Leuchtende Sonne weites Land - Roman
in ihr Zimmer. Ihr Bett war leer. Nick musste das Zimmer über die Veranda verlassen haben. Jacqueline atmete auf. Im nächsten Moment hörte sie Ben nach ihr rufen. Sie presste ärgerlich die Lippen aufeinander und kehrte in die Küche zurück.
Ben saß am Tisch. »Die Jungs werden gleich da sein.« Anscheinend erwartete er, dass sie anfing, das Frühstück zu machen, aber sie hatte keine Ahnung, was zu tun war. Während sie noch nervös die Hände an ihrem Kleid rieb und überlegte, kamen die Jungen nacheinander in die Küche geschlurft und setzten sich an den Tisch.
Ben sah sie strafend an. »Wo bleiben eure Manieren?«
Geoffrey blickte als Erster ganz kurz auf. »Morgen«, murmelte er und senkte den Blick sofort wieder.
Seine Brüder machten es ihm nach.
»Guten Morgen«, sagte Jacqueline und sah jeden von ihnen kurz an. »Was hättet ihr gern zum Frühstück?« Sie hoffte inständig, sie wünschten sich nichts Komplizierteres als Toast.
Die vier Brüder wechselten Blicke und zuckten mürrisch mit den Schultern.
»Was ist denn los mit euch heute Morgen?« Ben sah seine Söhne kopfschüttelnd an und wandte sich dann an Jacqueline. »Rühreier auf Toast wäre wunderbar. Die Eier im Kühlschrank sollten noch reichen, nach dem Frühstück müssen Sie im Hühnerstall die Eier von heute Morgen einsammeln.«
»Im Hühnerstall?«, echote Jacqueline ungläubig. Im Geist sah sie sich in ihren weißen Sandalen durch Hühnerkot staksen und schauderte vor Ekel.
Geoffrey, der ihre Gedanken las, grinste hämisch, und seine Brüder feixten ebenfalls.
»Ja«, sagte Ben. »Die Hühner legen jeden Morgen.«
»Kann nicht einer der Jungs die Eier einsammeln?«
Die beiden älteren funkelten Jacqueline grimmig an, aber Jimmy und Sid rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her.
»Als sie kleiner waren, haben sie das gemacht, aber inzwischen gibt es auf der Farm wichtigere Aufgaben für sie.«
»Verstehe«, brummte Jacqueline. Für die niedrigen Arbeiten war sie zuständig.
Sie nahm eine Schüssel Eier aus dem Kühlschrank und schaute sich suchend nach dem Brot um.
»Das Brot ist im Brotkasten«, sagte Ben und zeigte mit dem Finger darauf. »Fürs Frühstück sollte es noch reichen, aber danach müssen Sie frisches backen.«
»Ich? Brot backen?«
Geoffrey warf seinem Vater einen gereizten Blick zu. Was hatte eine unfähige Person wie diese Jacqueline in ihrer Küche verloren? Er sprang auf und knurrte: »Wir können uns unser Frühstück selbst machen. Holt Butter und Marmelade, während ich das Brot toaste«, wandte er sich an seine Brüder.
Jacqueline drückte sich schüchtern an die Wand, während die vier großgewachsenen Jungen mit flinken Bewegungen in der Küche hantierten.
»Mach mir auch einen Toast, Geoffrey«, bat Ben. Er hätte darauf bestanden, dass Jacqueline kochte, wäre nicht zu befürchten, dass der Morgen fast herum war, bis sie etwas zu essen bekämen. Er stand auf. »Kommen Sie, Jackie, ich zeige Ihnen unterdessen den Gemüsegarten und den Hühnerstall.« Er verließ die Küche, und Jacqueline folgte ihm widerwillig.
Der große, hoch eingezäunte Gemüsegarten lag ungefähr fünfzehn Meter vom Haus entfernt. Als sie näher kamen, sah Ben, dass der Maschendrahtzaun an einer Stelle heruntergedrückt war.
»Diese verdammten Kängurus«, grummelte er. »Ich werde den Zaun gleich nachher reparieren, sonst ist morgen Früh alles weggefressen.«
Das Gemüse wurde in langen, geraden Reihen angebaut, die aber vom Unkraut überwuchert waren. Für Jacqueline sah alles gleich aus. Abgesehen von den Kürbissen kannte sie keine einzige Gemüsesorte.
»Die Kängurus sind wählerisch, sie fressen nicht alles, aber sie trampeln alles nieder. Jetzt, wo Sie da sind und mir das eine oder andere abnehmen, kann ich mich ans Unkrautjäten machen. Aber wässern müssen Sie die Beete schon.« Er zeigte ihr den Brunnen und wie man die Pumpe einschaltete. Ein langer Schlauch lag zusammengerollt auf dem Boden. »Im Brunnen ist genug Wasser, Sie brauchen nicht damit zu geizen. Es ist kein Trinkwasser, aber fürs Gießen kann man es verwenden und fürs Wäschewaschen auch.«
Er zeigte auf ein kleines Gebäude. »Das dort drüben ist die Waschküche. Die Waschmaschine funktioniert, aber die Wäscheschleuder ist im Eimer. Sie werden die Wäsche also von Hand auswringen müssen, bis ich sie repariert habe.«
Jacqueline stöhnte innerlich auf. Dann entdeckte sie eine Badewanne, die hinter dem Geräteschuppen stand.
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