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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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passiert?«, fragte Dessie ins Telefon und steckte einen Finger in das freie Ohr, um den amerikanischen Schreihals auszublenden.
    »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte Gabriella. »Diese Mörder meinen es ernst. Ich will, dass du vorsichtig bist …«
    Jacob Kanon griff nach Dessies Bürostuhl und drehte ihn herum, so dass ihre Knie zwischen seinen landeten.
    »Fragen Sie nach der Adresse«, sagte er und starrte ihr in die Augen. »Fragen Sie nach der Adresse des Tatorts.«

    »Wie ist die Adresse vom Tatort?«, fragte Dessie perplex und spürte die Wärme seiner Beine durch ihre dünne Hose.
    »Bist du im Büro? Ist das der verrückte Ami, der da so brüllt?«
    Gabriellas Stimme klang auf einmal spitz und vorwurfsvoll.
    »Was macht er da? Hast du ihn in die Redaktion gelassen? Warum?«
    Dessie wich den knallblauen Augen des Mannes aus und merkte, wie sie sich über Gabriella zu ärgern begann.
    »Die Adresse, Gaby. Wir sind hier bei der Zeitung, und der Mord ist eine aktuelle Neuigkeit. Wir werden jemanden hinschicken müssen.«
    »Was denn, du bist ja wohl keine Nachrichtenreporterin.«
    Eine Trotzigkeit wie bei einer Dreijährigen wallte in Dessie auf. Ihre Wangen brannten.
    »Ist es dir lieber, wenn ich Alexander Andersson schicke?«
    Gabriella nannte eine Straße auf Dalarö.
    »Egal, was du tust«, sagte sie, »aber lass den verrückten Ami zu Hause.«
    Dann legte sie auf.
    Dessie ließ das Handy sinken. Jacob Kanon nahm die Hand von ihrem Stuhl und trat einen Schritt zurück.
    »Wo ist das? Wo ist der Tatort?«
    »Eine Dreiviertelstunde von der Stadt entfernt«, sagte Dessie und sah auf die Uhr. »Richtung Süden. Auf einer Insel.«
    Sie kam hinter dem Schreibtisch hervor, schulterte ihren Rucksack, nahm Block und Stift und blieb vor Jacob Kanon stehen.
    »Wollen wir los?«

15
    Es hatte aufgehört zu regnen, aber der Asphalt war noch nass. Das Wasser spritzte auf, als Dessie den Volvo durch die Pfützen vor der Garage der Redaktion lenkte. Sie hielt vor dem Haupteingang und öffnete Jacob Kanon die Beifahrertür. Der Gestank, als er die Tür hinter sich schloss, war betäubend.
    »Du lieber Himmel«, sagte sie. »Habt ihr in Amerika noch nicht gelernt, wie man Wasser und Seife benutzt?«
    Er schnallte sich an.
    »Wir liegen gut in der Zeit«, sagte er. »Fast gleichauf mit den Ermittlern. Sie haben eine gute Quelle.«
    Dessie legte den Gang ein und fuhr los. Sie musste sich zu einer Antwort überwinden.
    »Meine Ex.«
    Für einen Moment schwieg der Amerikaner.
    »Ex wie in …«
    »Exfreundin, ja«, sagte sie und starrte konzentriert auf den spärlichen Verkehr.
    Warum war es so schwierig, darüber zu sprechen? Im Jahr 2009?
    Sie gab Gas, wollte nicht vor der roten Ampel halten müssen. Sie spähte zum Himmel, in der Hoffnung, dass die Wolkendecke langsam dünner würde, aber das war nicht der Fall. Drehte am Autoradio und landete bei Schmuseoldies. Versuchte, ein bisschen mitzusingen, konnte aber den Text nicht.

    »Und Sie?«, fragte sie, um das Schweigen zu beenden. »Haben Sie ein Mädchen?«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte er und sah aus dem Fenster.
    »Wenn Sie ab und zu mal geduscht hätten, wäre sie vielleicht geblieben.«
    »Sie ist ermordet worden. In Rom.«
    Shit, shit, shit. Sie war wirklich eine Idiotin.
    »Entschuldigung«, sagte sie und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte er und sah sie an. »Kimmy war meine Familie. Es gab nur uns beide.«
    Und wo ist die Mutter geblieben?, dachte Dessie, entschied sich jedoch, diesmal den Mund zu halten.
    Sie fuhren schweigend auf der Schnellstraße 73 Richtung Süden und kamen am Tyresövägen und an der Vorstadtsiedlung Brandbergen vorbei. Jacob Kanon betrachtete interessiert die riesigen Betonhäuser.
    »Und jetzt sind wir in der ehemaligen Sowjetunion gelandet«, sagte er.
    »Man nennt es ›das Millionenprogramm‹«, sagte Dessie, froh, etwas sagen zu können. »Die sozialdemokratische Regierung hat in den Sechzigern und Siebzigern innerhalb von zehn Jahren eine Million Wohnungen bauen lassen. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir eine Menge Verbrecher von dort bezogen.«
    Jacob Kanon antwortete nicht.
    Sie las die Straßenschilder und nahm die Abfahrt in Jordbro. Die Autobahn endete hier und ging in die Landstraße 227 über.
    Jetzt war es nicht mehr weit.
    Sie spürte, wie ihr Puls schneller wurde. Sie hatte schon viele Tatorte gesehen, kannte aufgebrochene Balkontüren, aufgerissene Schubladen, aber sie

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