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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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Yuri auf den Schultern eines der Männer saß, wurde übel bei dem Anblick der fliegenumschwärmten Kadaver. Sie versuchte, den Ureinwohnern zu erklären, dass sie zur Farm zurückkehren wolle, aber sie gaben ihr mit barschen Worten und aufgebrachten Gesten zu verstehen, sie solle schweigen.
    Jacquelines Gedanken kreisten unentwegt um den heiligen Kreis aus Steinen auf Wilpena, den sie zerstört hatte. Die Aborigines waren aus Zorn darüber in ihr Zimmer eingedrungen und hatten ihr eine Haarsträhne als Warnung abgeschnitten. Was würden sie jetzt wohl tun, wenn sie glaubten, sie habe versucht, Yuri etwas anzutun? Töten würden sie sie!
    Irgendwann erreichten sie das Lager der Aborigines. Dot schloss ihren Sohn überglücklich in die Arme. Sowohl Dot als auch Yuri vergossen Tränen der Freude und der Erleichterung. Nach einer Weile löste die Mutter sich von ihrem Jungen und wandte sich Jacqueline zu. Sie fuhr zeternd auf sie los, beschimpfte sie und wäre handgreiflich geworden, wenn die Männer sie nicht zurückgehalten hätten.
    Jacqueline war vor Angst wie gelähmt. Hätte sie gewusst, dass Wirapundu sich im Lager befand, hätte sie sich noch viel mehr gefürchtet. Ben hatte ihr von ihm erzählt.
    Sie blickte sich verstört um und fragte sich, ob sie vielleicht fliehen könnte. Das Lager bestand aus einigen grob errichteten Hütten, sogenannten wiltjas , zu einem Rund aneinandergestellte Äste mit einer oder mehreren Öffnungen. Jeweils ein paar dieser wiltjas bildeten eine kleine Einheit, zu der ein Lagerfeuer in einem Kreis aus Steinen gehörte, über dem gekocht wurde und das in kalten Nächten Wärme spendete. Der Geruch von versengten Haaren stieg Jacqueline in die Nase. Das Känguru war in die glühenden Kohlen einer Feuerstelle geworfen worden, mitsamt Fell, Schwanz, Kopf. Den Goanna hatte das gleiche Schicksal an einem anderen Lagerfeuer ereilt. Jacqueline sah Knochen vergangener Mahlzeiten ringsum verstreut, und ihr drehte sich der Magen um.
    Da sie schrecklichen Durst hatte, bat sie die Frauen um Wasser, aber entweder sie verstanden sie nicht, oder sie ignorierten ihre Bitte absichtlich. Ihr Blick fiel auf ein Gefäß, das aussah, als könnte es Wasser enthalten. Sie griff danach, ohne zu fragen, schnupperte daran und trank dann ein paar Schlucke, als sie feststellte, dass es sich tatsächlich um Wasser handelte. Dann brachte sie Yuri, der stundenlang keine Flüssigkeit zu sich genommen hatte, den Krug. Sofort fuhr Dot wieder auf sie los, aber Jacqueline stammelte eine hastige Erklärung.
    Yuri streckte beide Hände nach dem Krug aus. Dot ließ ihn trinken, funkelte die Weiße aber weiter böse an.
    Plötzlich näherte sich ein Mann und befahl Jacqueline, in eine der Hütten zu gehen.
    Man ließ sie allein.
    Als es dämmerte, betrat ein Aborigine die Hütte und zerrte Jacqueline hinaus und an ein Lagerfeuer, wo er sie aufforderte, sich zu setzen. Ihr gegenüber hatten bereits drei ältere Männer, darunter Wirapundu, Platz genommen. Ihre Gesichter waren ockerfarben bemalt, was ihnen ein wildes, Furcht einflößendes Aussehen verlieh. Sie trugen keine Kleidung an ihren dünnen, sehnigen Körpern. Die Männer begannen zu reden und zu gestikulieren, und obwohl Jacqueline sie nicht verstehen konnte, war die Drohung hinter ihren Worten und Gebärden eindeutig.
    Ein weiterer Mann trat näher und setzte sich seitlich zwischen die Stammesältesten und Jacqueline. Auch er war ein Ureinwohner, und doch war etwas an ihm anders.
    »Ich heiße Djula«, stellte er sich vor. »Als ich noch unter den Weißen lebte, nannte man mich David. Ich werde für dich dolmetschen.«
    »Du sprichst meine Sprache!«, rief Jacqueline freudig aus. »Wie soll ich dich nennen, Djula oder David?«
    »Hier bin ich Djula«, erwiderte er reserviert.
    »Gut. Bitte sag diesen Männern, dass ich Yuri retten wollte. Ich wollte ihm ganz bestimmt nichts tun«, sprudelte es aus Jacqueline hervor. Sie hatte nur noch einen Wunsch: so schnell wie möglich zur Farm zurückzukehren. »Und es war auch nicht meine Absicht, den heiligen Kreis auf Wilpena Station zu zerstören. Ich hatte keine Ahnung, welche Bedeutung er hat.«
    »Die heilige Stätte wird nie wieder erwähnt werden. Hast du verstanden?«
    Sein strenger Ton schüchterte Jacqueline ein. Sie nickte eifrig. Wenn nicht darüber gesprochen werden durfte, bestand immerhin die Möglichkeit, dass sie ihr verziehen hatten.
    »Das hier ist eine Ratsversammlung, und du wirst den Stammesältesten

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