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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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nach rechts und wieder zurück schwenkte. „Sie wissen übrigens, was ein Kapaun ist? Ein kastrierter Hahn …“ Die Frau Doktor fuhr dem Pathologen ins Wort. „Sparen Sie sich Ihre schlechten Witze. Die kennen wir schon!“ Ihre Augenbrauen waren, so fand Gasperlmaier, in Höhen gewandert, die nur der Doktor Kapaun hervorzubringen imstande war. Der aber zuckte nur die Schultern. „Nicht jeder hat Humor, nicht wahr, Herr Hinterholzer? Vor allem nicht jede!“ Er wandte sich dem Angesprochenen zu, der immer noch schaukelte und kaute. „Ich bin mir sicher, Sie wissen einen guten Witz zu schätzen, Herr Major. Kennen Sie den? Treffen sich zwei Pathologen, sagt der eine zum anderen: Gestern habe ich eine Frau seziert, die hatte solche Brüste!“ Der Doktor Kapaun vollführt eine entsprechende Geste vor seinem eigenen Brustkasten und war gerade im Begriff weiterzusprechen, als ihm der Major Hinterholzer seinen Zahnstocher vor die Füße spuckte. „Halten S’ lieber Ihren Mund, Doktor, uns ist nicht nach Ihren, ich muss es leider sagen, immer schlechteren Witzen. Wir müssen nachdenken. Und wenn Sie fertig sind, dann gehen S’ in ihre Pathologie, tun S’ den Stahltisch putzen, dort sehen Sie den Herrn Direktor wieder.“ Das alles, fand Gasperlmaier, hatte der Major Hinterholzer in völlig gelassenem, ja gelangweiltem Tonfall von sich gegeben. Der Doktor Kapaun tat einen entrüsteten Schnaufer, murmelte irgendwas von „humorlos und deppert“, packte seinen Koffer und verließ das Büro.
    Der Major Hinterholzer winkte den Leichenbestattern zu. „Ihr wisst’s eh …“ Die beiden nickten nur, zogen Handschuhe über und machten Anstalten, sich an der Leiche zu schaffen zu machen, was Gasperlmaier dazu bewog, sich wieder dem Panorama vor dem Fenster zuzuwenden. „Ich gehe davon aus, dass Sie Doktor Kapaun auch nicht besonders sympathisch finden.“ Erst jetzt fand die Frau Doktor wieder Worte. Der Major seufzte. „Ich kenn ihn schon lang. Sie werden es nicht glauben, aber er versucht immer wieder, mir denselben Witz zu erzählen. Ich hab ihn noch nie fertig erzählen lassen, also weiß ich auch nicht, wie der Witz mit der Frau weitergeht. Ich will’s auch gar nicht wissen.“ Gasperlmaier hörte hinter sich metallisches Klappern und stellte mit Erleichterung fest, dass der Tote nunmehr in einem Metallsarg verschwunden war. Ein weitläufiger Blutfleck war auf Boden und Teppich zurückgeblieben, damit aber konnte Gasperlmaier leben. Die beiden Leichenbestatter hoben den Sarg an, nachdem der hintere ein lautes „Hopp!“ als Kommando ausgegeben hatte. Langsam und umständlich manövrierten sie zur Tür hinaus.
    Die Frau Doktor hatte sich nun wieder völlig unter Kontrolle. „Geben Sie mir kurz die Details?“ Der Sessel begann unter dem Gewicht des Major Hinterholzer zu knarren. „Vor nicht ganz eineinhalb Stunden ruft die Putzfrau den Notruf an. Sie kann nicht gut Deutsch, sie ist Serbin, und höchst erregt. Dennoch erfährt der diensthabende Beamte, dass hier in der Schule etwas Schreckliches passiert sein muss. Zwei Beamte fahren hierher und finden das Opfer etwa zehn Minuten nach dem Notruf so vor, wie Sie es selbst gesehen haben. Die Reinigungskraft hat weder etwas beobachtet noch gehört.“ „Gibt es denn keine Zeugen? Hat niemand den Schuss gehört?“ Gasperlmaier sah sich um, ob auch für ihn irgendwo eine Sitzgelegenheit zur Verfügung stand, bemerkte einen Besprechungstisch mit vier Stühlen und setzte sich, nachdem er einen weiten Bogen um die Blutlache geschlagen hatte. Die Frau Doktor streifte ihn mit einem missbilligenden Blick. Gasperlmaier war das zwar unangenehm, dennoch sah er nicht ein, warum er dem äußerst gemächlichen Vortrag des Herrn Major im Stehen zuhören sollte. Wer konnte wissen, wie lang das hier noch dauern würde? „Gemach, Frau Doktor. Alles schön der Reihe nach.“ Ein bisschen provokant war die Langsamkeit des Major Hinterholzer schon, das musste selbst Gasperlmaier eingestehen, der selbst ja nicht zu den Allerschnellsten gehörte, wenn es galt, Gedankengänge in Worte zu setzen und vorzutragen. „Sekretärin war keine mehr da. Im Haus waren nur sieben Lehrerinnen: Musik, Bildnerische Erziehung, Werkerziehung und so weiter. Was halt so an einem Nachmittag unterrichtet wird. Ganz kurz habe ich sie schon gefragt, keine hat etwas gehört. Das Putzpersonal war, soweit ich das verstanden habe, wohl noch nicht im Haus, als der Schuss fiel.“ Die Frau Doktor schüttelte

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