Leuchtende Sonne weites Land - Roman
frustriert.
»Das muss aufhören«, erwiderte Brent sachlich. »Machen Sie ihnen das ohne Umschweife klar. Es hat keinen Sinn, so zu tun, als könnten Sie sich das alles leisten, während Sie heimlich, still und leise bankrott gehen.«
»Sie haben Recht, so kann es nicht weitergehen. Das Ironische daran ist, dass meine Frau bald sehr reich sein wird. Ihr Vater hat einen Teil seiner Wertpapiere sowie einen Apartmentblock in New York veräußert und will ihr das Geld auf ihr Konto hier überweisen. Er glaubt, wir seien immer noch zusammen und könnten das Geld gebrauchen, um es in das Geschäft zu stecken, das ich mit meinem Bruder geplant hatte, und ein Haus für uns zu kaufen.«
Henry kam die Galle hoch, sooft er daran dachte. Wäre er noch mit Jacqueline zusammen, könnte er ein Luxusleben führen, eine Mitgliedschaft in einem exklusiven Golfklub inbegriffen. Die Sorgen, die ihn jetzt plagten, hätte er sicherlich nicht.
»Woher wissen Sie das alles, Henry?«, fragte Brent. »Haben Sie von Ihrem Schwiegervater gehört?«
Henry wurde klar, dass er sich einen groben Schnitzer geleistet hatte. Wie konnte er nur so dämlich sein? Brent war Privatdetektiv. Er hätte sich doch denken können, dass ihm nichts entging. »Äh … ja … er … er hat uns geschrieben und den Brief an die Adresse meines Bruders geschickt. Philip hat den Brief hier abgegeben. Ich vermute, dass Jacqueline mit ihrem Vater in der Zwischenzeit Verbindung aufgenommen und die Situation erklärt hat.«
»Möchten Sie mir den Brief Ihres Schwiegervaters mitgeben, damit ich ihn ihr zustellen kann?«
»Nein, nein, nicht nötig«, erwiderte Henry eine Spur zu hastig. »Geben Sie mir ihre Adresse, dann mach ich es selbst.«
»Wie Sie möchten.« Brent zog sein Notizbuch hervor, notierte Jacquelines Adresse auf einem Zettel und reichte ihn Henry.
Der Detektiv hätte fast gelacht über diese unverhoffte Wendung des Schicksals und Henrys Pech. Falls seine Frau das Geld von ihrem Vater erst nach der Unterzeichnung der Scheidungsunterlagen bekommen hatte, hatte Henry keinerlei Anspruch darauf. Doch das behielt er für sich, er wollte nicht noch zusätzlich Salz in Henrys Wunden streuen.
»Jacqueline wird meine Abfindung gar nicht brauchen«, knurrte Henry bitter. »Sie wird so reich sein, dass sie die Farm, auf der sie wohnt, kaufen kann.«
»Sie haben die Papiere unterschrieben, Henry, Ihnen wird gar nichts anderes übrig bleiben, als ihr die Abfindung zu zahlen.«
»Ich weiß. Das und Veritys Verschwendungssucht werden mir das Genick brechen. Mit einem Gewinn aus meinen Investitionen kann ich frühestens in einem halben Jahr rechnen.«
»Ich würde Ihnen dringend raten, das Ambassador umgehend zu verlassen und in das billigste Hotel zu ziehen, das Sie finden können. Und danach drehen Sie Verity schleunigst den Geldhahn zu. Mit ein bisschen Glück werden Sie wenigstens nicht hungern müssen, bis Sie wieder flüssig sind.«
»Hört sich vernünftig an.« Und schrecklich deprimierend. Henry graute es vor dem Gespräch mit Verity, aber er wusste, dass es sich nicht vermeiden ließ.
Brent warf einen Blick auf seine Armbanduhr und trank dann aus. »Tut mir leid, dass ich Ihnen das jetzt antun muss, Henry, aber hier ist die Rechnung für meine Dienste.« Er reichte ihm einen Umschlag. »Ich muss los, ich treffe mich gleich mit einem Klienten. Lassen Sie es mich wissen, falls Sie noch irgendetwas brauchen. Das Scheidungsurteil wird Ihnen per Post zugestellt werden. Denken Sie daran, Ihre Adresse zu hinterlassen, wenn Sie aus dem Ambassador ausziehen.«
Henry seufzte. »Vielen Dank für alles, Brent. Ich werde heute noch einen Boten mit dem Rechnungsbetrag in Ihr Büro schicken.« Er schüttelte dem Detektiv die Hand.
Brent verließ die Bar. Auf dem Weg zu seinem nächsten Termin dachte er über Henrys missliche Lage nach. Jeder bekam das, was er verdiente. Dieser Gedanke hatte ihn schon oft beschäftigt. Natürlich wurden zuweilen auch gute Menschen hart vom Schicksal getroffen. Doch immer wieder kreuzte jemand wie Henry Brents Weg, jemand, auf den dieser Ausspruch zutraf, und Brent fand, dass doch etwas an dem Gedanken dran war.
Die Frau, deretwegen Henry seine Ehefrau verlassen hatte, saugte ihn aus, und seine Ehefrau würde in Kürze sehr reich sein. Henry hatte den größten Fehler seines Lebens gemacht, als er seine Frau abserviert hatte, und jetzt schien er es zu bedauern. Doch seine Reue kam zu spät. Seine Frau würde ihm niemals
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