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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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anlegten – und bat mich um die Scheidung. Ich kann keine Kinder bekommen, und jetzt will er eine Familie gründen mit seiner Geliebten. Ich bin in Adelaide mit nichts als ein paar Kleidern von Bord gegangen, und er ist mit seiner neuen Liebe nach Melbourneweitergereist.« Jacquelines Blick war tränenverschleiert, aber sie konnte die Fassungslosigkeit auf Bens Gesicht sehen.
    »Das ist ja eine schlimme Geschichte«, murmelte er nach einer Weile.
    Jetzt wurde ihm so manches klar, andererseits fragte er sich, ob Jacqueline ihren Mann nicht in die Arme einer anderen getrieben hatte. Sie erinnerte ihn ein wenig an die stacheligen Feigendistelkakteen, die er auf seiner ersten Farm an der australischen Ostküste vorgefunden und mit Stumpf und Stiel ausgerottet hatte.
    Jacqueline warf Ben einen besorgten Blick zu. Sie hoffte, dass es kein Fehler gewesen war, sich ihm anzuvertrauen. »Ich möchte nicht, dass sich das herumspricht. Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie es für sich behielten.«
    Ben nickte. »Natürlich, das versteht sich von selbst. Hierherzukommen und diese Stelle anzunehmen war das Beste, das Sie tun konnten, Jackie.«
    »Was?« Sie traute ihren Ohren nicht. »Sie sehen doch selbst, dass ich für dieses Leben nicht geschaffen bin. Es tut mir nur leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe. Und dass ich Sie gerade so unverschämt angefahren habe. Aber nach allem, was mein Mann mir angetan hat …«
    »Ach, man hat mir schon Schlimmeres an den Kopf geworfen«, erwiderte Ben und grinste.
    Jacqueline merkte erst nach einem Moment, dass er sie offenbar auf den Arm nahm. Sie wollte nur eines: zurück in die Stadt, wo es Telefone, Wasser für ein schönes Bad und elektrischen Strom ohne Einschränkungen gab. Hühner und Hunde füttern war keine Arbeit für sie. Den bloßen Gedanken daran empfand sie als Zumutung. Sollten doch seine Söhne diese Aufgaben übernehmen!
    »Sie haben meine Zeit nicht verschwendet, und Sie sollten Ihre nicht damit vergeuden, über die ungünstigen Karten, die das Leben Ihnen ausgeteilt hat, nachzusinnen.«
    »Ich weiß, dass ich nach vorn schauen muss.«
    »Genauso ist es. Schicksalsschläge treffen jeden von uns. So ist das Leben.« Es war dieser Gedanke gewesen, der ihm nach Cindys Tod die Kraft gegeben hatte weiterzumachen – und natürlich seine Söhne. »Man steht wieder auf, klopft sich den Staub aus den Kleidern und macht weiter. Sie haben die Stelle vermutlich nur angenommen, damit Sie ein bisschen was verdienen und ein Dach über dem Kopf haben, hab ich Recht?«
    Jacqueline nickte.
    »Das hab ich mir gedacht. Ich habe nicht ohne Grund auf einem Ein-Jahres-Vertrag bestanden, Jackie. Man muss sich an das Leben hier draußen gewöhnen, und die meisten Städter bringen nicht die Geduld auf, hierzubleiben und herauszufinden, wie wunderschön das Leben hier sein kann. Sie werden genau das tun.«
    Jacqueline klappte die Kinnlade herunter. »Aber …«
    »Sie haben doch selbst gesagt, dass Sie bisher ein sehr behütetes Leben geführt haben. Ich denke, es wird Zeit, dass sich das ändert, finden Sie nicht auch?«
    Jacqueline hatte es die Sprache verschlagen. Die Dinge entwickelten sich völlig anders, als sie erwartet hatte. Worauf wollte Ben hinaus?
    »Harte Arbeit hat noch nie jemandem geschadet«, fuhr Ben fort. »Und eines dürfen Sie mir glauben: Wenn Sie nach einem langen Arbeitstag ins Bett fallen, sind Sie viel zu müde, um sich selbst zu bemitleiden.«
    »Ich bin nicht für harte Arbeit geschaffen«, protestierte Jacqueline, der Verzweiflung nahe. Sie hatte den Verdacht, dass Ben sie wie eine Sklavin halten wollte, und das würde sie mit Sicherheit nicht überleben.
    »Hören Sie auf, sich herunterzumachen, Jackie. Das Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben, wenn man abends nach harter Arbeit ins Bett geht, ist Gold wert, Sie werden sehen. Da wir gerade von harter Arbeit sprechen – wo bleiben eigentlich meine Jungs? Ich werd mal nach ihnen sehen.«
    Ben verließ die Küche, und Jacqueline starrte ein paar Sekunden dorthin, wo er gerade noch gestanden hatte. Sie konnte es nicht fassen. Sie hatte ihm das demütigendste Erlebnis ihres Lebens gebeichtet, und es hatte nicht das Geringste geändert. Was tun? Sie hatte weder das Geld für einen Anwalt noch für die geforderte Abstandssumme. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass Ben seine Meinung noch ändern würde.
    Dann fiel ihr siedend heiß der Mann in ihrem Bett ein. Sie huschte über den Flur

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