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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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richtige Mahlzeit essen zu können.«
    Jacqueline hatte Recht, das wurde Vera jetzt klar. »Glaubst du, das ist der Grund, weshalb er sich wünscht, dass ich bleibe? Um die Leere zu füllen, die der Tod seiner Frau hinterlassen hat?«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Jacqueline schüttelte den Kopf. »Er mag dich wirklich. Ich finde nur, es wäre nicht richtig, ihm nach allem, was er durchgemacht hat, noch mehr Kummer zu bereiten.«
    »Ja, das sehe ich auch so. Deshalb habe ich ihn um Bedenkzeit gebeten. Ich will ihm auf gar keinen Fall wehtun. Ich habe Mike schon wehgetan. Vielleicht sollte ich abreisen.«
    »Nein, bitte nicht, Vera«, erwiderte Jacqueline panisch. »Ich weiß, das ist egoistisch von mir, aber geh nicht weg! Was soll ich denn ohne dich machen?«
    Vera verzog kläglich das Gesicht. »Ist schon gut. Ich weiß doch auch gar nicht, wo ich hin soll. Am besten, ich sage Ben, dass wir nur Freunde sein können. Damit er sich keine falschen Hoffnungen macht.«
    »Von mir darfst du keinen Rat erwarten, Vera«, murmelte Jacqueline bedrückt. »Ich bin die Letzte, die dir sagen darf, was du zu tun hast und was nicht.«
    Vera begriff sofort, dass das eine Anspielung auf Nick war. Sie hatte das Knistern, die sexuelle Anziehung zwischen den beiden gespürt, aber nichts gesagt, weil sie Jacqueline für eine richtige Lady hielt.
    Jacqueline zögerte. Sie hätte Vera gern ihr Herz ausgeschüttet, nur wollte sie nicht, dass ihre Freundin schlecht von ihr dachte. Aber vielleicht wusste Vera eine Erklärung, warum Nick ihr aus dem Weg ging.
    »Was ist los, Jackie?«, forschte Vera, die ihren Gewissenskonflikt spürte.
    »Ich habe eine Riesendummheit gemacht, Vera«, brach es aus Jacqueline hervor. »Gleich am Anfang, als ich hierherkam. Ich habe weder dir noch Tess etwas davon gesagt, weil ich fürchtete, ihr würdet mich für ein … ein Flittchen halten.« Ihre Stimme wurde brüchig. »So etwas habe ich noch nie gemacht, weißt du, und ich schäme mich wirklich dafür.« Ihre Wangen brannten vor Verlegenheit. Sie konnte Vera ansehen, dass sie allmählich begriff, wovon sie redete. »Das ist keine Entschuldigung«, fuhr sie hastig fort, »aber ich hatte viel zu viel getrunken, und mein Selbstbewusstsein war am Boden zerstört, und er war so ein wunderbarer Mann, und …«
    »Willst du damit sagen, du hast mit Nick geschlafen?«, fragte Vera. Sie war sich sicher, dass Jacqueline es abstreiten würde.
    Doch diese nickte zerknirscht und flüsterte: »Ja.« Ein schelmisches Lächeln spielte um Veras Mundwinkel. Jacqueline, die das falsch deutete, fügte hinzu: »Ich weiß, dass es nicht richtig war. Ich bereue es jeden Tag.«
    »Aber warum denn? Warum sollte es dir leidtun? Wir leben in den Sechzigern, die Zeiten ändern sich. Es hat sich bestimmt richtig angefühlt, sonst hättest du es nicht getan, oder?«
    »Ja, das stimmt. Es war wundervoll«, erwiderte Jacqueline seufzend. Das hatte sie bisher nicht einmal sich selbst eingestanden. »Nick ist ein faszinierender Mann. Er ist so … ich weiß auch nicht, so aufregend und männlich, genau das Gegenteil von Henry. Das ist das erste Mal, dass ich einem Mann einfach nicht widerstehen konnte. Ich muss unentwegt an unsere gemeinsame Nacht denken. Aber am nächsten Tag habe ich ihm gesagt, es sei ein Fehler gewesen, und wir sollten besser so tun, als wäre es nie passiert.«
    »Das wird ihn ganz schön in seiner männlichen Eitelkeit gekränkt haben«, bemerkte Vera.
    »Meinst du?«
    »Aber sicher. Welcher Mann gibt schon gern den leidenschaftlichen Liebhaber, nur um sich dann anzuhören, er solle vergessen, dass es überhaupt passiert ist?«
    »Oh.« Jacqueline kam sich furchtbar einfältig und unerfahren vor. »Vielleicht benimmt er sich deshalb so merkwürdig.«
    Bisher hatte sie ihre gemeinsame Nacht nur von ihrer Warte aus betrachtet. Aber jetzt, wo sie darüber nachdachte, erinnerte sie sich, dass Nick am anderen Morgen ganz entspannt und locker gewesen war. Während er sogar darüber reden wollte, hatte sie in ihrer grenzenlosen Verlegenheit jedes Gespräch im Keim erstickt.
    Jaqueline wünschte plötzlich inständig, sie hätte anders reagiert.
    Teddy und Des kamen am folgenden Tag in aller Frühe auf die Farm hinaus. Sie waren älter, als die Frauen erwartet hatten – Mitte bis Ende sechzig schätzten sie, aber sehr rüstig für ihr Alter. Beide waren freundlich und nett und immer zu einem Scherz aufgelegt. Man sah ihnen kaum an, dass sie von Ureinwohnern

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