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Leuchtende Sonne weites Land - Roman

Titel: Leuchtende Sonne weites Land - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser
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befanden sich auch einige prominente Frauen, diesie aus den Klatschspalten kannte, sowie deren Ehemänner, angesehene Geschäftsleute. Alle starrten verärgert zu ihnen her, weil Johnny sich so unmöglich aufführte, und Ruth wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken.
    Sie und Philip verkehrten zwar nicht in den sogenannten besseren Kreisen, aber sie waren in den Dandenongs und den äußeren Randbezirken der Stadt durch Philips Möbelgeschäft – dasselbe, in das Henry als Teilhaber einsteigen sollte – bekannte und geachtete Leute.
    Henry überlegte, ob er seinen Bruder und seine Schwägerin in die Hotelhalle bitten und ihnen die Situation dort erklären sollte. Doch der Feigling in ihm dachte, die beiden würden die Nachricht besser aufnehmen, wenn Verity dabei war.
    Die Darcys wechselten einen Blick und standen auf. »Ich glaube, wir bringen den Kleinen lieber ins Bett«, sagte Ron und nahm den mittlerweile brüllenden Jungen auf den Arm. Sowohl Ron als auch Maxine waren dankbar für den Vorwand, sich aus der Schusslinie verziehen zu können. »Mir scheint, schlafen ist im Moment wichtiger für ihn als essen. Könnten wir vielleicht … äh …« Er räusperte sich verlegen. »… den … äh … Schlüssel haben?«
    Philip entging nicht, dass Henry Ron den Zimmerschlüssel zusteckte.
    Verity gab ihrem Sohn einen Gutenachtkuss, und die Darcys verließen mit Johnny den Speisesaal, sehr zur Erleichterung der anderen Gäste.
    »Wollt ihr euch nicht zu uns setzen und mit uns essen?«, fragte Henry seinen Bruder und seine Schwägerin betont unbekümmert, während er das Tischtuch glatt strich. Obwohl er sich alle Mühe gab, konnte er seine Nervosität nicht verbergen. Er setzte sich wieder und trank sein Bier in einem Zug aus.
    »Danke, aber wir haben im Carlisle einen Tisch reserviert«, erwiderte Philip mit einem Seitenblick auf seine Frau, die nicht weniger verblüfft war als er selbst.
    Philips frostiger Ton machte Henry noch nervöser. Er wünschte, sie würden endlich wieder gehen. Warum hatte sein Bruder sich nicht an ihre Absprache gehalten? Er hasste es, überrumpelt zu werden.
    »Ja, heute ist nämlich unser fünfundzwanzigster Hochzeitstag«, fügte Ruth stolz hinzu. In ihrer Stimme schwang aber auch leiser Tadel mit.
    Henry und Verity sahen sie an. Beiden war angesichts der offenkundigen Missbilligung äußerst unbehaglich zumute.
    »Ich denke, ein paar Minuten können wir uns schon zu euch setzen«, sagte Philip dann und half seiner Frau, sich zu setzen. Er fand, sein Bruder war ihm eine Erklärung schuldig.
    Verity wandte sich dem sichtlich angeschlagenen Henry zu. Seine Rückgratlosigkeit gefiel ihr zwar nicht, aber zum Zeichen dafür, dass sie zu ihm hielt, legte sie ihre Hand auf seine. Es war eine beruhigende, zugleich aber auch Besitz ergreifende Geste. Sie nahm sich vor, Henry später im Bett klarzumachen, dass sie den Segen seines Bruders nicht brauchten.
    Philips Züge wurden hart. Er fand diese Zurschaustellung von Vertraulichkeit absolut geschmacklos. Obwohl er Jacqueline nicht kannte, tat sie ihm von ganzem Herzen leid. »Henry, was wird hier eigentlich gespielt? Wo ist deine Frau? Hast du sie in New York zurückgelassen?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Henry mit einem Seitenblick auf Verity. Er atmete tief durch, sah seinen Bruder ernst an und hoffte inständig, dass er ihn verstehen würde. »Sie ist in Adelaide von Bord gegangen.«
    »In Adelaide von Bord gegangen?«, wiederholte Philip entgeistert. »Soll das heißen, sie hat dich verlassen?« Er war fassungslos. Hatte er Henry etwa vorschnell verurteilt?
    »Ja, aber …«, druckste Henry, der es Jacqueline ja nicht verdenken konnte. Er wollte ihr auch keine Schuld zuweisen, nicht einmal, um sein Gesicht zu wahren.
    »Henry kann nichts dafür, er wollte ja, dass sie nach Melbourne mitkommt«, warf Verity trotzig ein.
    Philip warf der Begleiterin seines Bruders einen finsteren Blick zu, und sie verstummte. »Und warum ist sie dann schon in Adelaide von Bord gegangen?« In diesem Moment hörte er sich wie der große Bruder von einst an, der den jüngeren zurechtwies, wenn dieser eine Dummheit gemacht hatte.
    »Sie war … sehr aufgebracht … weil …« Henry war nicht imstande, den Satz zu beenden. Er senkte den Kopf und murmelte stattdessen: »Ich habe versucht, mit ihr zu reden, aber sie hat nicht auf mich gehört.«
    »Aufgebracht?« Philip, der seinem Bruder das schlechte Gewissen ansah und die verstohlenen

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