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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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verlassen wollte oder dass er sich sehnlichst ein Kind wünschte. Hätte er mich in Amerika verlassen, hätte ich das sogar noch verstanden. Aber mich während der Überfahrt hinter meinem Rücken zu betrügen und mich dann für eine Jüngere sitzen zu lassen war das Letzte.« Jacquelines Zorn flammte jäh wieder auf. »Es war schäbig und verabscheuenswert. Ich stand da ohne einen Cent in der Tasche, in einem fremden Land, in dem ich weder Angehörige noch Freunde hatte. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, hätte ich nicht zufällig Tess und Vera getroffen. Und das Schönste ist, dass Henry anscheinend erwartete, ich würde zu allem Ja und Amen sagen und einfach das Feld räumen.« Sie kämpfte gegen die Tränen an.
    Die Ältesten besprachen sich.
    Da Djula nicht übersetzte, fragte Jacqueline ihn, was sie redeten.
    »Sie sagen, das neue Leben deines Mannes wird nicht so werden, wie er es sich erhofft hat. Und du wirst das Glück einer Frau finden.«
    Jacqueline verstand nicht, was das zu bedeuten hatte. Doch da die Ältesten sich immer noch berieten, wagte sie nicht, sie zu unterbrechen.
    »Jetzt wird über dein Schicksal entschieden«, sagte Djula nach einer Weile zu ihr. Wirapundu winkte Dot und Yuri heran. Djula forderte Jacqueline auf, sich zu erheben und den beiden gegenüberzutreten, was sie tat.
    Yuri werde über ihr Schicksal entscheiden, so hätten die Ältesten es beschlossen, teilte Djula ihr mit.
    Jacqueline traute ihren Ohren nicht. »Yuri? Ein Kind soll über mein Schicksal entscheiden?«
    »Die Ältesten sagen, dass das Kind vor dir zurückscheuen wird, wenn du ihm ein Leid getan hast, und dann wirst du dem Gesetz des Stammes gemäß bestraft.«
    Jacqueline war fassungslos. »Obwohl ich dem Jungen nie etwas getan habe, hat er immer Angst vor mir gehabt. Sag das den Ältesten.«
    Djula schüttelte den Kopf. Er forderte Dot auf, Yuri zu sagen, er solle zu Jacqueline gehen und ihre Hand nehmen. Der Junge hatte offenbar etwas zu essen bekommen, er hatte einen ganz verschmierten Mund. Er sah sehr müde aus. Dot warf Jacqueline einen misstrauischen Blick zu, wagte es aber nicht, sich der Anordnung der Ältesten zu widersetzen. Sie tat wie geheißen.
    Jacqueline stand da wie versteinert, während ihr das Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug.
    Yuri schaute zu seiner Mutter auf. Wieder redete sie mit ihm und zeigte auf Jacqueline. Der Junge sah die weiße Frau an.
    Sie erinnerte sich, wie er zu ihr gekommen war, als sie in der Felsspalte gelegen hatte. Dot war klein, Jacqueline war groß; zu voller Größe aufgerichtet musste sie Furcht einflößend auf den Jungen wirken. Sie ging langsam in die Hocke und sah Yuri gelassen an.
    Er betrachtete sie wachsam. Ganz ruhig streckte sie ihre Hand aus und lächelte ihn schüchtern an. Der Junge zögerte einen Moment, und sie dachte, er würde zurückweichen, doch dann machte er einen Schritt auf sie zu, ergriff ihre Hand und erwiderte ihr Lächeln.

25
    Nick verließ das Lager, ohne dass Jacqueline irgendetwas von seiner Anwesenheit mitbekommen hatte. Als er weit genug entfernt war, stieg er ab, setzte sich auf einen Felsbrocken und dachte nach. Jetzt ergab ihr Verhalten an dem Abend, als sie sich geliebt hatten, einen Sinn. Sie hatte sich nach der Demütigung durch ihren Mann danach gesehnt, sich wieder als richtige Frau zu fühlen, was er durchaus verstehen konnte. Genauso wie ihre Panik am darauf folgenden Tag. Mit einem völlig Fremden intim zu werden entsprach ganz offensichtlich nicht ihrem Charakter, deshalb war ihr die Nacht mit ihm so schrecklich peinlich gewesen. Er konnte aufgrund seiner eigenen schmerzlichen Erfahrung auch verstehen, dass sie Angst vor einer neuen Beziehung hatte.
    Nick starrte gedankenverloren in die Dunkelheit. Er musste unentwegt an jene leidenschaftliche Nacht mit Jacqueline denken, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie wieder in seinen Armen zu halten und sie zu lieben.
    Die Aborigines ließen Jacqueline nicht gehen, wie sie erwartet hatte. Stattdessen führte Djula sie zu einem anderen Lagerfeuer, an dem nur Frauen saßen. Er selbst kehrte zu den Männern zurück. Widerwillig setzte sich Jacqueline ans Feuer. Man gab ihr ein Gefäß mit Wasser, und sie trank gierig.
    Sie sah Dot und Wirapundu in das dem Feuer am nächsten gelegene wiltja hineingehen und wieder herauskommen. Anscheinend war das die Hütte der beiden. Kurz darauf brachte Dot denvöllig erschöpften Yuri in die Hütte und kam allein wieder heraus. Eine

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