Leuchtende Sonne weites Land - Roman
Arbeit abnehmen.«
»Genau. Ein paar Tage Arbeit haben oder nicht macht für sie und ihre Familien einen großen Unterschied.«
Vera lächelte gerührt. Diese Fürsorglichkeit und Hilfsbereitschaft war typisch für Ben.
»Überlegt euch, was ihr gemacht haben wollt, ich überlasse es euch«, fuhr er fort. »Sie werden gleich morgen Früh anfangen.«
»Hast du gehört, Vera? Wir können einen Garten anlegen!« Jacqueline klatschte vor Begeisterung in die Hände, während sie im Geist schon in einem Traum von Farben und üppigem Grün schwelgte.
»Sagt mir, was für Pflanzen ihr haben wollt, dann werde ich nach Hawker fahren und sie bestellen. Sie kommen aus einer Gärtnerei in Port Augusta, es wird also nicht allzu lange dauern, bis sie da sind.«
»Oh, danke, Ben!« Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Farm hatte Jacqueline etwas, auf das sie sich wirklich freuen konnte.
Ben nickte lächelnd, hatte aber nur Augen für Vera.
»Ja, danke, Ben«, sagte diese und erwiderte sein Lächeln.
»Nichts zu danken. Ihr beide habt mir und meinen Jungs so viel gegeben, dass es mir ein Vergnügen ist, mich zu revanchieren.« Bens Blick wanderte von Vera zu Jacqueline.
»Ich glaube eher, du willst uns nur davon abhalten, über die Stränge zu schlagen, hab ich Recht?«, neckte Jacqueline ihn.
Ben grinste. »Ja, das auch. Ich kann Vera in Zukunft nicht andauernd vom Wagen heben und ins Bett tragen. Das macht mein Rücken auf die Dauer nicht mit.«
Vera wurde rot. »Ach, hör schon auf!«
Er lachte laut. »Ich werd mich dann mal wieder an die Arbeit machen. Ich wollte euch nur kurz Bescheid sagen, damit ihr euch überlegen könnt, wo Teddy Binningup und Des Kirrawee anfangen sollen.«
Jacqueliness Lächeln gefror. »Binningup und Kirrawee? Was für Namen sind das denn? Doch nicht etwa Aborigine-Namen, oder?«
»Doch, warum fragst du? Sie sind überwiegend weiß, aber ihre Mütter oder Väter stammen zumindest zu einem Teil von den Ureinwohnern ab.«
»Ben, wie konntest du ihnen anbieten, hier zu arbeiten?«, fragte Jacqueline fassungslos.
Ben zog die Stirn in Falten. »Ich verstehe nicht ganz.«
»Was, wenn sie herausfinden, dass ich es war, die den heiligen Kreis zerstört hat? Womöglich wissen sie es bereits.« Jacqueline rang ängstlich die Hände.
»Keine Sorge«, erwiderte Ben lächelnd. »Teddy und Des haben mit dem hiesigen Klan nicht mehr zu tun als du oder ich. Teddy stammt aus der Gegend von Yarrawonga am Murray, drüben inVictoria, unweit von Aubury, und Des kommt ursprünglich aus Mulwala, das liegt Aubury gegenüber auf der anderen Seite des Flusses in New South Wales. Wie gesagt, beide sind mehr weiß als schwarz. Sie sind zwar entfernt mit dem Minjambutta- und dem Panderang-Klan verwandt, aber was hier passiert ist, interessiert sie nicht, glaub mir.«
Jacqueline nickte erleichtert. »Gut, wenn du das sagst.«
Ben hob grüßend die Hand und stapfte dann in Richtung Koppel davon.
»Ben ist wirklich ein feiner Mensch, findest du nicht auch?«, sagte Vera zu Jacqueline, als sie kurz darauf ins Haus gingen. Sie dachte das viele Male am Tag. Sie bewunderte Ben und schätzte seine Freundschaft.
»Du hast ihn sehr gern, nicht wahr?«, fragte Jacqueline, als sie sich an den Küchentisch setzten, um die Gestaltung ihres neuen Gartens zu planen.
»Ja, sicher«, erwiderte Vera leichthin, vermied es aber, ihre Freundin anzusehen.
»Ich meine, nicht nur als Freund.«
Vera blickte auf. »Ich bin mir nicht sicher, Jackie. Ben möchte, dass ich eine Weile bleibe, damit wir herausfinden können, ob mehr aus unserer Freundschaft werden kann. Aber ich weiß es einfach nicht.«
»Gefühle kann man nicht erzwingen, Vera. Wenn du nichts für ihn empfindest, solltest du es ihm sagen.«
»Das ist es ja gerade! Ich weiß nicht, was ich für Ben empfinde, weil ich noch für keinen Mann so empfunden habe. Ich respektiere ihn und fühle mich wohl in seiner Nähe. Er ist ein ganz wundervoller Mensch. Ich würde lieber sterben, als ihm wehzutun. Ich denke, ich könnte ihn lieben, aber ich habe kein Vertrauen mehr in mein Urteil. Deshalb ist es wahrscheinlich besser, wenn ich auf Distanz gehe.«
»Dann sag es ihm. Lass ihn nicht in dem Glauben, es könnte eine Zukunft für euch beide geben. Das wäre grausam. Er ist einsam, und ich bin sicher, er hätte gern wieder eine Ehefrau im Haus. Du siehst doch, wie glücklich es ihn macht, in ein ordentliches, gemütliches Zuhause zu kommen, sich an den Tisch setzen und eine
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