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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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Frau mittleren Alters, vielleicht eine von Wirapundus Ehefrauen, reichte Jacqueline eine flache Holzschale und gab ihr zu verstehen, dass sie essen solle. Was es auch sein mochte, es war bis zur Unkenntlichkeit verkohlt.
    Weitere Frauen setzten sich ans Feuer. Jacqueline fragte sich, ob sie alle zu Wirapundu gehörten. Sie lächelten ihr zu und bedeuteten ihr wieder, doch endlich zu essen, sie plauderten ungezwungen und fröhlich miteinander wie Schwestern. Diese polygame Gesellschaftsform faszinierte Jacqueline ungemein. Ihrer persönlichen Denkart war sie völlig fremd, aber für die Ureinwohner schien dieses System zu funktionieren.
    Das Essen roch gut, und Jacqueline knurrte der Magen. Aber so hungrig, dass sie Kängurufleisch essen würde, das mitsamt des Fells gebraten worden war, war sie denn doch nicht. Sie hätte gerne gefragt, was man ihr da vorsetzte, aber sie wollte die Frauen nicht beleidigen.
    Als die Frau neben ihr sie mit Gesten erneut aufforderte zu essen, lächelte sie, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und rieb sich den Bauch: »Mmm, das riecht gut! Was ist es denn?«
    Die Aborigine verstand Jacqueline nicht, aber Dot hatte ihre Frage zufällig mit angehört und übersetzte für sie. Die Frau lachte, schob ihre Hände in die Erde, als wolle sie etwas ausgraben, und zeigte dann auf Jacquelines Essen.
    »Würmer!«, stieß diese entsetzt hervor. Sie konnte ihren Abscheu nicht verbergen.
    Dot lachte und übersetzte wieder, und dann lachten auch die anderen. Sie sahen Jacqueline an und redeten alle durcheinander. Wollten sie ihr mitteilen, dass Würmer ein Leckerbissen waren?
    Eine Frau, die Jacqueline gegenübersaß, warf ihr etwas zu, eine Art Knolle, und zeigte dann auf die Schale. Anscheinend hatten sie irgendein Wurzelgemüse gekocht.
    »Ach so!«, rief Jacqueline aus, »jetzt verstehe ich! Das ist so etwas wie Möhren oder Rüben.« Sie war unendlich erleichtert, dass man ihr kein fragwürdiges Fleisch gegeben hatte.
    Jacqueline beobachtete, wie die Frauen etwas mit einem Stock aus der Asche fischten und es mit den Fingern aßen. Kurz entschlossen griff sie zu dem Wassergefäß und ließ ein wenig Wasser über ihre schmutzigen Hände laufen. Die Frauen schauten ihr fasziniert zu. Dot sagte etwas zu ihnen, und sie grinsten, als ob Jacqueline nicht ganz richtig im Kopf sei. Dann begann sie zu essen, zaghaft zuerst, aber immer gieriger, weil sie solch einen Hunger hatte. Im Nu war ihre Schale leer.
    Das Leben konnte wirklich manchmal die seltsamsten Wendungen nehmen. Ein paar Wochen zuvor war sie mit Henry auf dem Weg in ein neues Leben gewesen, das ihrem alten vermutlich bis aufs Haar geglichen hätte. Sie hätte ein schönes neues Zuhause, neue Möbel, eine Haushälterin und ganze Schränke voller schöner neuer Kleider gehabt. Hätte ihr jemand prophezeit, dass sie eines Tages mit Aborigines an einem Lagerfeuer auf der nackten Erde sitzen, irgendetwas in der heißen Asche gegartes Unbekanntes essen und sich dabei wohl fühlen würde, so hätte sie gelacht und demjenigen erklärt, er habe den Verstand verloren.
    Aber genau so war es gekommen.
    Eine ganze Weile später kam Djula auf Jacqueline zu und fragte: »Hast du genug zu essen bekommen?«
    »Ja, danke. Dieses Wurzelgemüse hat wunderbar geschmeckt, so etwas habe ich noch nie in meinem Leben gegessen«, erwiderte sie gähnend. Sie war todmüde und wollte nur noch eines – nach Hause in ihr Bett.
    Djula unterhielt sich kurz mit einer der Aborigine-Frauen in ihrer Sprache und wandte sich dann wieder Jacqueline zu. »Das waren Yamswurzeln, was du gegessen hast.«
    »Tatsächlich? Die waren wirklich lecker.«
    »Und die Goannaeier?«
    Jacqueline wurde blass. »Goannaeier? Ich habe doch keine Goannaeier gegessen! Die Frauen gaben mir zu verstehen, dass sie das, was ich aß, aus der Erde ausgegraben hatten!«
    »Yamswurzeln kommen aus der Erde, Goannaeier aber auch. Die Frauen haben heute einige aus einem Bau ausgegraben«, erklärte Djula. »Das ist eine Delikatesse.«
    Er hatte Mühe, seine Belustigung angesichts von Jacquelines angewiderter, entsetzter Miene zu unterdrücken. Er nahm sie nur auf den Arm. Sie hatte überhaupt keine Goannaeier bekommen.
    Jacqueline hatte plötzlich ein ganz flaues Gefühl im Magen.
    »Es steht dir frei, ob du die Nacht hier verbringen oder nach Hause gehen willst«, fuhr Djula fort.
    »Ich würde lieber gehen. Sie machen sich zu Hause sicher schreckliche Sorgen um mich, und sie werden auch wissen wollen,

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