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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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verschiedene Richtungen davoneilten, blieb Jacqueline stehen und schaute sich ratlos um. Wie zum Hohn ertönte in diesem Moment die Schiffssirene ein zweites Mal. Jacqueline war wie betäubt. Sie konnte es nicht fassen, dass Henry sie einfach hatte gehen lassen. Sie schwankte zwischen blinder Wut, Selbstmitleid und Verzweiflung.
    »Hau doch ab!«, zischte sie, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. »Ich brauche dich nicht, du verlogener Gigolo.«
    Nie zuvor hatte sie sich einsamer gefühlt als in diesem Augenblick. Und wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie überstürzt und kopflos gehandelt hatte. Wenn ihre Ehe schon nicht mehr zu retten war, hätte sie wenigstens warten sollen, bis finanziell alles zwischen ihnen geregelt war, bevor sie sich daranmachte, sich ein neues Leben ohne Henry aufzubauen.
    Jacqueline blinzelte ihre Tränen fort und kramte in ihrer Handtasche. Fünf Pfund und ein bisschen Kleingeld, das war alles, was sie bei sich hatte. Damit würde sie nicht weit kommen. Und was jetzt?, dachte sie verzweifelt.
    »Da sind Sie ja!«, rief eine Frauenstimme. »Wir haben Sie schon gesucht!«
    Jacqueline drehte sich um. Vera Westward und die Frau, die in der Abfertigungshalle neben ihr gestanden hatte, kamen auf sie zu. Beide trugen schwer an ihren Koffern. Jacqueline wischte sich verstohlen die Tränen ab und setzte ihre Sonnenbrille auf.
    »Vielen Dank, dass Sie mir da drin geholfen haben, aber ich komme schon zurecht. Wirklich«, versicherte sie, weil sie nicht wollte, dass Vera sich in irgendeiner Weise verpflichtet fühlte.
    »Mir ist es ernst mit meinem Angebot. Sie können gern bei uns wohnen. Es sei denn, Sie haben andere Pläne.«
    »Ich … äh … nein«, erwiderte Jacqueline kopfschüttelnd.
    »Das ist übrigens meine Freundin, Tess Clarke.«
    Jacqueline musterte die andere Frau flüchtig. Sie war jünger und wog mindestens zwanzig Pfund mehr als Vera. Sie hatte lange, rötlich braune Haare, grüne Augen und ein freundliches Lächeln.
    »Guten Tag«, sagte sie herzlich.
    »Hallo, ich bin Jacqueline Walters. Aber das haben Sie ja wahrscheinlich schon mitgekriegt. So wie alle anderen im Abfertigungsgebäude.« Sie wurde rot, als sie an ihren Ausbruch am Schalter dachte.
    Vera machte eine wegwerfende Handbewegung. »Schwamm drüber. Der Bahnhof muss dort auf der anderen Straßenseite sein, und die Züge verkehren anscheinend pünktlich.« Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Das heißt, uns bleiben noch zwanzig Minuten.«
    Die beiden Frauen machten sich unverzüglich auf den Weg. Jacqueline folgte ihnen nach kurzem Zögern. Vera und Tess mühten sich mit ihrem schweren Gepäck ab, ihr eigener Koffer wog so gut wie nichts.
    Am Fahrkartenschalter kauften die drei Frauen Fahrkarten nach Port Adelaide. Zwei Bänke standen im Schatten des Bahnhofsgebäudes. Tess und Vera setzten sich, froh über die Verschnaufpause, Jacqueline wischte erst mit ihrem Taschentuch über den Sitz, bevor sie Platz nahm. Tess und Vera wechselten einen viel sagenden Blick.
    Auf der anderen Seite der Gleise befand sich eine weitläufige, eingezäunte Grünfläche. Man konnte Golfspieler zwischen den vereinzelt auf dem Rasen stehenden Bäumen sehen. Abgesehen von einer Landstraße hinter dem Golfplatz war nicht viel von der Landschaft zu erkennen. Auf der Bank neben den drei Frauen saß ein junges Paar mit zwei kleinen Kindern. Die Familie war ganz mit sich selbst beschäftigt.
    »Ich habe Sie gar nicht an Bord gesehen, Jackie«, sagte Tess, die rechts von Jacqueline saß.
    »Ich möchte Jacqueline genannt werden, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Oh, entschuldigen Sie«, sagte Tess ein wenig verlegen. »Es ist nur so ein langer Name, finden Sie nicht?«
    »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte Jacqueline. »Sie haben mich auf dem Schiff wahrscheinlich deshalb nicht gesehen, weil ich fürchterlich seekrank war und meine Kabine so gut wie nie verlassen habe. Es ist ein wunderbares Gefühl, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren«, fügte sie seufzend hinzu. Verstohlen wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Sie müssen entschuldigen, dass ich mich so merkwürdig benehme. Das passt eigentlich gar nicht zu mir, aber im Moment bin ich vollkommen mit den Nerven fertig.«
    »Sie haben allen Grund dazu, wie mir scheint«, meinte Vera mitfühlend.
    »Eigentlich geht es ja niemanden etwas an, dass mein Mann mich auf dem Schiff betrogen hat, während ich so krank war. Aber dieser Mensch am

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