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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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Richtung Straße.
    Jetzt erst sah Jacqueline, dass der Fluss die Auffahrt querte. Sie erschrak, als sie erkannte, wie schnell das Wasser floss.
    »Da gehen wir nur rüber, wenn wir unbedingt müssen, Dixie«, sagte sie laut. Auf der anderen Seite der Furt konnte sie sowieso nirgendwo ein Schaf sehen.
    Die Ohren der Stute bewegten sich vor und zurück, als sei sie ganz Jacquelines Meinung. Langsam setzten sie ihren Weg am Fluss entlang fort.
    Auch Geoffrey ritt am Fluss entlang, allerdings viel weiter westlich als Jacqueline. Er war nervös und angespannt und vermied es, auf das reißende Wasser zu schauen. Plötzlich glaubte er ein Blöken zu hören. Er zügelte sein Pferd und lauschte angestrengt. Es war nicht leicht, weil das Prasseln des Regens alles übertönte. Doch da war es wieder. Es war eindeutig das Blöken eines Schafs, und es kam vom Fluss. Geoffrey überlief es kalt. Langsam lenkte er sein Pferd zwischen den Bäumen hindurch.
    Die Stämme der Eukalyptusbäume glänzten vor Nässe, und von den Blättern tropfte der Regen. Nach der jahrelangen Trockenheit war das ein höchst merkwürdiger Anblick. Geoffrey ritt auf das Blöken zu, das in unregelmäßigen Abständen zu hören war.
    Er gelangte zu einem umgestürzten Eukalyptusbaum, dessen mächtige Wurzeln wie die Finger eines Riesen aus der Erde emporragten. Es war ein sehr großer, vermutlich einige hundert Jahre alter Baum. Er war quer über den Fluss gefallen, seine ausladende Krone lag am anderen Ufer. Das Blöken wurde lauter. Geoffrey saß ab und führte sein Pferd am Zügel auf den umgestürzten Baum zu. Das Wasser stieg sehr schnell, ihm war mulmig zumute, als er Äste in allen Größen in der reißenden Strömung vorbeirasen sah.
    Wieder hörte er das Blöken, jetzt schien es sehr nahe. Er suchte mit den Blicken die Umgebung ab. Nichts. Das Schaf blökte abermals. Es hörte sich an, als komme es vom anderen Flussufer, das war jedoch fast nicht möglich. Geoffrey starrte angestrengt in das Laub der Baumkrone und nahm auf einmal eine Bewegung wahr. Er traute seinen Augen nicht, als er im Geäst den Kopf des Widders erblickte.
    »O nein!«, murmelte er entsetzt.
    Anscheinend hatte sich das Tier mit den Hörnern in den Ästen verfangen. Sein Körper hing fast vollständig im Wasser. Es blökte in Todesangst und strampelte verzweifelt, um sich zu befreien, aber es gelang ihm nicht.
    Geoffrey schlug das Herz bis zum Hals. Was sollte er jetzt nur machen? Er schaute auf das Wasser, und ihm wurde schwindlig vor Angst. Ob er Hilfe holen sollte? Aber das Wasser stieg rasend schnell. Der Widder würde ertrinken, das Gewicht seiner nassen Wolle würde ihn nach unten ziehen.
    Der Junge sah den Baumstamm an. Vielleicht konnte er den Fluss auf ihm überqueren, den Widder befreien und aufs Ufer hinaufziehen. Aber Geoffrey war vor Angst wie gelähmt.
    Er ballte in hilflosem Zorn die Fäuste, ärgerte sich über sich selbst, über seine würgende Angst. Sein Vater und sein Onkel hatten zwei Jahre lang jeden Penny gespart, um den wertvollen Schafbock kaufen zu können, von dem die Zukunft der Farm zu einem Großteil abhing. Wie sollte er mit der Schuld leben können, wenn er jetzt wegging und das Tier ertrinken ließ? Nein, es gab nur einen Ausweg: Er musste seine Angst überwinden und sein Möglichstes versuchen, um den Widder zu retten.
    Geoffrey holte tief Luft und kletterte auf den schlüpfrigen Baumstamm. Er zwang sich, nicht auf das tosende Wasser zu schauen, sondern sich auf den Stamm zu konzentrieren. Mit seitlich ausgestreckten Armen machte er zwei Schritte, dann noch einmal zwei. Schon war er fast in der Mitte des Flusses. Er blickte kurz auf. Das Wasser stieg immer noch, es hatte fast Nase und Augen des Widders erreicht. Geoffrey wusste, er durfte keine Zeit verlieren. Ihm schlotterten die Beine, aber er setzte tapfer einen Fuß vor den anderen. Er musste es versuchen, das war er seinem Vater schuldig.
    Plötzlich rammte ein riesiger Ast den Baumstamm. Obwohl die Strömung ihn weiter mit sich riss, erschrak der Junge so sehr, dass er das Gleichgewicht verlor. Er ruderte mit den Armen. Vergebens. Geoffrey stürzte. Das Gesicht gegen die nasse Rinde gepresst, klammerte er sich mit Armen und Beinen an den Stamm.
    »Was machst du denn da, Geoffrey?«, schrie jemand.
    Verzweifelt sah er auf. Es war Jacqueline. Sie war weiter am Fluss entlanggeritten, bis sie das reiterlose Pferd zwischen den Bäumen entdeckt hatte.
    »Bist du verletzt?«
    »Ich … stecke

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