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Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Titel: Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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Arztfamilie, die übermorgen an den Plattensee in Urlaub reisen wollte, deren zwei Gören zur Oma nach Potsdam bringen – eine wahre Weltreise! –‚ beim Metzger um „ Hamwanich “ anstehen, um mit viel Glück vielleicht etwas Hackfleisch zu ergattern, und hinterher die Meldeeintragung im Hausbuch über den Einzug des Warschauers der Vaupeh mitteilen. Bei der Wohnraumlenkung wegen Klowkozki – oder wie der nun hieß – Bescheid sagen, wollte sie sich sparen. Der Warschauer hatte auch partout die Erfassung hintertreiben wollen, weil er sie für überflüssig ansah. Erst auf eindringliche Vorhaltungen, sich strafbar zu machen, hatte er sich gnädig dazu herabgelassen, die notwendigen Daten anzugeben. Auf der Fahrt zur Vaupeh später zog sie neugierig das Hausbuch hervor und murmelte verblüfft: „Wie, er ist schon über vierzig?! Kaum zu glauben, aber das sieht man ihm beim besten Willen nicht an!“ Und sie sah vor ihrem inneren Auge sein Gesicht, das aus seinem Pass herausschaute, den er ihr knapp vor die Nase gehalten hatte, und das irgendeinem Fernsehstar aus einer Wessi-Blödelschau aufs Haar glich.  
    Der Pförtner auf der Vaupeh grüßte mit einer professionellen Freundlichkeit, die er zusammen mit der Uniform angelegt hatte. Die Antwort auf ihre Frage nach der Zimmernummer bellte er Michaela an den Kopf, und er habe noch mehr zu tun. Die Freundlichkeit saß also längst nicht passgenau. Die Gänge waren brechend voll, nicht nur vor der Tür mit der Aufschrift N – Q, und glichen einander dermaßen, dass Michaela nahezu erwartete, sich dort selbst wartend vorzufinden. Als sie fragte, ob man sie nicht freundlicherweise vorlassen könne, da sie dringend zu arbeiten und nur kaum zwei Minuten zu tun hätte, gerieten die wartenden Menschen sogleich in Bewegung. Ein feindseliges Gemurmel erhob sich, das drohend anschwoll. Giftige Blicke zielten auf sie, und empörte Protestrufe wurden laut: „Als ob unsereins nix zu tun hätte!“ Und: „Kommt umde Ecke jeschlichen und will sich vordrängn. Det ham wa jerne, wa!“ Und eine schrille Altmännerstimme keifte im schönsten Berliner Vorstadtjargon: „Son junges Küken, und hat nich warten jelernt! Jloobt, et krischt ne Extrawurst jebraten, na det issen Ding!“
    „Hier geht´s nach Nummern!“ erschallte eine knöchern-unsympathische Stimme, die offensichtlich einem altgedienten neupreußischen Bürokraten des realsozialistischen Regimes gehörte, dem hiesigen Abschnittsbevollmächtigten der Deutschen Volkspolizei.
    Es war schon fünf Uhr, als Michaela zerschlagen nach Hause kam, recht übel gelaunt, weil sie müde war und hungrig. Das allein vermochte vielleicht den folgenden Zwischenfall zu erklären, der ihr im Nachhinein so leidtat.
    Sie löffelte gierig ihre Kartoffelsuppe, nagte hinterher noch an einem harten Brotkanten mit undefinierbarer Marmelade und wärmte das Bügeleisen an. Während sie ungeduldig auf die richtige Betriebstemperatur wartete, warf sie einen Blick aus dem Fenster und sah Janine eine Bluse von der Wäscheleine nehmen. „Die ist doch noch gar nicht trocken!“ rief sie. „Wo willst du eigentlich noch hin, dass du dich so rausputzt?“
    „Na, zu unserer Zusammenkunft“, kam die Antwort.
    „Sag bloß, das nimmt gar kein Ende mit deinen ewigen dümmlichen Versammlungen! Hast du noch nicht genug von der ständigen Würgerei im Kombinat? Deine doofe Politik wird dir noch mal den Rest geben, und rauskommen tut sowieso nix, das hat doch der letzte Streik bewiesen!“ Dabei wollte sie mit dem Finger die Hitze des Plätteisens prüfen und schrie unvermittelt auf, weil sie sich den Zeigefinger verbrannt hatte, den sie jetzt hastig in den Mund steckte. Als sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und fingerlutschend umwandte, stand Janine in der Tür und schaute ihre Nachbarin schweigend mit ihren klaren grünen Augen an, vor denen Michaela immer so leicht ein schlechtes Gewissen bekam. Auch jetzt war ihr etwas mulmig zumute. Zu ihrem Erstaunen trat Janine ein, statt mit der Bluse nach oben zu gehen. Langsam ließ sie sich auf einem Stuhl nieder, als wäre die Zeit eingerostet und ließe sich nur widerstrebend neu in Bewegung setzen.
    Michaela schaute sie fragend an: „Is was, Tschienie?“ und stellte das Eisen aufs Bügelbrett.
    Janine hob den Kopf und entgegnete bedächtig: „Heute ist es zu einem Betriebsunfall gekommen, in der eigentlich leerstehenden Halle, wo sie trotzdem die Getriebe zusammenbauen.“
„Auweia!“ schrie Michaela

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