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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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unterrichtet. Es war keine einfache Zeit, weil es immer wieder Konflikte zwischen Weißen und Schwarzen gab, die letztendlich die Bürgerrechtsbewegung in Gang setzten.«
    »Die schwarze Bevölkerung wollte sich das Wahlrecht erkämpfen, nicht wahr?«, warf Geoffrey ein, der im Schulunterricht darüber gelesen hatte.
    »Nicht nur das. Nach jahrzehntelanger Diskriminierung, vor allem in den Südstaaten, hatten die Schwarzen mit Recht genug von den Erniedrigungen, denen sie ausgesetzt waren. Sie durftenzum Beispiel nur Schulen für Schwarze besuchen und mussten in öffentlichen Bussen ganz hinten sitzen. Oft genug wurden Schwarze für Verbrechen angeklagt, die sie nicht begangen hatten. Es gab viele Weiße, die erbitterten Widerstand gegen die Integration leisteten, und so kam es zu oftmals gewalttätigen Zusammenstößen. Jackies Mutter hätte mit Freuden schwarze Kinder unterrichtet, aber die Gründerinnen der Ballettschule waren strikt dagegen. Eines der kleinen schwarzen Mädchen, das unbedingt tanzen lernen wollten, kletterte immer wieder die Feuerleiter außen am Gebäude hinauf, um dem Unterricht zuzuschauen. Das machte es auch, als es geschneit hatte und die Stufen vereist waren.« Vera schwieg einen Moment. »Eines Abends rutschte die Kleine aus und stürzte zu Tode. Sie fiel auf dem Parkplatz in eine Schneewehe, wo man sie nicht sehen konnte. Als Jackies Mutter im Dunkeln ausparkte, streifte sie mit dem Auto die Leiche, ohne es zu merken. Die Polizei ging zunächst von einem tödlichen Unfall mit Fahrerflucht aus. Als sie den Wagen untersuchten, entdeckten sie winzige Blutspuren an der Karosserie.«
    »Wurde sie festgenommen?«, fragte Ben.
    »Nein, sie erzählte der Polizei von dem kleinen Mädchen, das immer wieder die Feuerleiter hinaufgestiegen war. Daraufhin wurde die Leiter genau untersucht, und so fand man heraus, dass sie gestürzt und an ihrer schweren Kopfverletzung gestorben war. Jackies Mutter fühlte sich trotzdem für ihren Tod verantwortlich. Obwohl sie Valmae gewarnt hatte, ihr immer wieder gesagt hatte, wie gefährlich es war, die vereiste Leiter hinaufzuklettern und zu später Stunde im Dunkeln allein nach Hause zu gehen, machte sie sich Vorwürfe, weil sie energischer hätte sein sollen.«
    Ben schwieg nachdenklich. Dann fragte er: »Und woher weiß Dot von dieser Geschichte?«
    »Jackie hat mir aus dem Tagebuch ihrer Mutter vorgelesen. Dot muss ins Haus gekommen sein und uns belauscht haben. Sie hat aber nicht die ganze Geschichte gehört. Sie hat nicht gehört, dasssich herausstellte, dass Jackies Mutter unschuldig war oder dass die Familie des Mädchens ihr die Schuld am Tod der Kleinen gab oder dass ein wütender Pöbel sich vor ihrem Haus zusammenrottete und es in Brand steckte.«
    »Das ist ja furchtbar«, murmelte Ben betroffen. »Und was geschah dann?«
    »Jackies Familie flüchtete im Auto. Aber sie wurden gesehen und verfolgt. Der Wagen kam auf der vereisten Straße ins Schleudern und überschlug sich. Jackies Mutter und ihr jüngerer Bruder kamen dabei ums Leben.«
    Die vier Jungen waren sichtlich schockiert, und Ben schüttelte bestürzt den Kopf. »Das ist wirklich tragisch.« Ein bedrücktes Schweigen entstand, als alle am Tisch sich vorzustellen versuchten, was Jacqueline durchgemacht hatte.
    »Ich verstehe aber immer noch nicht, warum sich Jackie wegen Yuris Verschwinden schuldig fühlt«, sagte Ben nach einer Weile. »Sie kann doch nichts dafür, dass er weggelaufen ist.«
    »Das hat er schon öfter gemacht«, ergänzte Jimmy.
    »Ich habe ihr gesagt, sie solle sich keine Vorwürfe machen und die Suche euch Männern überlassen«, erwiderte Vera. »Aber weil sie vermutlich die Letzte war, die ihn gesehen hat, und weil Dot ihr die Schuld an seinem Verschwinden gab, fühlte sie sich verpflichtet, nach ihm zu suchen. Und jetzt ist es wahrscheinlich so gekommen, wie du gesagt hast, Ben. Jetzt hat sie sich auch noch verirrt.«
    »Onkel Nick wird sie schon finden«, sagte Geoffrey im Brustton der Überzeugung. Er hatte den Eindruck, dass sein Onkel Jacqueline sehr gern hatte, deshalb, da war er sich sicher, würde er sich doppelt so viel Mühe geben, sie zu finden.
    Die Aborigines, die Jacqueline und Yuri gerettet hatten, waren auf der Jagd gewesen. Zwei trugen an einer Stange ein erlegtes Känguru, ein anderer hatte sich einen großen Goanna über die Schultern geworfen. Das Blut, das von den Tieren tropfte, zog Unmengen von Fliegen an. Jacqueline, die auf Dixie ritt, während

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