Leuchtende Sonne weites Land - Roman
seit fünf Stunden, nicht? Ich kann mich einfach nicht von dir losreißen. Ich wünschte, ich könnte bleiben.« Er küsste sie auf den Hals, und sie gab Laute des Wohlbehagens von sich.
Jacqueline wandte sich peinlich berührt ab und drehte sich auf die andere Seite. Plötzlich ertastete sie warme Haut. Sie schnappte erschrocken nach Luft und war schlagartig hellwach. Entsetzt riss sie die Augen auf, als sie Nick Dulton neben sich liegen sah. Seine gleichmäßigen Atemzüge verrieten ihr, dass er fest schlief.
»O mein Gott!«, wimmerte sie und fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch.
Im ersten Moment hätte Jacqueline ihn am liebsten angeschrien und aus ihrem Bett geworfen, aber sie hatte Angst, Vera und Mike auf sich aufmerksam zu machen. Sie griff sich an ihren dröhnenden Kopf und versuchte krampfhaft, sich zu erinnern. Nach und nach fiel ihr alles wieder ein, und als sie an die Stunden voller ungezügelter Leidenschaft in Nicks Armen dachte, erfasste sie eine glühende Hitzewelle, die im Gesicht begann und sich bis zu ihren Zehen hinunter ausbreitete.
Sie wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken, als ihr einfiel, wie sie Nick angefleht hatte, mit ihr zu schlafen. Was sollte er nur von ihr denken? Er wird mich für ein schamloses Flittchen halten, dachte sie verzweifelt. Noch nie hatte sie so etwas gemacht. Henry war der erste Mann in ihrem Leben gewesen, und bis zu ihrer Hochzeit hatten sie sich fast ausschließlich unter der Aufsicht ihres Vaters getroffen. Außerdem hätten ihre eigenen moralischen Grundsätze es nie zugelassen, dass sie die Initiative ergriff und aus purer Begierde mit einem wildfremden Mann ins Bett stieg. Das würde ihr Nick natürlich nicht glauben. Warum sollte er auch?
Jacqueline verwünschte sich dafür, dass sie mehr getrunken hatte, als ihr guttat. Nur dadurch war sie so empfänglich geworden für die Komplimente dieses attraktiven Mannes.
Vorsichtig schlüpfte sie aus dem Bett und stellte fest, dass sie vollständig nackt war. Sie tastete umher, fand ihr Kleid auf dem Fußboden und hielt es schützend vor sich. Dann spähte sie zur Verandatür hinaus. Vera und Mike waren nicht mehr zu sehen. Immerhin etwas, dachte sie. Während sie in aller Eile und so leise wie möglich ihr Kleid überstreifte, überlegte sie fieberhaft, wie sie die Angelegenheit am besten vertuschen konnte. Sie würde einfach behaupten, Nick sei betrunken gewesen, deshalb habe sie ihm ihr Bett zur Verfügung gestellt und selbst auf dem Sofa geschlafen.Und falls er irgendeine Andeutung auf das machte, was zwischen ihnen passiert war, würde sie alles abstreiten und sagen, er habe sich das nur eingebildet. Ja, das müsste funktionieren. Auf Zehenspitzen schlich Jacqueline aus dem Zimmer.
In der Küche trank sie zuerst einmal zwei große Gläser Wasser. Als sie an der Spüle stand, dachte sie über ihren Plan nach. Die Sache hatte natürlich einen Haken: Nick wohnte hier, er würde niemals glauben, dass er so ungalant gewesen war und ihr Bett mit Beschlag belegt hatte, wo er nur wenige Schritte zu seinem eigenen Haus hätte gehen müssen. Jacqueline stöhnte auf. Vielleicht würde sie ihn wenigstens davon überzeugen können, dass sie nicht miteinander geschlafen hatten. Nein, das würde auch nicht funktionieren, weil sie mit Sicherheit betrunkener gewesen war als er. Sie beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben – dass sie so etwas nämlich noch nie in ihrem Leben getan hatte. Jacqueline hoffte inständig, Nick werde ihr glauben.
Sie stand noch immer in Gedanken versunken an der Spüle, als Vera durch die Hintertür hereinkam. Ihre neue Freundin fuhr erschrocken zusammen. Sie hatte nicht erwartet, um diese Uhrzeit jemanden in der Küche anzutreffen.
»Du bist schon auf?«, stammelte sie schuldbewusst, weil sie dachte, sie und Mike hätten sie aufgeweckt.
Jacqueline sah ihr ihr schlechtes Gewissen an, aber sie war Vera dankbar dafür, dass sie sie, wenn auch unbeabsichtigt, geweckt hatte. Wäre sie erst am Morgen neben Nick aufgewacht oder womöglich von Ben überrascht worden, wäre die Demütigung noch viel größer gewesen. Dann wäre sie keine Sekunde länger auf der Farm geblieben.
»Du doch auch«, konterte Jacqueline, die Vera kaum in die Augen schauen konnte.
Vera wurde rot. Ein verträumtes Lächeln spielte um ihren Mund. »Mmm«, machte sie. »Hast du nicht schlafen können?«, murmelte sie zerstreut.
»Äh … nicht besonders gut, nein.« Jacqueline dachte an den attraktiven Mann in
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