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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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die Häuser von Tür zu Tür und leuchteten mit ihren langen Taschenlampen in die parkenden Wagen. Stephen beobachtete, wie zwei Bullen mit den Händen am Griff ihrer Glock-Pistolen einen Mann aufforderten, aus seinem Auto auszusteigen, damit sie unter einem Stapel Decken auf dem Rücksitz nachsehen konnten.
    Was Stephen dabei beunruhigte, war die Tatsache, daß der Mann weiß war und etwa so alt wie er selbst.
    Das Parkhaus, in dem er den Lieferwagen abgestellt hatte, lag mitten in dem Kontrollring. Er konnte nicht herausfahren, ohne angehalten zu werden. Die Bullen zogen ihren Ring immer enger. Rasch ging er zu der Garage und schloß den Lieferwagen auf. In aller Eile zog er sich um -tauschte die Handwerkermontur gegen Jeans und Arbeitsschuhe (ohne verräterisches Profil), ein schwarzes T-Shirt, eine dunkelgrüne Windjacke (keine irgendwie geartete Aufschrift) und eine Baseballmütze (ohne Mannschaftsemblem). In seinem Rucksack befanden sich ein Laptop, mehrere Handys, Handfeuerwaffen und Munition. Er griff sich noch mehr Munition, sein Fernglas, das Nachtsichtgerät, Werkzeug, mehrere Packungen Sprengstoff und ein paar Zünder. Stephen verstaute die ganze Ausrüstung in dem großen Rucksack.
    Das Model 40 war in einem Fender-Baßgitarrenkasten verstaut. Er hob ihn vom Rücksitz und stellte ihn neben den Rucksack auf den Boden. Er überlegte, was er mit dem Lieferwagen tun sollte. Stephen hatte keine Stelle des Fahrzeugs ohne Handschuhe berührt, und es befand sich nichts darin, was seine Identität verraten könnte. Der Dodge selbst war gestohlen, und er hatte sowohl die Registriernummer als auch die Rahmennummer entfernt. Die Nummernschilder hatte er selbst angefertigt. Er hatte ohnehin die Absicht gehabt, den Wagen früher oder später stehenzulassen, und konnte den Auftrag auch ohne Fahrzeug erledigen. Er beschloß, den Wagen jetzt aufzugeben. Er deckte den klobigen Dodge mit einer blauen Plane ab, stach mit seinem Messer in die Reifen und ließ die Luft heraus, damit es so aussah, als habe der Wagen seit Monaten dort gestanden. Er verließ die Garage mit dem Fahrstuhl.
    Draußen mischte er sich wieder unter die Menge. Aber überall wimmelte es von Polizisten. Seine Haut begann zu kribbeln, wurde feucht. Er fühlte sich wie ein Wurm. Er trat in eine Telefonzelle und tat so, als würde er telefonieren. Er beugte sich hinunter und lehnte den Kopf gegen das kühle Metall des Telefonapparats, spürte, wie der Schweiß auf seiner Stirn prickelte, unter seinen Armen. Dachte: Sie sind überall. Suchten nach ihm, starrten ihn an. Aus Autos. Von der Straße.
    Aus Fenstern...
    Da war wieder diese Erinnerung...
    Das Gesicht am Fenster.
    Er holte tief Luft.
    Das Gesicht am Fenster...
    Es war kürzlich gewesen. Stephen war für einen Job in Washington D.C. angeheuert worden. Sein Auftrag war es, einen Kongreßmitarbeiter zu töten, der geheime militärische Informationen verkaufte - wie Stephen vermutete an einen Konkurrenten des Mannes, der ihm den Auftrag gab. Der Kongreßmitarbeiter war aus verständlichen Gründen paranoid und hatte eine Geheimadresse in Alexandria, Virginia. Stephen hatte sein Haus aufgespürt, und es war ihm schließlich gelungen, bis auf Schußweite heranzukommen -auch wenn es ein schwieriger Schuß mit der Pistole werden würde.
    Eine Chance, ein Schuß...
    Stephen hatte vier Stunden gewartet, und als sein Opfer eintraf und auf sein Haus zustrebte, war es Stephen gelungen, einen Schuß abzufeuern. Getroffen, glaubte er, aber der Mann war außerhalb seines Blickfelds in einen Innenhof gefallen.
    Hör mir zu, Junge. Hörst du zu?
    Sir, yessir.
    Du spürst jedes verwundete Opfer auf und erledigst den Job. Und wenn du der Blutspur zur Hölle und zurück folgen mußt.
    Nun...
    Da gibt es kein Wenn und Aber. Du gehst bei jedem Mord auf Nummer Sicher. Hast du mich verstanden? Du hast keine andere Wahl.
    Yessir.
    Stephen war über die Ziegelmauer in den Innenhof geklettert. Er fand die Leiche des Mannes ausgestreckt auf den Pflastersteinen, neben einem gemeißelten Ziegenkopf, aus dem eine Wasserfontäne sprudelte. Der Schuß war also wirklich tödlich gewesen.
    Aber etwas Seltsames war passiert.
    Etwas, das ihm einen Schauder über den Rücken jagte, und das hatten bisher nur sehr wenige Dinge in seinem Leben getan.
    Vielleicht war alles nur ein Zufall, vielleicht lag es an der Art, wie der Kongreßmitarbeiter hingefallen war oder wie die Kugel ihn getroffen hatte. Aber es sah so aus, als habe jemand das

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