir fiel?«
    »Wohl ausgerutscht, was?« gluckste Congrio.
    Musa blieb gelassen. »Jemand hat nachgeholfen.«
    »Ich nicht!« rief Congrio aufgebracht.
    »Vorher haben wir uns unterhalten.«
    »Du kannst mir nichts anhängen. Ich war meilenweit weg, als Davos dich herumplanschen hörte und uns zu Hilfe rief.«
    »Hast du jemanden in meiner Nähe gesehen, bevor ich reinfiel?«
    »Hab nicht darauf geachtet.«
    Als Musa verstummte, übernahm Helena. »Kannst du dich erinnern, Congrio, daß du gehört hast, wie Marcus und ich Musa geneckt haben, wir würden allen sagen, er hätte den Mörder in Petra gesehen? Hast du vielleicht jemandem davon erzählt?«
    Wieder schien Congrio ganz freimütig zu antworten und wieder war die Antwort nutzlos. »Oh, ich glaube, ich hab’s allen erzählt.«
    Offensichtlich die Art schwachköpfige Null, die sich gern mit dem Verbreiten von Skandalgeschichten großtut.
    Helena ließ sich nichts von der Verärgerung anmerken, die sie vermutlich empfand. »Nur um das Bild abzurunden«, fuhr sie fort, »hast du jemanden, der bezeugen kann, wo du an dem Abend warst, an dem Ione starb?«
    Congrio dachte darüber nach. Dann lachte er leise in

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