Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
sich hinein. »Das will ich meinen. Jeden, der am nächsten Tag ins Theater kam.«
    »Wieso?«
    »Ganz einfach. Während ihr Mädchen zu den heiligen Becken wolltet, um ein bißchen rumzuplanschen, hab ich die Anschläge für Das Schiedsgericht gemacht. Gerasa war ziemlich groß, und ich brauchte den ganzen Abend dafür. Wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre am nächsten Tag keiner gekommen.«
    »Aber du hättest es ebenso gut am nächsten Morgen tun können«, forderte ihn Helena heraus.
    Wieder lachte Congrio. »Das hab ich auch, Gnädigste. Fragen Sie Chremes. Er wird es bezeugen. Ich hab an dem Abend, als Ione starb, überall in Gerasa Anschläge gemacht. Chremes sah sie sich am nächsten Morgen an, und ich mußte alles nochmal machen. Er weiß, wie viele ich gemacht habe und wie lange ich dazu gebraucht habe. Beim zweiten Mal kam er nämlich mit. Wollen Sie wissen, warum? Beim ersten Mal hatte ich das Wort falsch geschrieben.«
    »Den Titel? Schiedsgericht? «
    »Genau. Chremes bestand darauf, daß ich am nächsten Tag alles abwischte und neu schrieb.«
     
    Kurz nachdem Helena zu fragen aufgehört hatte, erhob sich Congrio, enttäuscht, nicht länger im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, und ging davon.
    Eine Weile saßen Helena und Musa schweigend da. Schließlich fragte Musa: »Wird sich Falco das neue Stück vornehmen?«
    »Ist das eine taktvolle Art, zu fragen, was mit ihm los ist?« wollte Helena wissen. Musa zuckte die Schultern. Helena beantwortete die literarische Frage zuerst. »Ich denke, Falco sollte es auf jeden Fall tun, Musa. Wir müssen dafür sorgen, daß Die Vögel aufgeführt werden, damit Sie und ich – und Falco, falls er seine fünf Sinne je wieder zusammenkriegt – neben der Bühne sitzen und lauschen können, wer tatsächlich pfeifen kann ! Congrio scheint als Verdächtiger auszuscheiden, aber es bleiben noch genügend andere. Dieser magere Hinweis ist alles, was wir haben.«
    »Ich habe Shullay eine Nachricht geschickt und ihm von unserem Problem berichtet«, sagte Musa abrupt. Helena sagte der Name nichts, doch ich erkannte ihn. »Shullay ist Priester in meinem Tempel«, erklärte ihr Musa.
    »Und?«
    »Als der Mörder vor Falco den Berg hinunterlief, war ich im Tempel und sah ihn nur flüchtig. Ich kann den Mann nicht beschreiben. Aber Shullay«, enthüllte Musa ruhig, »hat im Garten gearbeitet.«
    Helenas Aufregung war größer als ihr Ärger darüber, daß Musa nicht früher davon gesprochen hatte. »Sie meinen, Shullay hat ihn genau gesehen?«
    »Mag sein. Ich konnte ihn nicht fragen. Jetzt ist es schwierig, eine Nachricht von ihm zu bekommen, da er nicht wissen kann, wo ich bin«, sagte Musa. »Aber jedes Mal, wenn wir eine neue Stadt erreichen, frage ich im Tempel nach, ob etwas für mich angekommen ist. Sobald ich irgendwas erfahre, werde ich es Falco sagen.«
    »Ja, Musa. Tun Sie das!« meinte Helena, die sich immer noch auf lobenswerte Weise zurückhielt.
    Sie verfielen in Schweigen. Nach einiger Zeit erinnerte Musa Helena: »Sie haben immer noch nicht gesagt, was unserem Schreiber fehlt. Darf ich das erfahren?«
    »Nun gut.« Ich hörte Helena leise seufzen. »Da Sie unser Freund sind, denke ich, daß ich es Ihnen sagen kann.«
    Dann erzählte sie Musa in ein paar Sätzen von brüderlicher Zuneigung und Rivalität und warum sie annahm, daß ich mich in Skythopolis betrinken mußte. Ich denke, sie kriegte es im Großen und Ganzen richtig hin.
    Nicht lange danach stand Musa auf und verschwand in seinem Teil des Zeltes.
     
    Helena Justina saß allein im verglimmenden Feuerschein. Ich dachte daran, sie zu rufen. Dieses Vorhaben war immer noch im Stadium des Gedankens, als sie von selbst hereinkam. Sie rollte sich zusammen und kuschelte sich an mich. Irgendwie gelang es mir, schwerfällig meinen Arm um sie zu legen und ihr Haar zu streicheln, diesmal richtig. Wir waren so gute Freunde, daß selbst in einer Nacht wie dieser Friede zwischen uns herrschte.
    Ich spürte Helenas Kopf an meiner Brust schwerer werden; dann schlief sie fast augenblicklich ein. Als ich sicher war, daß sie aufgehört hatte, sich über die Welt im allgemeinen und mich im besonderen zu sorgen, sorgte ich mich noch ein bißchen um sie und schlief dann ebenfalls ein.

XXXVI
    Als ich am nächsten Tag erwachte, hörte ich das eifrige Kratzen eines Stilus. Ich konnte mir gut vorstellen, was da vor sich ging: Helena überarbeitete das Stück, das Chremes von mir haben wollte.
    Ich rollte mich aus dem

Weitere Kostenlose Bücher