Leuchtende Sonne weites Land - Roman
ihrem Bett. »Hast du dich gut amüsiert?«
»O ja, es war ein wundervoller Abend!« Vera seufzte. »Wir haben uns stundenlang unterhalten und so viel Gemeinsames entdeckt, und er küsst ganz wunderbar.« Sie kicherte. »Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt.«
»Wirklich? Darauf wäre ich nie gekommen«, erwiderte Jacqueline schmunzelnd. Trotz ihrer eigenen Sorgen freute sie sich für Vera.
»Bin ich so leicht durchschaubar?« Vera gähnte ausgiebig. Auf einmal war sie todmüde.
»Du strahlst wie ein Honigkuchenpferd, Vera.«
Vera lachte. Sie war grenzenlos glücklich. »Ich glaube, ich werde mich noch ein bisschen hinlegen. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Bis später.« In der Tür blieb sie auf einmal stehen und drehte sich um. »Ich könnte doch in deinem Bett schlafen, dann wecke ich Tess nicht auf.«
Jacqueline stockte der Atem. Sie geriet in Panik. »Äh … nein … nein, das geht nicht.« Sie suchte fieberhaft nach einer glaubwürdigen Ausrede. »Ich … ich möchte mich auch noch ein Stündchen hinlegen.«
In diesem Moment kam Ben in die Küche. »Nein, das werden Sie nicht«, meinte er. »Sie werden jetzt das Frühstück für mich und meine Jungs machen.« Er sah Vera prüfend an. »Sind Sie gar nicht im Bett gewesen?« Sie sah völlig erschöpft aus.
»Ehrlich gesagt, nein.« Was würde Ben wohl von ihr denken?
Aber Ben, der im Grunde seines Herzens ein Romantiker war, lächelte nur. »Sie und Mike haben sich anscheinend gut verstanden. Das freut mich.«
»Ja, es war ein wunderschöner Abend.« Vera seufzte wohlig. »Bis nachher.«
Jacqueline sah, dass sie auf das Zimmer zuging, das sie sich mit Tess teilte, und atmete auf. Doch die Erleichterung währte nichtlange. Wenn Ben nun seinen Bruder aus ihrem Zimmer kommen sah? Er würde doch sofort zwei und zwei zusammenzählen. Ihr wurde regelrecht schlecht bei dem Gedanken.
»Ich kann heute Morgen nicht kochen, Ben«, stotterte sie. »Ich habe … gestern Abend zu viel getrunken … und mir geht’s gar nicht gut.«
Sie würde ihm ein anderes Mal beibringen, dass sie weder an diesem Tag noch sonst irgendwann zu kochen beabsichtigte. Im Moment gab es Wichtigeres. Sie musste so schnell wie möglich in ihr Zimmer zurück und Nick über die Veranda hinausbefördern.
»Ich habe auch ein paar Bierchen getrunken«, erwiderte Ben ungerührt, »aber ich muss heute trotzdem wieder an die Arbeit und meine Jungs auch. Und vorher brauchen wir ein anständiges Frühstück.«
»A… aber heute ist doch Sonntag«, protestierte Jacqueline.
»Das spielt keine Rolle. Ein Farmer muss sich jeden Tag um seine Herden kümmern. Außerdem müssen wir den Schuppen nach dem Grillen aufräumen. Sonntagnachmittags können wir meistens ein paar Stunden ausspannen, aber erst nach dem Essen. Denken Sie daran, dass Sie gleich nach dem Frühstück eine Lammkeule in den Ofen geben, damit sie zum Mittagessen fertig ist.«
Jacqueline riss die Augen auf. Jetzt hatte sie aber wirklich genug! »Damit Sie’s wissen – ich werde nicht kochen.«
Die Worte waren schroffer als beabsichtigt herausgekommen, weil ihre Nerven bis zum Zerreißen gespannt waren. Nick in ihrem Zimmer und Ben, der sie herumkommandierte – das war entschieden zu viel.
»Sie werden kochen, solange Sie hier sind«, erwiderte Ben genauso barsch. »Außerdem werden Sie putzen, die Wäsche waschen und die Hunde und die Hühner füttern. Das Gemüse werde ich aus dem Garten ausgraben, weil der Boden sehr hart ist, aber Sie werden die Beete mit dem Brunnenwasser wässern, und zwar täglich bei dieser Hitze.«
Jacqueline guckte Ben entsetzt an. »Ich denke nicht im Traum daran! Ich habe diese Stelle angenommen, weil man mir sagte, ich solle Ihre Angestellten beaufsichtigen. Es war nie die Rede davon, dass ich Hausarbeiten verrichten muss.«
Ben machte ein erstauntes Gesicht. »Angestellte? Ich habe niemanden außer Dot, die mir im Haus hilft. Sie wird Ihnen zur Hand gehen, wenn sie wieder da ist, aber es ist ganz sicher nicht Ihre Aufgabe, ihr Befehle zu erteilen. Und solange sie sich um ihr krankes Kind kümmert, werden Sie alle anstehenden Arbeiten hier erledigen.«
Jacqueline war den Tränen nahe. »Ich … ich glaube, es war ein Fehler, die Stelle anzunehmen.«
»Tja, das tut mir leid für Sie, aber Sie haben einen Vertrag unterschrieben, und den werden Sie einhalten. Sie haben ihn doch hoffentlich gelesen! Falls Sie ihn nicht erfüllen, schulden Sie mir ein
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